Ach, wäre doch noch Juli. Musikredaktionen könnten dieses Album auf den »Platte des Monats«-Thron heben. Menschen könnten sich mit ihm im Ohr in den lauschigen Abend hinein entspannen. So aber bleibt uns nichts, als diese dreiviertelstündige Schönheit drei Monate nach dem Erscheinen einfach nur so zu feiern, mit ein wenig weniger Temperatur vor der Tür. Aber besser spät als nie. So mögen das auch die Herren von Yucatan sehen.
Im Jahr 2006 waren sie im walisischen Snowdonia angetreten, um epische Musik zu basteln. Ein Jahrzehnt später haben sie dieses Ziel mit dem erst zweiten Album vollkommen erreicht. Weit holen sie aus, malen riesige Landschaftsgemälde mit Tönen. Glockenspiel und Streicher, Pauken und Trompeten füllen diejenigen Lücken mit Farbe, die das Band-Grundgerüst zum Ausmalen freilässt. Alles greift ineinander, das gesungene Wort kommt als Instrument hinzu, wie es zuvor allenfalls bei Sigur Rós zu »Ágætis Byrjun«-Zeiten erfahrbar war. Nur eben ohne Isländisch.
Weitestgehend im Walisischen (alias Kymrischen) vorgetragen, bleiben die Texte auf »Uwch Gopa’r Mynydd« [Partnerlink] (»Über dem Berggipfel«) unerschlossen, wofür die Gesangsmelodie umso hartnäckiger hängenbleibt. Für solche Platten wurde die Repeat-Taste erfunden.
Auf der Bandcamp-Seite des Labels Stargazer kann man sich das gesamte Album zu Gemüte führen. Viel Vergnügen.
Der im Text mit [Partnerlink] markierte Verweis wurde von mir im Rahmen meiner Teilnahme am Partnerprogramm der Amazon EU S.à r.l. gesetzt. Weitere Hinweise dazu finden sich im Impressum dieser Seite.