An die Arbeit!

Löhrzeichen

Vor Kur­zem ist die neue, inzwi­schen fünf­te Aus­ga­be der Aache­ner Stadt­zei­tung »klen­kes neo« erschie­nen. Genau wie ihre Vor­gän­ger dreht sich auch die Num­mer Fünf um ein Kern­the­ma. Dies­mal ist es die Lie­be, die von ver­schie­de­nen Sei­ten aus beleuch­tet wird. Eine der Fra­gen, die bei der initia­len Redak­ti­ons­sit­zung auf­ka­men, war, inwie­weit Lie­be in der Gegen­wart über­haupt noch zeit­ge­mäß ist. Dies ist mein höchst sub­jek­ti­ver Ver­such einer Ant­wort. Und mei­ne Ant­wort beginnt mit die­sem Tweet:

140 Zei­chen – Mehr Platz bekommt man bei Twit­ter nicht. Manch einem rei­chen die­se 140 Zei­chen aber aus, um eine Geschich­te zu erzäh­len. Das wirk­lich Wich­ti­ge pas­siert ohne­hin in den Köp­fen der Leser. So wie bei die­sen Zei­len, die von einer jun­gen Dame namens Ash­ley geschrie­ben wur­den. War­um sie am Ende weint, bleibt jedem selbst über­las­sen. Ist es Rüh­rung? Bewun­de­rung? Selbst Neid wäre eine denk­ba­re Erklä­rung. Was für unse­re Groß­el­tern selbst­ver­ständ­lich war, scheint einem Groß­teil der jün­ge­ren Gene­ra­tio­nen zwar erstre­bens­wert, aber nur noch schwer­lich vor­stell­bar: ein gan­zes Leben mit ein und dem­sel­ben Part­ner. »Zusam­men alt zu sein, ist roman­tisch. Zusam­men alt zu wer­den, ist spie­ßig.« Auch das war neu­lich bei Twit­ter zu lesen.

Beson­ders talen­tier­te Zyni­ker hal­ten gar das gan­ze Kon­zept Lie­be in der heu­ti­gen Zeit für über­holt. Obwohl das The­ma prä­sent ist wie wahr­schein­lich nie zuvor. Oder gera­de des­we­gen? Die Lie­be der Pro­mi­nenz wird genau­so in der Öffent­lich­keit aus­ge­tra­gen wie die eini­ger aus­ge­wähl­ter Land­wir­te. Der eine sucht die Lie­be, indem er im Fern­se­hen Rosen an Frau­en ver­teilt, ein ande­rer singt aus dem­sel­ben Grund vor Mil­lio­nen­pu­bli­kum ein Ständ­chen bei You­Tube. Lie­be wird in allen erdenk­li­chen Ecken der Medi­en­welt beschrie­ben, foto­gra­fiert, gefilmt, dis­ku­tiert, gebloggt oder exklu­siv ver­mark­tet. In der Wer­bung wird sie zur Ver­kaufs­för­de­rung her­an­ge­zo­gen, in Talk-Shows auch ger­ne zur Stei­ge­rung der Ein­schalt­quo­te. Part­ner­schafts­bör­sen schie­ßen im Inter­net wie Pil­ze aus dem Boden, sogar für Sin­gles mit Niveau. Oben­drein sind klas­si­sche For­ma­te, wie unse­re Vor­fah­ren sie schon kann­ten, natür­lich auch nicht vom Erd­bo­den ver­schwun­den: Lie­bes­ro­ma­ne, Lie­bes­lie­der, Lie­bes­ge­dich­te und Lie­bes­fil­me. Über­all wird ein ein­fa­ches, nicht immer wirk­lich­keits­na­hes Bild ver­mit­telt: ein rosa­ro­ter Him­mel mit ver­ein­zel­ten klei­nen Wölk­chen. Wenn überhaupt.

Die Pha­se der ers­ten Ver­liebt­heit ist damit sicher­lich pas­send beschrie­ben. Sie hält aber nicht ewig. Wäh­rend in Fil­men gera­de der Abspann läuft, fängt im ech­ten Leben die Arbeit an. Lie­be fällt einem nicht in den Schoß und bleibt. Viel­mehr braucht es die Bereit­schaft, sich aktiv mit dem ande­ren aus­ein­an­der­zu­set­zen, bei Pro­ble­men auf ihn zu und Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen. Groß­el­tern mit einem hal­ben, gemein­sa­men Jahr­hun­dert auf dem Buckel wer­den das bestä­ti­gen kön­nen. Mit immer­wäh­ren­der Roman­tik hat das auf den ers­ten Blick eher weni­ger zu tun – auf den zwei­ten aber sehr wohl. Es muss schon Lie­be sein, wenn man mit­ein­an­der anein­an­der für­ein­an­der arbei­tet. Ohne Kos­ten-Nut­zen-Rech­nung und vor allem ohne suchen­den Blick nach dem nächs­ten Not­aus­gang. Das war bei Oma und Opa so und wird aller Vor­aus­sicht nach auch bei unse­ren Enkeln so sein. Wer da von einem über­hol­ten Kon­zept spricht, muss schon Zyni­ker sein. Oder gera­de unglück­lich verliebt.

4 Kommentare zu “An die Arbeit!”

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