Mit dem Park des Aachener Ludwig Forums bietet sich Anwohnern und Museumsbesuchern ein Ort der Stille inmitten von Wohnbebauung und alter Industrielandschaft.
Das Ludwig Forum für Internationale Kunst (LUFO) und sein Park: Eigentlich hatte zwischen diesen beiden Orten schon immer eine enge Verbindung bestanden. Als in dem Bauhaus-Gebäude des heutigen Museums noch die Schirmfabrik Emil Brauer residierte, verbrachten deren Arbeiter ihre Mittagspausen bei schönem Wetter mit Vorliebe im Grünen, das nur einen Katzensprung entfernt liegt.
Irgendwann muss man dann aufgehört haben, sich um den Park zu kümmern. Peu à peu wucherte das etwa einen halben Hektar große Gelände zu. Als Brigitte Franzen im Jahr 2008 ihre Tätigkeit als Direktorin des Ludwig Forums aufnahm, fand sie das Tor zum Park verschlossen. Niemand konnte ihr sagen, wo sich der Schlüssel befand. »Das gesamte Gelände war komplett verwahrlost und so überhaupt nicht zu nutzen«, erinnert sie sich an ihre ersten Schritte jenseits des Tores. Mit dieser heruntergekommenen Hinterhofsituation konfrontiert, sah Franzen unbedingten Änderungsbedarf.
Kein reines Verschönerungsprojekt kam ihr in den Sinn. Vielmehr schwebte ihr die Schaffung eines Ortes für das gesamte Viertel und seine Menschen vor. Eine Aufwertung des Parks in diesem Sinne ermöglichte das Projekt »Soziale Stadt Aachen-Nord«. Um den Stadtteil lebenswerter zu gestalten, werden entsprechende Bestrebungen seit 2010 mit Mitteln der Städtebauförderung unterstützt. Dem LUFO Park wurde dabei von Beginn an die Rolle der grünen Oase zugedacht – die Rolle eines Rückzugsraumes und einer Begegnungsstätte für Museumsbesucher und Nachbarn, für Kunstinteressierte und Frischluftfanatiker.
Die Basis legen
In den vergangenen vier Jahren ist ein solcher Ort entstanden. Federführend dabei waren die Gartenkünstler des Atelier le Balto, in denen Brigitte Franzen die passenden Partner für ihr Vorhaben fand. Seit rund anderthalb Jahrzehnten macht die französische Künstlergruppe – bestehend aus Véronique Faucheur, Marc Pouzol und Marc Vatinel – mit ihren Gartenanlagen von sich reden.
In Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und Estland hat das Trio viel gerühmte und hochästhetische Parkanlagen geschaffen. Immer arbeiten sie dabei im Einklang mit den jeweiligen Gegebenheiten. Nichts drücken sie den Orten von außen auf. »Wir machen nichts schön«, sagt Véronique Faucheur. »Wir legen nur die Basis, dass alles schön werden kann.« Das letzte Wort hat immer noch die Natur selbst. So auch in Aachen.
Behutsam ist Atelier le Balto bei der Gestaltung des LUFO Parks vorgegangen. Mehrmals pro Jahr haben die Künstler seit 2010 den Park besucht und ihn dabei in mehreren Projektphasen zu dem gemacht, was er heute ist. Sie haben das verwahrloste Niemandsland durch Auslichten in einen klar lesbaren Naturraum verwandelt. Vorhandene Skulpturen wie Thomas Virnichs Gartenhaus oder die Sieben Monumente von Horst Ante haben sie sachte integriert.
Neue Akzente erhielt der Park durch zwei offene Plattformen im schattigen Wäldchen und auf der sonnenbeschienenen Wiese, durch einen Pflückgarten, in dem es aktuell japanische Himbeeren zu ernten gibt, und auch durch eine Rutschbahn, die sich einen mit Palmen bepflanzten Hügel hinunterschlängelt. All diese Veränderungen erfolgten schrittweise in Analogie zur Natur, in der auch nicht alles von jetzt auf gleich geschieht. Einige kleine Schritte werden noch zu gehen sein, bis das Atelier le Balto sein Projekt LUFO Park zum Jahresende abschließt. Und auch über dieses Ende hinaus bleibt genug Arbeit, um den dann erreichten Status Quo zu erhalten.
Grüne Visitenkarte
Doch auch schon vor dem Ausklang des Projekts ist klar, dass der Park von den Menschen im Viertel angenommen wird. Bei schönem Wetter suchen sich Anwohner hier ein Plätzchen in der Sonne, je nach Vorliebe auch im Schatten. Sie lesen, sie treffen sich, sie entspannen.
Der Park ist tatsächlich die erwünschte Oase für Aachens Norden geworden und gleichzeitig eine wunderbar grüne Visitenkarte für das Ludwig Forum. Brigitte Franzen: »Wir sind froh, den Park zu haben, und werden ihn auch intensiv nutzen.« Jüngst fand hier erst ein Stadtteilfest statt. Künftig sind auch Lesungen, Poetry Slams oder Theateraufführungen denkbar.
Die Synergieeffekte zwischen dem LUFO und seinem in neuem Glanz erstrahlenden Park liegen auf der Hand: Gartenfreunde können auf den Gedanken kommen, auch einmal bei der Kunst vorbeizuschauen. Derweil können Museumsbesucher im Park nebenan rasten und das gerade Gesehene Revue passieren lassen. Der Weg vom einen Ort zum anderen ist wie schon zu Zeiten der alten Schirmfabrik nur ein Katzensprung.
Eine leicht gekürzte Fassung dieses Artikels erschien am 22. Juli im »Grenzecho«, der deutschsprachigen Tageszeitung in Ostbelgien. Das hier ist quasi der Director’s Cut des Textes.