Ephemerals: Alles außer kurzlebig

Ephemerals_Foto Umberto Lopez
Foto: Umberto Lopez

Sie spie­len zeit­ge­nös­si­schen Soul auf kna­cki­gem Vin­ta­ge-Fun­da­ment: Ende April sind die Eph­emer­als zu Gast im Gleis 22 in Münster.

Wenn es allein nach ihrem Namen gin­ge, dürf­te es die­se Band eigent­lich längst schon nicht mehr geben. Eph­emer­als, das sind die Kurz­le­bi­gen – Pflan­zen, zum Bei­spiel, die ein­mal kräf­tig blü­hen und danach ver­ge­hen. Es ist nicht exakt über­lie­fert, aber viel­leicht hat­te sich Hill­man Mon­de­green das auch genau­so vor­ge­stellt, als er Ende 2012 der bri­ti­schen Funk-‘n‘-Soul-Band Han­nah Wil­liams And The Tas­tema­kers den Rücken kehr­te: Eine Plat­te auf eige­ne Faust machen, alles rein­le­gen und dann weiterziehen.

Die ers­ten Pro­ben sei­ner damals neu­en Kapel­le fan­den gleich im Stu­dio in Lon­don statt. Mon­de­green hat­te eine Hand­voll erfah­re­ner Musi­ker um sich geschart und etli­che fer­tig geschrie­be­ne Songs in der Schub­la­de. Er woll­te direkt Nägel mit Köp­fen machen. Und mit »Not­hin‘ is easy«, einer hei­ßen Mischung aus dem Soul der 60er und dem Funk der 70er mit einer guten Pri­se Jazz, hau­ten die Eph­emer­als ein Groo­ve­mons­ter von einem Debüt raus. Ein­mal kräf­tig auf­ge­blüht … und danach ein­fach nicht wie­der verblasst.

Ende April erschien mit »Egg Tooth« das inzwi­schen schon drit­te Album des Sep­tetts. Die Eph­emer­als haben in Sachen krea­ti­vem Out­put nichts von ihrer ursprüng­li­chen Geschwin­dig­keit ein­ge­büßt. Songs schei­nen immer noch nur so aus ihnen her­aus­zu­spru­deln. Bril­lan­te Songs vor allem, mit einem hör­ba­ren Vin­ta­ge-Fun­da­ment, auf dem sich groß­ar­tig zeit­ge­mä­ßer Groo­ve breit­macht. Und auf »Egg Tooth« hat sich der von Beginn an vor­han­de­ne Trade­mark-Sound noch wei­ter verfeinert.

Zum grund­sätz­li­chen Kön­nen aller Betei­lig­ten ist noch das Ver­ständ­nis für die Musik der jeweils ande­ren hin­zu­ge­kom­men, das Wis­sen um die Rich­tung, die der ande­re im nächs­ten Moment ein­schla­gen wird. Die gemein­sa­men Erfah­run­gen im Stu­dio und wäh­rend rast­lo­ser Dau­er­tour­neen haben aus einer Grup­pe her­vor­ra­gen­der Musi­ker einen ver­schwo­re­nen Hau­fen gemacht, bei dem jeder sein Kön­nen maxi­mal gewinn­brin­gend in die Run­de wirft.

In Sum­me gehö­ren die Eph­emer­als mit zum Feins­ten, was Eng­land – wahr­schein­lich sogar ganz Euro­pa – an Soul­bands zu bie­ten hat. Über den per­fekt inein­an­der­grei­fen­den Instru­men­ten, dem fei­ne Akzen­te set­zen­den E‑Piano, der tigh­ten Rhyth­mus­sek­ti­on und nicht zuletzt den kna­cki­gen Blä­sern, thront die Aus­nah­me­stim­me von Sän­ger Wolf­gang Valbrun.

Des­sen Chan­gie­ren zwi­schen war­mem Schmei­cheln und krat­zi­gem Aus­bre­chen hebt die Band end­gül­tig auf eine Höhe mit Leu­ten wie James Hun­ter, Lee Fields oder Charles Brad­ley. Und was auf ihren Alben schon kräf­tig Fun­ken schlägt, brennt live lich­ter­loh. Sicher wird auch das Kon­zert am 29.4. im Gleis 22 in Müns­ter bele­gen: Dort oben auf der Büh­ne fin­det sich von Vir­tuo­si­tät bis Spiel­freu­de alles, nur kei­ne Spur von Kurz­le­big­keit. Wie gut, dass Nomen eben doch nicht immer Omen ist.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich im Müns­te­ra­ner Stadt­ma­ga­zin »Ulti­mo«.

Das Band­fo­to ent­stammt der Web­site von Baca­na, dem in Bar­ce­lo­na ansäs­si­gen Boo­ker der Ephemerals.

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