»Uncle M Fest«: Mit Schmackes

Ultimo 7/16, Seite 20

Sechs Bands im Ska­ters Palace: Das Müns­te­ra­ner Label Uncle M fei­ert am 23.4. sei­nen vier­ten Geburts­tag. Einen Tag vor­her geht es schon in Ber­lin rund.

Schon der Opa hat gewusst: Wer Geburts­tag hat, soll es kra­chen las­sen. Wie schön, dass der Onkel neu­lich Geburts­tag hat­te, der Uncle M, um genau zu sein. Im ver­gan­ge­nen Win­ter jähr­te sich die Grün­dung des auch sozi­al und poli­tisch enga­gier­ten Plat­ten­la­bels zum vier­ten Mal. Und weil sich die Leu­te bei Uncle M neben Neu­ver­öf­fent­li­chun­gen und Ton­trä­gern ganz agen­tur­mä­ßig um Pro­mo­ti­on, Mar­ke­ting und Boo­king küm­mern, ver­fü­gen sie über reich­lich gute Kon­tak­te in die hie­si­ge, aber auch inter­na­tio­na­le Punk- und Hard­core­sze­ne, zu Alter­na­ti­ve-Acts eben­so wie zu Sin­gern und Song­wri­tern. Da brauch­te es im Grun­de nur ein paar Anru­fe, um eine rich­tig sat­te Geburts­tags­par­ty zu organisieren.

Gleich ein hal­bes Dut­zend Bands wer­den es Ende April im Namen des Geburts­tags­kin­des an zwei Tagen so der­ma­ßen kra­chen las­sen, dass selbst Opa vor Freu­de in die Hän­de klatscht. Am 22. April ist das »Uncle M Fest« in Ber­lin im Cas­sio­peia zu Gast. Tags drauf heißt es: Heim­spiel! Ab 18.30 Uhr wird im Müns­te­ra­ner Ska­ters Palace, wo sich auch das Büro des Labels befin­det, zünf­tig Geburts­tag gefeiert.

Uncle M hat aber nicht nur ein rand­vol­les Heft mit Kon­tak­ten, son­dern auch ein Händ­chen für Bands, die unmit­tel­bar vor dem rich­tig gro­ßen Schritt ste­hen. Wen wun­dert es da, dass sich im abwechs­lungs­rei­chen Line-Up der Label-Par­ty gleich zwei Acts fin­den, denen Exper­ten, Insi­der und Bes­ser-Infor­mier­te eine gol­de­ne Zukunft vorhersagen?

Da wäre mit Foxing zum Bei­spiel ein Quin­tett aus St. Lou­is. Im Jahr 2011 aus den Trüm­mern der Postro­cker Hun­ter Gathe­rer ent­stan­den, hat es ein wenig gedau­ert, bis eine end­gül­ti­ge For­ma­ti­on gefun­den und die Idee vom eige­nen Sound ent­wi­ckelt war. Spä­tes­tens mit dem ers­ten Album »The Alba­tross« war die­ser Pro­zess im Jahr 2013 abge­schlos­sen, noch ein­mal zwei Jah­re spä­ter folg­te mit »Dea­ler« ein ech­ter Chart-Stür­mer, der bei etli­chen die­ser besag­ten Exper­ten in den Plat­ten des Jah­res 2015 lan­de­te. Foxing bewe­gen sich sti­lis­tisch irgend­wo zwi­schen dem Emo der guten alten 90er und zeit­ge­nös­si­schem Postrock.

Wer Refe­ren­zen und Ver­glei­che braucht, wird sicher bei The World Is A Beau­tiful Place & I Am No Lon­ger Afraid To Die fün­dig, mit denen Foxing Ende ver­gan­ge­nen Jah­res auch schon auf Dop­pel-Head­li­ner-Tour unter­wegs war. Aller­dings macht eine Klei­nig­keit den Unter­schied zu allen ande­ren ver­gleich­ba­ren Bands: Sän­ger Conor Mur­phy holt zum Höhe­punkt der Songs oft eine unfass­bar trau­ri­ge Trom­pe­te raus. Groß­ar­ti­ges Allein­stel­lungs­merk­mal, weil groß­ar­tig pas­sen­des Instru­ment. Live wer­den die fünf Her­ren zudem von Cel­lis­tin Emma Tie­mann beglei­tet, was ihrem Sound noch zusätz­li­chen Schwer­mut, mehr Tie­fe und Schön­heit gibt. Und nein, es ist nicht alles langsam.

Wo gera­de eben schon die 90er zur Spra­che kamen, kann man gleich auch die Mun­cie Girls erwäh­nen, die zwei­te aktu­ell heiß gehan­del­te Band, die zum Line-Up beim »Uncle M Fest« gehört. Wegen die­ser drei jun­gen Leu­te aus Exe­ter über­schlägt sich der­zeit die kom­plet­te bri­ti­sche Musik­jour­nail­le. Und man kann sie so gut ver­ste­hen. Das vor kur­zem über Uncle M erschie­ne­ne Debüt-Album »From Caplan To Bel­si­ze« ist eine wirk­li­che Schön­heit gewor­den – klang­lich defi­ni­tiv in der Hoch­zeit von Bands wie Hüs­ker Dü, Superch­unk oder Veru­ca Salt ver­wur­zelt. Und gleich­zei­tig mit einer sehr eige­nen Her­an­ge­hens­wei­se an die Kom­bi­na­ti­on trei­ben­des Schlag­zeug, rum­peln­der Bass und druck­vol­le Gitar­re. Live kom­men Bassistin/​Sängerin Lan­de Hekt und ihre bei­den Mit­strei­ter mit rich­tig Schma­ckes daher. Das wird also ein fei­nes Geburts­tags­ständ­chen für Uncle M werden.

Und wer fei­ert sonst noch mit? The Ben­nies aus Aus­tra­li­en, zum Bei­spiel, denen der Ruf vor­aus­eilt, eine der wil­des­ten und lus­tigs­ten, weil schrägs­ten und bun­tes­ten Live-Bands zu sein, die aktu­ell in unse­rem Orbit unter­wegs ist. Oder Twin Red aus Han­no­ver, die ihren Pop-Punk mit völ­lig unme­lan­cho­li­schen Hym­nen wür­zen und einer guten Por­ti­on Grunge abschme­cken. Good­bye Fair­ground aus Essen sind seit neu­lich nur noch zu fünft, was aber nichts an der Tat­sa­che ändert, dass auch wei­ter­hin eine mit­rei­ßen­de Mischung aus Punk und Post-Hard­core auf dem Pro­gramm steht. TTNG, zugu­ter­letzt, rei­sen mit hoch­kom­ple­xem Math Rock aus Oxford an, um auch Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa von der Schön­heit ihres Sounds zu über­zeu­gen. Ins­ge­samt riecht das also nach Spitzen-Geburtstagsparty.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in Aus­ga­be 7/​16 des Müns­te­ra­ner Stadt­ma­ga­zins »Ulti­mo«.

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