Es gibt Ideen, die auch im Lauf vieler Jahre nichts an Strahlkraft verlieren. Vor bald 19 Jahren entwickelten der in Washington lebende Filmemacher Christoph Green und der vormalige Fugazi-Schlagzeuger Brendan Canty gemeinsam das Konzept einer Filmreihe, die mich bis heute fasziniert. Für »Burn to Shine« reisten die beiden mit einem Kamerateam in verschiedene US-amerikanische Städte, um dort die jeweilige Musikszene filmisch abzubilden. Mit dem immer gleichen Set-up: Ein lokaler Musiker fungierte als Kurator und lud Künstler:innen der Stadt ein, sich zu beteiligen.
Diese Beteiligung sah dann so aus, dass jedem Act genau eine Stunde gegeben wurde, um aufzubauen, Soundcheck zu machen und einen Song live einzuspielen – ohne Overdubs oder andere Tricksereien. Und das alles in sehr speziellen Locations. Die Live-Darbietungen fanden in jeder Stadt in einem Haus statt, das zum Abriss bereit stand. Die Geschichte des jeweiligen Hauses und Bilder vom Abriss bildeten dann auch die erzählerische Klammer eines jeden Films.
Insgesamt sechs Filme sind auf diese Art entstanden. Fünf davon haben es bisher an die Öffentlichkeit geschafft. Die Aufnahmen aus Louisville befinden sich immer noch in der Postproduction. Ob sie jemals da raus kommen, kann niemand sagen.
Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit
Die fünf veröffentlichten »Burn to Shine«-Filme jedenfalls sind allesamt sehr besondere Abhandlungen zum Themenkomplex Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit, was dann ja auch wieder dazu passt, dass mich diese Filme immer wieder einsaugen und auch nach fast zwei Jahrzehnten nichts von ihrem Schmackes eingebüßt haben.
Wer diesem eher philosophischen Unterbau nichts abgewinnen kann, wird auch so mit einer riesigen Menge grandioser Live-Darbietungen versorgt. Den Anfang machten Green und Canty gleich in der gemeinsamen Stadt Washington DC. Dort bestens musikalisch vernetzt, machte der Fugazi-Drummer direkt selbst den Kurator und scharte Künstler wie Bob Mould, Ted Leo oder Q and Not U um sich. Und auch an den anderen Orten haben eine Menge toller Musiker:innen mitgemischt. Wie schön, dass sich alle fünf veröffentlichte Teile bei YouTube finden lassen.
Voilà, die »Burn to Shine«-Folgen:
Washington DC
Gedreht: 14. Januar 2004
Kurator: Brendan Canty
Beteiligte Künstler:innen: Q and Not U, Medications, Garland of Hours, French Toast, Ted Leo, Weird War, The Evens, Bob Mould
Chicago
Gedreht: 13. September 2004
Kurator: Bob Weston
Beteiligte Künstler:innen: Lonesome Organist, Pit Er Pat, Shellac, The Ponys, Wilco, Tight Phantomz, Freakwater, Red Eyed Legends, Tortoise
Portland
Gedreht: 15. Juni 2005
Kurator: Chris Funk
Beteiligte Künstler:innen: The Thermals, Quasi, The Planet The, Mirah, Sleater-Kinney, The Ready, The Lifesavas, The Shins, The Decemberists, Wet Confetti, Gossip, Tom Heinl
Seattle
Gedreht: 27. Januar 2007
Kurator: Ben Gibbard
Beteiligte Künstler:innen: Spook the Horse, Harvey Danger, Tiny Vipers, Blue Scholars, Dave Bazan, Ben Gibbard, Eddie Vedder, Minus the Bear, The Cave Singers, The Long Winters, Kinski, The Can’t See, Triumph of Lethargy Skinned Alive to Death, Jesse Sykes & the Sweet Hereafter
Atlanta
Gedreht: 29. Juli 2007
Kurator: Lee Tesche
Beteiligte Künstler:innen: Shannon Wright, The Selmanaires, The Liverhearts, Deerhunter, Black Lips, Delia Gartrell, The Mighty Hannibal, The Carbonas, The Coathangers, The All Night Drug Prowling Wolves, Snowden, Mastodon