Kirschblütenfest Bonn: Im Zeichen japanischer Prachtentfaltung

Kirschblütenfest Bonn (Foto: Torsten Ulke)
Foto: Torsten Ulke

Der Früh­ling lockt Men­schen aus aller Welt nach Bonn. Am 23. April steht das all­jähr­li­che Kirsch­blü­ten­fest in der Alt­stadt an.

Es gibt eini­ge weni­ge Tage in jedem Jahr, an denen Japan ein Stück weit auch am Rhein liegt. Das sind die Tage, an denen die japa­ni­sche Zier­kir­sche Bonns Alt­stadt in ein Blü­ten­meer ver­wan­delt, wie man es sonst nur von Fotos aus dem fern­öst­li­chen Früh­ling kennt. Rosa­far­ben wöl­ben sich dann Aber­mil­lio­nen Blü­ten über gan­ze Stra­ßen­zü­ge. Und wie im Hei­mat­land der Kir­sche wer­den auch in der alten Bun­des­haupt­stadt der farb­li­che Reich­tum und die Pracht ihrer Blü­te­zeit aus­gie­big gefei­ert. Was dort seit Jahr­hun­der­ten als »Hana­mi« began­gen wird, heißt hier seit rund einem Jahr­zehnt schlicht »Kirsch­blü­ten­fest«. Und die­ses Fest erfreut sich Jahr für Jahr wach­sen­der Beliebtheit.

Einst lokal, heute international

Mit einem der­ar­ti­gen Zuspruch hat beim Pflan­zen der Bäu­me vor rund drei Jahr­zehn­ten sicher nie­mand gerech­net. Ende der 1980er Jah­re kam die japa­ni­sche Zier­kir­sche im Rah­men eines städ­ti­schen Struk­tur­pro­gramms in die Alt­stadt. Bonns Nor­den soll­te schö­ner wer­den, die Wohn­qua­li­tät im über die Jah­re ergrau­ten Hand­wer­ker­vier­tel stei­gen. Ein Vor­ha­ben, das frag­los gelang. Seit­her säu­men neben etli­chen, mitt­ler­wei­le wei­test­ge­hend vom Grau befrei­ten Grün­der­zeit­häu­sern eben auch rund 300 Bäu­me die Stra­ßen zwi­schen Kai­ser-Karl-Ring und Oxford­stra­ße. Früch­te tra­gen sie nie, im Früh­ling dafür aber umso mehr Blü­ten. Anfäng­lich noch vor allem für Anwoh­ner ein Ver­gnü­gen, zog die Kirsch­blü­te im Lauf der Jah­re immer wei­te­re Krei­se. Aus der loka­len wur­de eine regio­na­le wur­de eine bun­des­wei­te Attraktion.

Aachener Zeitung, 13.4.2016, Seite 9

Unge­fähr an die­sem Punkt ent­wi­ckel­te mit der Alt­stadt­in­itia­ti­ve Bonn eine Ver­ei­ni­gung von Anwoh­nern die Idee, die Freu­den der Natur mit denen der Kul­tur zu ver­ei­nen, um den Kirsch­blü­ten-Tou­ris­ten auch die sons­ti­gen Vor­zü­ge der Alt­stadt zu prä­sen­tie­ren. Mit ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment setz­ten sie ihre Idee in die Tat um und das »Kirsch­blü­ten­fest« war gebo­ren – mit Kon­zer­ten und Lesun­gen, mit künst­le­ri­schen und kuli­na­ri­schen Fein­hei­ten. Und natür­lich mit rosa Blü­ten en Masse.

Wie die Kirsch­blü­te selbst läuft auch das Fest längst nicht mehr unter dem Label »Geheim­tipp«. Aus der Nord­stadt­ver­schö­ne­rung der 80er ist in der Gegen­wart ein inter­na­tio­nal beach­te­tes Ereig­nis gewor­den. Rei­se­füh­rer in aller Welt emp­feh­len die Bon­ner Kirsch­blü­te, aber auch Tou­ris­mus-Blogs oder Online-Zusam­men­stel­lun­gen der Mar­ke »111 Din­ge, die man gese­hen haben soll­te, bevor man stirbt«. Dank der Viel­zahl sol­cher Emp­feh­lun­gen braucht sich die Bon­ner Kir­sche über man­geln­de Auf­merk­sam­keit nicht zu bekla­gen. Im ver­gan­ge­nen Jahr waren einer poli­zei­li­chen Schät­zung zufol­ge 20.000 Men­schen dem Ruf des Kirsch­blü­ten­fes­tes gefolgt. In die­sem Jahr wer­den es kaum weni­ger werden.

Autofreies Epizentrum

»Schon im Vor­feld ist das Inter­es­se rie­sig«, weiß Frau­ke Schrö­der zu berich­ten. Gemein­sam mit Tors­ten Ulke betreibt die Bon­ne­rin das Blog »Mei­ne Alt­stadt Bonn«. Weil der enor­me Arbeits­auf­wand für die Ehren­amt­ler der Alt­stadt­in­itia­ti­ve nicht mehr zu stem­men war, über­neh­men die bei­den Blog­ger ab die­sem Jahr die Orga­ni­sa­ti­on des Kirsch­blü­ten­fests. Pres­se­an­fra­gen aus Russ­land gehö­ren aktu­ell eben­so zu ihrem All­tag wie Anmel­dun­gen gan­zer Bus­ge­sell­schaf­ten aus den Nie­der­lan­den. Selbst Japa­ner, die wäh­rend der Kirsch­blü­te nicht zu Hau­se sein kön­nen, fin­den in Bonn ein her­vor­ra­gen­des Mit­tel gegen Heim­weh. Die Fol­ge des Runs auf das rhei­ni­sche Kirsch­blü­ten­fest: Erst­mals wer­den Teil­stü­cke der Heer­stra­ße und der Brei­te Stra­ße gesperrt wer­den. Hier wird das Epi­zen­trum des Events liegen.

»Wir möch­ten ger­ne zei­gen, was Bonn alles zu bie­ten hat.«

Frau­ke Schrö­der und Tors­ten Ulke

Bei der Pla­nung des Fes­tes haben die bei­den Orga­ni­sa­to­ren die Grund­idee der Grün­der über­nom­men: »Wir möch­ten ger­ne zei­gen, was Bonn alles zu bie­ten hat.« Zusam­men mit Gas­tro­no­men, Gewer­be­trei­ben­den und Anwoh­nern der Alt­stadt haben sie ein bun­tes Pro­gramm zusam­men­ge­stellt. So wer­den auf einer Büh­ne auf dem Hof der Mari­en­schu­le Musi­ker aus der Regi­on auf­tre­ten. Von Hip Hop bis zu Klas­sik mit Tei­len des Beet­ho­ven­or­ches­ters wird jede Gene­ra­ti­on akus­tisch bes­tens ver­sorgt wer­den. Dar­über hin­aus wird an etli­chen Ecken der Alt­stadt Kuli­na­ri­sches und Kul­tu­rel­les gebo­ten sein. Tra­di­tio­nell wird es einen Blü­ten-Foto­wett­be­werb und einen Floh­markt ohne gewerb­li­che Anbie­ter geben. Das kom­plet­te Pro­gramm wird aktu­ell noch einem Fein­tu­ning unter­zo­gen. Exak­te Infor­ma­tio­nen und Zeit­an­ga­ben wer­den auf der Web­sei­te des Kirsch­blü­ten­fests ver­öf­fent­licht, sobald sie feststehen.

Friedlich, sonnig, rosa

Bleibt nur zu hof­fen, dass auch die japa­ni­sche Zier­kir­sche mit­spielt. Sie ist der letz­te Unsi­cher­heits­fak­tor auf dem Weg zu einem gelun­ge­nen Fest. Wie es sich für eine Pflan­ze gehört, lässt sie ihre Blü­te nicht auf einen Ter­min fest­le­gen. Etli­che Para­me­ter wie die Län­ge und Stren­ge des Win­ters spie­len mit hin­ein. Bei der genau­en Ter­mi­nie­rung haben sich die Orga­ni­sa­to­ren an den Erfah­run­gen ver­gan­ge­ner Jah­re ent­lang gehan­gelt. Seit Janu­ar steht der 23. April als Datum für das Kirsch­blü­ten­fest. Und der­zeit scheint es, als sei die­se Ent­schei­dung eine sehr gute gewe­sen, als fie­le das Fest genau in die Zeit, in der Japan ein Stück weit am Rhein liegt. »Das wäre groß­ar­tig«, freut sich Frau­ke Schrö­der. »Schließ­lich wün­schen wir Alt­städ­ter uns alle einen fried­li­chen, son­ni­gen, rosa­far­be­nen Nachmittag.«

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich am 13. April in der Aache­ner Zei­tung und den Aache­ner Nach­rich­ten. Das Foto stammt aus dem Pres­se­ma­te­ri­al des Kirschblütenfests.

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