Ein Mann, eine Gitarre, ein Mikro: Max Scheer reicht minimales Equipment für maximal bewegende Musik.
Musik war irgendwie schon immer ein Teil seines Lebens. Mit zehn Jahren bekam Max Scheer seine erste Gitarre, mit zwölf schrieb er die ersten eigenen Songs. »Erste richtige Erfahrungen habe ich aber erst gemacht, als ich nach Bonn kam«, blickt der heute 30-Jährige zurück. Ende 2006 war das. Wegen eines Jobs wechselte der gebürtige Berliner von der Spree an den Rhein. Und hier fand er musikalisch schon bald nach dem Umzug Anschluss. Als Sänger und Gitarrist der Rockband April 21st sammelte er reichlich Bühnen- und Studio-Erfahrung, ehe die Wege des Quartetts nach etlichen Konzerten und einem Album auseinanderliefen. Lange hielt es Max Scheer ohne Musik nicht aus.
»Ziemlich bald habe ich meine Gitarre geschnappt und erst einmal für mich alleine Musik gemacht«, blickt er auf die erste Zeit nach der Trennung zurück. Wie bei seinen Vorbildern Bruce Springsteen und Brian Fallon folgte auf die Rockband der Schritt zum akustischen Solo. »Vor etwa anderthalb Jahren habe ich dann entschieden, dass die Songs, die beim Spielen auf eigene Faust entstehen, auch für Publikum geeignet wären.«
Zwangloses Ein-Mann-Jammen
»Wenn ich schreibe, habe ich nicht immer zwingend eine Vorahnung, wohin sich die Sache thematisch entwickelt.«
Seither ist Scheer im klassischen Singer/Songwriter-Outfit auf Bühnen in und um Bonn unterwegs. Gitarre und ein Mikro: Mehr braucht er für seine Darbietungen nicht. Minimales Equipment, maximaler Ertrag – Musikalisch und textlich offenbaren seine Songs eine enorme Reife. Dabei überraschen sie ihn manchmal sogar selbst: »Wenn ich schreibe, habe ich nicht immer zwingend eine Vorahnung, wohin sich die Sache thematisch entwickelt.«
Am Anfang steht immer zwangloses Ein-Mann-Jammen, bis sich Akkordfolgen, Harmonien und Melodien herauskristallisieren, die Max Scheer für vertiefenswert hält. Im nächsten Schritt schnappt er sich dann das große Notizheft, in dem er all die Zeilen festhält, die ihm im täglichen Leben begegnen oder in den Sinn kommen, und die in seinen Augen und Ohren das Zeug zur Hookline haben.
»Meist singe ich dann eine dieser Lines über die gerade entstandene Musik. Und der Rest ergibt sich dann schon.« Das klingt unheimlich einfach, ist es aber natürlich nicht. Auf seiner Solo-Debüt-EP »Leave The Light On« lässt sich mehr als nur erahnen, wieviel Arbeit und Akribie Max Scheer in das Ausfeilen kleiner Feinheiten steckt, ohne seiner Musik die Schnörkellosigkeit zu nehmen.
Jahresabschlusskonzert in Bonn
Vier Songs befinden sich auf dieser EP, die Scheer komplett in Eigenregie produziert hat. Als Download auf allen relevanten Plattformen erhältlich, ist für »Leave The Light On« keine Veröffentlichung als CD vorgesehen. Die soll erst mit einem kompletten Album im kommenden Frühjahr erfolgen.
Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan. Bis es endgültig soweit ist, wartet aber noch einiges an Arbeit auf Max Scheer. Und einiges an Konzerten. Im Dezember besteht die Möglichkeit, ihn noch einmal live zu erleben. Am 15.12. feiert er seinen persönlichen Jahresabschluss im Waschsalon »Innovationpoint« in Bonn.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Dezemberausgabe der »Schnüss«. Ein ebenfalls geplanter Auftritt bei »Kunst gegen Bares« am 11.12. in Köln musste krankheitsbedingt abgesagt werden.