Gut drei Wochen ist es mittlerweile her, dass Charlatans-Sänger Tim Burgess bei Twitter mit einer Idee um die Ecke kam: In Zeiten der »dank« der Corona-Pandemie nahezu weltweiten Ausgangssperren oder Kontaktverbote wäre es doch eine feine Sache, stattdessen im Internet enger zusammenzurücken. Burgess schwebte zu dem Zweck ein Format vor, das unmittelbar mit seiner Profession zusammenhängt, mit der Musik.
Und so schlug er vor, dass sich alle Interessierten zu einem festgelegten Termin – 22 Uhr UK-Zeit war die Ansage – bei Twitter treffen sollten, um gemeinsam eine vorher angesagte Platte zu hören, Eindrücke und Erinnerungen auszutauschen. Ob von CD oder Vinyl, ob beim Musikanbieter gestreamt oder auf Youtube gefunden: Die Art des Tonträgers sollte dabei egal sein, einzig wichtig war der gleichzeitige Start der Platte. Doch damit nicht genug, die jeweiligen Künstler sollten nach Burgess Vorstellung auch dazu kommen, um ihre Perspektive auf das jeweilige Werk zu offenbaren – mit Fotos und Geschichten aus dem Studio, mit Details zum Songwriting, mit einfach allem, was sie für passend halten würde. Den Anfang machte Tim Burgess dann gleich selbst. Am 23. März plauderte er abends um 23 Uhr unserer Zeit rund um das Album »Some Friendly« seiner Charlatans aus dem Nähkästchen.
Die unter dem Hashtag #timstwitterlisteningparty veranstaltete Nummer flog von der ersten Sekunde. Ruckzuck folgten weitere Termine. Gleich in der ersten Woche waren Franz Ferdinand und deren gleichnamiges Debüt mit von der Partie, dann Blur mit »Parklife«, Ride mit »Going Blank Again« und Oasis mit »Definitely Maybe«. Mehr und mehr Künstler fanden Gefallen an dem Format und wollten auch mittun. Und was für Kaliber! Von den Lightning Seeds bis Slowdive, von Cornershop bis Mogwai, von den Cocteau Twins bis zu den Chemical Brothers, von The Fall bis zu den Sleaford Mods. Nach kurzer Zeit war der Kalender derart voll, dass an manchen Tagen mittlerweile drei Platten gemeinsam gehört werden – um 20, 21 und 22 Uhr britischer Zeit. Bis Ende April sind die Termine straff durchgetaktet. Weitere Acts stehen bereit und müssen noch einen passenden Termin finden.
»Together Apart« lautet das Motto, das auch auf der mittlerweile eingerichteten Website zu Tims Twitter Listening Parties steht. Und das sind keine leeren Worte. Die Musik verbindet Menschen rund um den Globus. Über 11.000 Menschen haben sich gemäß einer semi-repräsentativen Umfrage bislang an mindestens einer Listening Party beteiligt, haben Zerstreuung gefunden, sich von den Lockdown-Umständen vor der eigenen Tür ablenken lassen. Alles nur, weil Tim Burgess eine Idee hatte und diese zu einer wirklich großen Sache werden ließ.
Ich habe selbst schon an der einen oder anderen Listening Party teilgenommen und kann dieses Format nur empfehlen. Die kommenden Highlights aus meiner Warte: Beta Band, Pulp, New Order, Suede, Libertines, Ash, Style Council. Alle innerhalb der nächsten fünf Tage. Demnächst dann Supergrass, Pogues, Billy Bragg … Danke, Tim Burgess!
Danke, dass ich nun endlich verstehe, was du da eigentlich die ganze Zeit machst :D
Hahaha, ich hatte tatsächlich das Gefühl, mich mal rechtfertigen zu müssen.