Im April hatte ich zunächst in der »Schnüss« und dann auch hier über die In Situ Art Society geschrieben. Dieser gemeinnützige Verein hat sich die Förderung der im »normalen« Betrieb nur marginal vorkommenden Kunst auf die Fahne geschrieben. Er organisiert Lesungen, Filmvorführungen, vor allem aber Konzerte, vornehmlich mit Künstlern jenseits des Mainstream. »The Dissonant Series« lautet der Name einer Konzertreihe, die sich zumeist unterrepräsentierten Kunstformen wie der improvisierten Musik annimmt.
Im Herbst jährt sich die Gründung der In Situ Art Society zum ersten Mal. Fast zeitgleich organisiert das international aufgestellte Team – die Mitglieder kommen aus Deutschland, Russland, der Ukraine und Griechenland – sein bisher größtes Projekt: »Aufhebung!«, ein zweitägiges Programm, das verschiedene Generationen sowjetischer und postsowjetischer musikalischer Avantgarde präsentiert. »Aufhebung!« gehört zum Rahmenprogramm des diesjährigen Beethovenfests. Die beiden Konzertabende finden am 18. und 19. September jeweils ab 20 Uhr im Schumannhaus Bonn statt.
Den Anfang machen Werke von Komponisten der postrevolutionären Epoche mit ihrem Drang zur Aneignung neuer sozialer Tatsachen. Seine Fortsetzung findet das Programm bei der Nachkriegsgeneration, die sich einerseits in Chruschtschows Tauwetter entfalten konnte, andererseits aber auch die Ausgrenzung, die Verschlossenheit und die ideologischen Repressalien der sowjetischen Gesellschaft erfahren musste. Das Finale gehört den heutigen Komponisten, die massive soziale Umbrüche miterlebt haben und intensive internationale Kontakte pflegen.
Interpretiert werden die Werke von Schostakowitsch bis Sioumak, von Buzko bis Stravinsky – darunter drei Uraufführungen – durch vier Musikerinnen und Musiker, die ihre Wurzeln an Konservatorien und Musikhochschulen Moskaus haben und mittlerweile bei Festivals und für Ensembles in aller Welt tätig sind: Vokalistin Natalia Pschenitschnikova, Flötistin Maria Alikhanova, Cellist Konstantin Manaev und Pianist Mikhail Mordvinov.
Weitere Informationen zu »Aufhebung!« und den beteiligten Künstlern finden sich auf den Facebook-Event-Seiten zu Tag 1 und Tag 2.