»Signal X«: Genregrenzen verwischen

Löhrzeichen

Für fünf Juli­ta­ge wird der Ber­li­ner Musi­ker, Pro­du­zent und Kom­po­nist Nackt mit einer gan­zen Rei­he von Mit­strei­tern nach Als­dorf kom­men, um mit loka­len Bands einen Work­shop abzu­hal­ten. Am Ende steht eine CD-Pro­duk­ti­on und ein gro­ßes gemein­sa­mes Konzert.

Bei ihm dreht sich alles um Musik: Als Pro­du­zent hat PC Chris­ten­sen, ali­as Nackt, mit nam­haf­ten Stars wie Pla­ce­bo gear­bei­tet, als Kom­po­nist hat er unter ande­rem Film­mu­sik für Wim Wen­ders geschaf­fen und als Musi­ker berei­chert er gleich meh­re­re Bands mit sei­nen Fähig­kei­ten als Mul­ti­in­stru­men­ta­list. Durch die­se viel­fäl­ti­gen Tätig­kei­ten ist der Ber­li­ner im Lauf der Zeit Men­schen näher gekom­men, die ihre musi­ka­li­schen Wur­zeln in allen erdenk­li­chen Gen­res haben. Im Jahr 2007 kam Nackt die Idee, sei­nen Freun­des­kreis und des­sen unter­schied­li­che Ein­flüs­se zusam­men­zu­brin­gen. Unter Ein­satz von Streich­in­stru­men­ten soll­te etwas völ­lig Neu­es ent­ste­hen – Sze­nen ver­bin­dend, Gen­re­gren­zen ver­wi­schend. Die Ber­lin String Theo­ry war geboren.

Eine Theo­rie aus der Quan­ten­phy­sik stand bei der Namens­ge­bung Pate. »Strings sind kleins­te Teil­chen, die über Schwin­gun­gen Mole­kü­le erzeu­gen«, erklärt Nackt. »Indem wir unse­re Musik gemein­sam schwin­gen las­sen, kre­ieren auch wir bis­lang nicht Dage­we­se­nes.« Dass Strings im Eng­li­schen zudem für Strei­cher steht, macht den Namen noch ein­mal zusätz­lich pas­send. Auf einer Tour­nee mach­te die Ber­lin String Theo­ry auch Sta­ti­on in Aachen, wo der Gedan­ke ent­stand, die­sen spe­zi­el­len Ansatz der Gen­re­ver­mi­schung auch hier zu ver­tie­fen – in Form eines Work­shops, der nun schon zum drit­ten Mal statt­fin­det. Vom 15. bis 19.7. wird Nackt von Ber­lin nach Als­dorf kom­men und im Rah­men des durch die Städ­te­Re­gi­on Aachen und das Land NRW geför­der­ten Pro­jekts »Signal X« mit ins­ge­samt sechs hie­si­gen Bands und Musi­kern zusam­men­ar­bei­ten. Alle Teil­neh­mer brin­gen je einen eige­nen Song mit in das Pro­jekt, der im Ver­lauf der gemein­sa­men Zeit wei­ter­ent­wi­ckelt, ver­fei­nert und letzt­lich auch auf CD gebannt wer­den wird.

»Die­se ver­schie­de­nen Gen­res mit­ein­an­der zu ver­ei­nen, Schnitt­men­gen zu fin­den und dabei allen Ver­schie­den­hei­ten gerecht zu wer­den, ist schon eine Herausforderung.«

Um den loka­len Künst­lern einen umfas­sen­den Ein­blick in die Arbeit als pro­fes­sio­nell Musik­schaf­fen­der zu gewäh­ren, bringt Nackt das ent­spre­chen­de Equip­ment für eine Plat­ten­pro­duk­ti­on, die bei­den Ton­meis­ter Til­man Hopf und Gio­van­ni Nico­let­ti und gleich eine gan­ze Rei­he von musi­ka­li­schen Mit­strei­tern mit nach Aachen. Neben Ben Lau­ber (Trans­por­ter­raum) und dem Jazz­pia­nis­ten Nils Tegen gehört auch N.U. Unruh zu die­sem Exper­ten­team. Und wie Nackt hat sich auch das Grün­dungs­mit­glied der Ein­stür­zen­den Neu­bau­ten bereits im Vor­feld mit den Aache­ner Bands und Musi­kern – nament­lich Neo­ge­ne, Son­ja Mischor, Sebas­ti­an Sturm, Katortz, Anna­li­sa Deros­si und Uwe Bött­cher – beschäf­tigt. »Die Band­brei­te reicht von lau­ter, rocki­ger Musik über Reg­gae bis hin zu sanf­ten Klän­gen expe­ri­men­tel­ler Art«, fasst er sei­ne Erkennt­nis­se zusam­men. »Die­se ver­schie­de­nen Gen­res mit­ein­an­der zu ver­ei­nen, Schnitt­men­gen zu fin­den und dabei allen Ver­schie­den­hei­ten gerecht zu wer­den, ist schon eine Herausforderung.«

Nach Unruhs Ansicht steht und fällt das gesam­te Pro­jekt mit der Bereit­schaft aller Betei­lig­ten, sich gegen­über den ande­ren und ihrer Musik zu öff­nen. Die guten Erfah­run­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re las­sen ihn und das gesam­te Ber­li­ner Team aber zuver­sicht­lich an »Signal X« her­an­ge­hen. »Es wird sicher eine inten­si­ve, anstren­gen­de und span­nen­de Woche, aber am Ende wird ein Ergeb­nis ste­hen, das hof­fent­lich bei allen Teil­neh­mern für glück­li­che Gesich­ter sor­gen wird.«

Von die­sem Ergeb­nis wird sich dann auch die Öffent­lich­keit begeis­tern las­sen kön­nen. Wäh­rend die Musi­ker und Tech­ni­ker an den ers­ten vier Tagen des Pro­jek­tes unter sich blei­ben, wer­den sie die Früch­te ihrer Arbeit am Abend des letz­ten Tages bei einem Kon­zert prä­sen­tie­ren – am 19. Juli im Ener­ge­ti­con in Als­dorf. Wie für die Ohren wird dann auch etwas für die Augen gebo­ten sein: Visu­als, die von Ché­rie, Sän­ge­rin der Elek­tro­punk­band War­ren Sui­ci­de und eben­falls Teil des Teams um Nackt, gestal­tet wer­den, sol­len das Musi­ka­li­sche zusätz­lich optisch unter­strei­chen. Und für das Fina­le der Show ist eine Über­ra­schung mit akti­ver Publi­kums­be­tei­li­gung vorgesehen.

Die Ver­an­stal­tung: Abschluss­kon­zert »Signal X« – 19. Juli 2013, 20:00 im Ener­ge­ti­con Alsdorf

Die­ser Arti­kel ist ursprüng­lich in der Juli-Aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »klen­kes« erschie­nen.

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