Sechs Bands im Skaters Palace: Das Münsteraner Label Uncle M feiert am 23.4. seinen vierten Geburtstag. Einen Tag vorher geht es schon in Berlin rund.
Schon der Opa hat gewusst: Wer Geburtstag hat, soll es krachen lassen. Wie schön, dass der Onkel neulich Geburtstag hatte, der Uncle M, um genau zu sein. Im vergangenen Winter jährte sich die Gründung des auch sozial und politisch engagierten Plattenlabels zum vierten Mal. Und weil sich die Leute bei Uncle M neben Neuveröffentlichungen und Tonträgern ganz agenturmäßig um Promotion, Marketing und Booking kümmern, verfügen sie über reichlich gute Kontakte in die hiesige, aber auch internationale Punk- und Hardcoreszene, zu Alternative-Acts ebenso wie zu Singern und Songwritern. Da brauchte es im Grunde nur ein paar Anrufe, um eine richtig satte Geburtstagsparty zu organisieren.
Gleich ein halbes Dutzend Bands werden es Ende April im Namen des Geburtstagskindes an zwei Tagen so dermaßen krachen lassen, dass selbst Opa vor Freude in die Hände klatscht. Am 22. April ist das »Uncle M Fest« in Berlin im Cassiopeia zu Gast. Tags drauf heißt es: Heimspiel! Ab 18.30 Uhr wird im Münsteraner Skaters Palace, wo sich auch das Büro des Labels befindet, zünftig Geburtstag gefeiert.
Uncle M hat aber nicht nur ein randvolles Heft mit Kontakten, sondern auch ein Händchen für Bands, die unmittelbar vor dem richtig großen Schritt stehen. Wen wundert es da, dass sich im abwechslungsreichen Line-Up der Label-Party gleich zwei Acts finden, denen Experten, Insider und Besser-Informierte eine goldene Zukunft vorhersagen?
Da wäre mit Foxing zum Beispiel ein Quintett aus St. Louis. Im Jahr 2011 aus den Trümmern der Postrocker Hunter Gatherer entstanden, hat es ein wenig gedauert, bis eine endgültige Formation gefunden und die Idee vom eigenen Sound entwickelt war. Spätestens mit dem ersten Album »The Albatross« war dieser Prozess im Jahr 2013 abgeschlossen, noch einmal zwei Jahre später folgte mit »Dealer« ein echter Chart-Stürmer, der bei etlichen dieser besagten Experten in den Platten des Jahres 2015 landete. Foxing bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen dem Emo der guten alten 90er und zeitgenössischem Postrock.
Wer Referenzen und Vergleiche braucht, wird sicher bei The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die fündig, mit denen Foxing Ende vergangenen Jahres auch schon auf Doppel-Headliner-Tour unterwegs war. Allerdings macht eine Kleinigkeit den Unterschied zu allen anderen vergleichbaren Bands: Sänger Conor Murphy holt zum Höhepunkt der Songs oft eine unfassbar traurige Trompete raus. Großartiges Alleinstellungsmerkmal, weil großartig passendes Instrument. Live werden die fünf Herren zudem von Cellistin Emma Tiemann begleitet, was ihrem Sound noch zusätzlichen Schwermut, mehr Tiefe und Schönheit gibt. Und nein, es ist nicht alles langsam.
Wo gerade eben schon die 90er zur Sprache kamen, kann man gleich auch die Muncie Girls erwähnen, die zweite aktuell heiß gehandelte Band, die zum Line-Up beim »Uncle M Fest« gehört. Wegen dieser drei jungen Leute aus Exeter überschlägt sich derzeit die komplette britische Musikjournaille. Und man kann sie so gut verstehen. Das vor kurzem über Uncle M erschienene Debüt-Album »From Caplan To Belsize« ist eine wirkliche Schönheit geworden – klanglich definitiv in der Hochzeit von Bands wie Hüsker Dü, Superchunk oder Veruca Salt verwurzelt. Und gleichzeitig mit einer sehr eigenen Herangehensweise an die Kombination treibendes Schlagzeug, rumpelnder Bass und druckvolle Gitarre. Live kommen Bassistin/Sängerin Lande Hekt und ihre beiden Mitstreiter mit richtig Schmackes daher. Das wird also ein feines Geburtstagsständchen für Uncle M werden.
Und wer feiert sonst noch mit? The Bennies aus Australien, zum Beispiel, denen der Ruf vorauseilt, eine der wildesten und lustigsten, weil schrägsten und buntesten Live-Bands zu sein, die aktuell in unserem Orbit unterwegs ist. Oder Twin Red aus Hannover, die ihren Pop-Punk mit völlig unmelancholischen Hymnen würzen und einer guten Portion Grunge abschmecken. Goodbye Fairground aus Essen sind seit neulich nur noch zu fünft, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass auch weiterhin eine mitreißende Mischung aus Punk und Post-Hardcore auf dem Programm steht. TTNG, zuguterletzt, reisen mit hochkomplexem Math Rock aus Oxford an, um auch Kontinentaleuropa von der Schönheit ihres Sounds zu überzeugen. Insgesamt riecht das also nach Spitzen-Geburtstagsparty.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in Ausgabe 7/16 des Münsteraner Stadtmagazins »Ultimo«.