Musik ist Sprache und Sprache klingt immer wie Musik. Wie untrennbar diese beiden miteinander verwoben sind, zeigt das diesjährige Festival »Acht Brücken« in Köln.
Seit seiner Première im Jahr 2011 stellt das Festival »Acht Brücken« die Musik der Moderne ins Zentrum seines Programms. Bislang unbekannte Türen möchten seine Veranstalter dem Publikum aufstoßen, dabei für Unterhaltung im doppelten Wortsinn sorgen: zum einen für Unterhaltung durch die Musik, zum anderen über die Musik. Denn wo neue, spannende Ecken ausgelotet und beleuchtet werden, ist der Austausch über das gerade Erlebte nur die logische Konsequenz. Im Anschluss an Veranstaltungen früherer Jahre brummten die Garderoben vor lauter angeregten Gesprächen über das, was da zu hören gewesen ist. Auch 2017 wird das nicht anders sein.
Schon in den vergangenen Jahren hatten die Festivalplaner Themenschwerpunkte gesetzt, um etwa das Verhältnis der Musik zum Glauben oder das der Musik zur Politik aus verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe zu nehmen. In diesem Jahr geht es um das Zusammenspiel von Musik und Sprache. »Ton. Satz. Laut.« heißt das Motto, unter dem zwischen dem 28. April und 7. Mai mehr als 50 Veranstaltungen über insgesamt 16 Bühnen in ganz Köln gehen. Mit Künstlern aus allen erdenklichen Genres zwischen Neuer Musik und Jazz, zwischen Weltmusik und Experimentellem, zwischen Pop und Musiktheater ist das Programm einmal mehr bunt gemischt.
Gleich an mehreren Abenden ergeben sich Konstellationen, die auf den ersten Blick verblüffen und auf den zweiten Blick eine rasante Auseinandersetzung mit dem Motto versprechen. Etwa, wenn sich am 7. Mai im Funkhaus Wallrafplatz der Poet und Rapper Saul Williams mit den Streichern des Mivos Quartets zusammentut. Hip-Hop und zeitgenössische Klassik, Sprache und Musik: Beide zählen in ihren Bereichen zur Avantgarde. Gemeinsam werden sie Horizonte erweitern.
Das geschieht garantiert auch abends zuvor in der Kölner Philharmonie, wenn vier Percussionisten aus Tel Aviv, Chennai, Istanbul und Köln in mannigfaltige Interaktion mit Gesang, Elektronik und Tanzperformance treten. Ähnlich gelagert die Veranstaltung am 5. Mai in der Kölner Philharmonie, bei der elektronische Tanzmusik auf zeitgenössische Klassik und beide auf Rap treffen. Das Berliner Musikerkollektiv Stargaze wird mit den Sprechkünstlern Malikah und Käptn Peng mehr als nur ungewöhnliche Gemeinschaftskompositionen präsentieren.
Acts wie diese sind lediglich Beispiele, mit denen der im Programm gespannte Bogen höchstens angerissen werden kann. »Acht Brücken« bietet noch weit mehr. Da sind zum Beispiel die Einstürzenden Neubauten am 3. Mai in der Kölner Philharmonie – seit jeher Garanten für das Zusammenspiel aus Klangkunst und Lyrik. Oder der Gitarrist Scott Fields, der am selben Abend im Stadtgarten Gedichte Samuel Becketts in Gitarrenklänge verwandelt.
Und immer wieder die koreanische Komponistin Unsuk Chin, auf deren Werk in diesem Jahr aus mehreren Gründen das Hauptaugenmerk liegt. Sie hat in Korea und Berlin studiert, dabei eine musikalisch einmalig internationale Sprache entwickelt, die zudem vielfach im Musiktheater zum Tragen kommt, einer traditionell tiefen Verbindung von Sprache und Musik im künstlerischen Kontext. Gleich mehrere Veranstaltungen sind dem Schaffen Unsuk Chins gewidmet.
Abgerundet wird »Acht Brücken« durch Seminare und Workshops, durch musikalische Kostproben zur Lunch- und Chill-outiges zur Lounge-Zeit – jeweils bei freiem Eintritt. Einen kompletten Tag voller kostenloser Konzerte auf höchstem Niveau bietet der »Freihafen« am 1. Mai, der vornehmlich in der Kölner Philharmonie stattfindet.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der April-Ausgabe des Bonner Stadtmagazins »Schnüss«. Die hier verwendeten Bilder entstammen dem Pressematerial des Acht Brücken Festivals.
Das komplette Programm des Festivals findet sich nach dem Klick auf diesen Link.