Seit Mitte der Neunziger hat Craig Beaton ein gutes Stück dazu beigetragen, dass Schottland als Herkunftsland großartiger Musik gilt. Und er hat sich und seine Musik im Lauf dieser gut 20 Jahre ständig neu justiert: Mit Ganger schuf er früher als die meisten anderen Postrock-Helden drone-artige Klanglandschaften, bei Aereogramme fügte er diesen Landschaften wuchtige Ausbrüche und mächtige Gitarren hinzu, ehe er als Teil des Duos Unwinding Hours seine eher ruhige Seite entfaltete – eine ruhige Seite, die er mit A Mote Of Dust im noch stilleren Rahmen präsentiert.
Ebenso reduziert wie intensiv war schon das Debüt der Zusammenarbeit mit Pianist Graeme Smilie im Jahr 2015. Mit »II« [Partnerlink] erscheint nun der Nachfolger, der das damals Begonnene konsequent fortsetzt und erweitert. Seinerzeit noch rein analog, erfahren die Songs nun weitere dramaturgische Tiefe durch elektronische Beats und den punktuellen Einsatz von Synthies. Beaton hat einmal mehr wundervoll minimalistische Perlen geschaffen, unter deren harmlos scheinender Schale sich mehr oder minder überraschend die Wucht vergangener Tage verbirgt – hier jedoch textlich statt musikalisch, in Form von messerscharfen Texten.
Ob Brexit oder die Rücksichtslosigkeit unserer Gesellschaft: »II« nimmt aufs Korn, was seinen Schöpfer anfrisst. Immer wieder ist auch Abschied ein Thema. Eine eher unbewusste Häufung: Erst beim Anhören des Albums nach der Produktion wurde Beaton klar, dass dies der Strich unter sein Leben als Musiker sein würde. Künftig will er sich anderen Dingen widmen. Was uns bleibt, sind ein bisschen Wehmut und etliche Hände voll toller Musik. Danke, Craig. The question is complete.
Auf ihrer Bandcampseite bieten A Mote Of Dust die Möglichkeit, »II« unter anderem anzuhören.
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