Unterwegs mit den Herbergsmüttern: »Pierre Huyghe« im Museum Ludwig

Museum Ludwig: Liegender Frauenakt mit Bienenkopf

»Was hast Du denn am Sonn­tag gemacht?« »Och, dies und das. Ein Hai­ku für einen Krebs gedich­tet, zum Bei­spiel. Mit den Anfangs­buch­sta­ben des Wor­tes ‚Bie­nen’ ein Kunst­werk beschrie­ben. ›Sin­ging in the Rain‹ gesummt und ›Ein Männ­lein steht im Wal­de‹ gesun­gen.«

Was man halt so macht, wenn man mit den Her­bergs­müt­tern unter­wegs ist. Die drei Damen hat­ten am Inter­na­tio­na­len Muse­ums­tag zu einem Aus­flug gela­den. Und weil die Tour nach Neuss ver­gan­ge­nen Herbst schon so viel Spaß gemacht hat­te und mein Sonn­tag­nach­mit­tag noch völ­lig unver­plant war, bin ich die­ser Ein­la­dung ger­ne gefolgt. Nach Köln ging es, ins Muse­um Lud­wig – und dort in die Aus­stel­lung »Pierre Huyg­he«, eine Retro­spek­ti­ve auf das Schaf­fen die­ses zeit­ge­nös­si­schen, fran­zö­si­schen Künstlers.

Mehrfach behaikuter KrebsGemein­sam mit dem Muse­ums­dienst hat­ten die Her­bergs­müt­ter einen Erleb­nis-Par­cours ent­wi­ckelt, der allen Anwe­sen­den ver­schie­de­ne Auf­ga­ben – Hai­ku, BIENEN, Ein­drü­cke schil­dern, Hash­tags erdenken,… – stell­te und uns so kopf­über in die Aus­stel­lung schubs­te. Und die Aus­stel­lung emp­fing uns mit offe­nen Armen. Gemäl­de, Skulp­tu­ren, Instal­la­tio­nen, Fil­me: Pierre Huyg­he betä­tigt sich auf vie­ler­lei Wei­sen künst­le­risch. Sei­ne Auf­fas­sung von Kunst setzt er zudem nicht nur mit toten Objek­ten um, wes­we­gen die Aus­stel­lung in Köln nur so wim­melt: Amei­sen, Bie­nen, Was­ser­spin­nen, Kreb­se und ein Hund mit Namen »Human« bevöl­kern die Räu­me im Muse­um Ludwig.

Von Zeit zu Zeit läuft einem auch ein mensch­li­ches Kunst­werk über den Weg. Spä­tes­tens nach einer hal­ben Stun­de war zumin­dest für mich alles mit­ein­an­der ver­schwom­men. Ist die Dame, die sich über das schein­bar Bana­le einer Instal­la­ti­on auf­reg­te, wirk­lich zor­nig? Oder gehört sie zum gro­ßen Gan­zen dazu? Trägt hier jemand ein son­der­bar mod­ri­ges Par­füm spa­zie­ren? Oder ist das Teil einer Instal­la­ti­on? Ant­wor­ten auf sol­che Fra­gen habe ich nicht gefun­den – aber eigent­lich auch gar nicht gesucht. Denn auch wenn man­ches im Unkla­ren – auf erklä­ren­de Schil­der an den Kunst­wer­ken wird bewusst ver­zich­tet – bleibt, ist die­se Aus­stel­lung ein rie­si­ger Spaß, ein rasan­ter Spa­zier­gang durch das Wir­ken eines Man­nes, der auch die Aus­stel­lung sei­ner Kunst selbst als Teil der Kunst auffasst.

Wie wir spä­ter in einem Werk­statt­ge­spräch erfuh­ren, hat Pierre Huyg­he aktiv an der Gestal­tung der Aus­stel­lungs­ar­chi­tek­tur mit­ge­wirkt. Nichts von all­dem, was wie eine ein­zi­ge Zufäl­lig­keit wirkt, möch­te er tat­säch­lich dem Zufall über­las­sen. Gleich­zei­tig gesteht er es sei­nen Wer­ken zu, sich zu ver­än­dern, wäh­rend sie aus­ge­stellt wer­den. Bei einem zwei­ten Besuch von »Pierre Huyg­he« wird kaum etwas so sein wie beim ers­ten. Die leben­den Kunst­wer­ke begeg­nen einem an ganz ande­ren Stel­len. Der Krebs sitzt in der ande­ren Ecke des Aqua­ri­ums. Und auch die schwar­ze Eis­flä­che, die glet­scher­esk fast einen gesam­ten Raum inner­halb des Muse­ums ein­nimmt, wird dann schon wie­der neue Schlie­ren und Kra­ter haben. Bei ihrer ers­ten Aus­stel­lung in Paris war noch eine Schlitt­schuh­läu­fe­rin auf ihr unter­wegs gewe­sen. Mitt­ler­wei­le ist das Eis eher ein Revier für Schmal­spur-Rein­hold-Mess­ners. Was von die­sem Sonn­tag­aus­flug hän­gen bleibt, ist der drin­gen­de Wunsch, „Pierre Huyg­he« im Köl­ner Muse­um Lud­wig noch ein­mal zu besu­chen. Und ein paar schö­ne Erin­ne­run­gen an eine fas­zi­nie­ren­de und erfri­schend ver­wir­ren­de Tour mit den Her­bergs­müt­tern. Herz­li­chen Dank dafür – auch an Ange­li­ka von Toma­szew­ski vom Muse­ums­dienst und Leo­nie Pfen­nig von der Pres­se­ab­tei­lung des Muse­ums, die sich Zeit für ein aus­führ­li­ches Nach­ge­spräch mit uns genom­men haben. Zum Abschluss noch eine nicht unwich­ti­ge Erkennt­nis aus eben die­sem Gespräch:

Wei­te­re Blog­bei­trä­ge zu unse­rem Aus­flug nach Köln fin­det man bei…
Anke
Wib­ke
Ste­fan

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