Noch ein Reiseführer für Aachen? Ja, hat sich Alexander Barth gedacht und »111 Orte in Aachen und der Euregio, die man gesehen haben muss« geschrieben. Danke dafür.

Eines vorweg: Ich bin Aachener. »Bist Du nicht«, sagt mein Freund Ingo immer. »Schließlich bist Du nicht im altehrwürdigen Marienhospital geboren worden.« Aber so einfach, lieber Ingo, lasse ich mich nicht outgroupen. Immerhin habe ich mehr als dreieinhalb Jahrzehnte in und um Aachen gelebt, bis es mich im Frühling 2011 nach Bonn verschlagen hat. Und auch wenn ich mich am Rhein wohl fühle, muss ich von Zeit zu Zeit zurück in die Kaiserstadt, um dort Dinge zu tun und zu erleben, die mir im Laufe meines Lebens ans Herz gewachsen sind.
Dann gucke ich der Alemannia beim Kicken zu, sitze unter dem Barbarossaleuchter im Dom, schnappe mir einen Kaffee auf dem Neumarkt oder spaziere rund um Gut Hasselholz. Manchmal mache ich es mir auch nur auf einer Bank am Straßenrand bequem und höre den Passanten beim Reden zu. Was sie sagen, ist dabei egal, solange sie es im Öcher Singsang tun. Weil der Klang gut fürs Gemüt ist. Zumindest für meins.
So ähnlich wie der geliebte Singsang wirkt auch »111 Orte in Aachen und der Euregio, die man gesehen haben muss« auf mein Gemüt. Auf 240 Seiten macht mir das Buch bewusst, wie viele tolle Ecken es in und um Aachen gibt. Dass die üblichen Verdächtigen unter den Touristenmagneten darin nicht vorkommen, geht in dem Zusammenhang völlig in Ordnung. Dom, Rathaus und Co sind ebenso schön, wie bereits vielfach besungen. Jetzt sind eben andere Sehenswürdigkeiten an der Reihe. Europas wahrscheinlich kleinste Kneipe, zum Beispiel, oder das Viertel »Henger Herrjotts Fott«.
Aber auch zahlreiche Orte aus der Umgebung Aachens, aus dem Dreiländereck (vormals Vierländereck, vgl. S.42), aus den benachbarten Niederlanden und Belgien haben ihren Weg ins Buch gefunden. Zu jeder Empfehlung hat Alexander Barth akribisch Informationen zusammengetragen und in ein kleines Essay gepackt. Mal historische Abhandlung, mal Einblick in die (Sub-)Kultur der Stadt: Neben den üblichen Informationen wie Adresse oder Öffnungszeiten erhält der Leser so interessante, kuriose oder schlicht lustige Zusatzinformationen, die mit spürbarem Herzblut für die Kaiserstadt geschrieben worden sind.
Jeweils ein Foto rundet die Doppelseite ab, die jedem der 111 Orte zugestanden wird. Die Bilder, die allesamt von Eckhard Heck stammen, sprechen dieselbe Sprache wie die Barthschen Essays: Auch sie suchen und finden das Besondere an den jeweiligen Orten.
Als Reiseführer konzipiert, erfüllt das Buch insgesamt gleich mehrere Funktionen für jede nur erdenkliche Zielgruppe: Alternativ-Wegweiser für Touristen, Eingewöhnungshilfe für alle Neu-Aachener oder Medizin gegen intermittierendes Heimweh bei Exil-Öchern. Und weil sich »111 Orte in Aachen und der Euregio, die man gesehen haben muss« [Partnerlink] bewusst abseits der ausgetretenen Touristenpfade bewegt, werden auch alteingesessene Aachener garantiert Orte entdecken, die sie bislang noch nicht gekannt haben. Sogar die, die im altehrwürdigen Marienhospital geboren worden sind.
Offenlegung: Ich kenne den Autor und den Fotografen persönlich. Die Tatsachen, dass ich dem einen bisweilen beim Schlagzeugspielen zuhöre und der andere Bilder von mir auf Rollschuhen gemacht hat, hat mit meiner Begeisterung für ihr gemeinsames Buch nichts zu tun.
Der im Text mit [Partnerlink] markierte Verweis wurde von mir im Rahmen meiner Teilnahme am Partnerprogramm der Amazon EU S.à r.l. gesetzt. Weitere Hinweise dazu finden sich im Impressum dieser Seite.
Als Jemand, der 11 Jahre lang in Aachen seine Brötchen verdient hat und täglich mit waschechten Öchern zu tun hatte, reizt mich dieses Buch sehr. Schade, dass ich erst im November Geburtstag habe.
Schönen Sonntag am Rhein!
Katti !
Ich habe gehört, dass man in manche Buchhandlungen auch reinkommt, wenn man nicht gerade Geburtstag hat. Viele Grüße.