Zwölf Veranstaltungen, zehn Locations, ein Preis: Am 10.11. präsentiert der Verein bonn.pop sich, seine Stadt und deren vielseitige Subkulturszene beim »Bonn Festival«.
Jetzt geht es los. Gut anderthalb Jahre nach seiner Gründung holt der Verein bonn.pop am 10. November zum ersten großen Schlag aus. Nicht weniger als ein ganzes Festival soll es gleich sein: Das »Bonn Festival« bietet mit nur einem Ticket Zugang zu insgesamt zwölf Veranstaltungen, die an diesem Abend an zehn Orten über die Bühne gehen werden. Theateraufführungen werden ebenso dabei sein wie Comedy-Nummern und eine ganze Reihe von Konzerten.
Das Datum ist dabei nicht zufällig gewählt. Es fällt auf die Zeit, während der in Bonn die Weltklimakonferenz stattfinden wird. Ganz bewusst richtet sich das Festival somit auch an die internationalen Gäste, die gerne erleben sollen, dass ihre Gastgeberstadt über eine lebendige und vielseitige Subkulturszene verfügt – alle Einheimischen dürfen diese Erkenntnis natürlich auch gerne mitnehmen. Der Preis, der einmalig für alle Veranstaltungen erhoben wird, liegt so tief wie möglich, um auch Jugendlichen den Zugang zum bunten Programm zu ermöglichen.
Und so sieht das Programm im Einzelnen aus:
Dreierpacks in Brückenforum und Dubliner
bonn.pop Anfang 2016 haben zahlreiche hiesige Veranstalter, Spielstätten und Non-Profit-Einrichtungen den Verein bonn.pop gegründet. Seither arbeiten sie gemeinsam daran, die Bedeutung der Subkultur in Bonns Kulturlandschaft spürbarer zu machen. Das »Bonn Festival« ist die erste konzertierte Aktion von bonn.pop, die sich unmittelbar an das Publikum richtet.
Im Brückenforum gibt es ab 20 Uhr einen lokalen und durch die Bank mit massig Rampensau-Potential gesegneten Dreierpack für Ohr und Tanzbein. Millenia spielen eine feine Mischung aus Funk, Indie und Alternative Pop. Heldenviertel beweisen immer wieder ihr Händchen für tiefgehende Deutschrocktexte und Melodien mit Ohrwurmcharakter. Derweil bringt das Kollektiv Blümchenknicker (Foto) ein energiegeladenes und hochgradig unterhaltsames Polka-Folk-Ska-Reggaeton-Flamenco-Was-noch-alles-Gemisch auf die Bühne.
Auch mit drei Bands, auch ab 20 Uhr, aber musikalisch anders gelagert kommt das Akustikkonzert im Dubliner daher. Melancholisches mit Weltmusikgrundierung spielen oh sleep. Bedford Falls feiern in diesem Jahr runden Geburtstag: Zehn Jahre voll mit mitreißender Pop-Postcore-Mélange. Drawing Circles waren 2017 erstmals europäisch auf Tour. Ein weiterer großer Schritt für das Trio und seinen einzigartig schlagzeuglosen Dreampop-Postrock-Sound.
Experimentierfreude, Genresprenger und Musik aus der Glotze
Acoustic meets Electro heißt es ab 20 Uhr im The 9th. Oder auch: Musikstation meets Off The Record. Bands hier, DJs dort und dazwischen ein Publikum, das diesen Künstlern beim Austoben ihrer Experimentierfreude zusehen und ‑hören darf.
Im Haus 8 der Ermekeilkaserne gibt ab 20 Uhr die JOJO Hausband ihre klangliche Visitenkarte ab. Seit fünf Jahren folgen diese sechs Musiker einem gemeinsamen Motto: Geprobt wird nicht, alles entsteht auf der Bühne. Hier wird sich nicht lange an Genres festgehalten, sondern drauflos gespielt – immer mit völlig offenem, oftmals überraschendem und stets grandiosem Ergebnis.
Mit Mr. Matt & The Madsonix steigt im Kult 41 ein musikalischen Sonderkommando auf die Bühne. Diese Vollblutmusiker scheren sich auch nicht um Genres, haben dafür aber ein anderes Ventil gefunden: Film- und Fernsehmusik. Vom funkigen Magnum bis zum »Lied vom Tod« ist hier alles möglich. Ein riesengroßer Spaß mit perfekt arrangierter Musik.
Freie Improvisation, Avantgarde-Jazz, Theater und Comedy
Im Dialograum Kreuzung Sank Helena präsentiert die In Situ Art Society mit »Soundtrips« ein außergewöhnliches Doppelkonzert. Ausbalancierte freie Improvisation trifft auf avantgardistischen Jazz. In der ersten Hälfte des Abends spielen der Bonner Ausnahmeflötist Michael Heupel und der Sankt Augustiner Bassklarinettist Rainer Weber frei improvisierte Musik, in Hälfte Zwei gefolgt vom Kölner Trio pollon mit eigenen Kompositionen.
Neben diesen Konzerten veranstaltet die Rheinbühne in St. Cassius unter dem Titel »Jung und ungebremst« ein Comedy-Format für den talentierten Humornachwuchs. In der Fabrik 45 spielt das Theater Bonn »Der Wind hat mir kein Lied erzählt«, eine Travestie-Show mit Erdbeeren und Champagner. Und im Waschsalon Innovationpoint verbinden sich Songwriting, Poesie, Tanz, Installation, Comedy und Performance zu raumverwandelnder Kunst.
Im Anschluss geht das »Bonn Festival« mit Partys an zwei Locations weiter. In der N8lounge startet Folge 8 von »Genießt es, wer weiß wann es wieder was gibt!« Im Brückenforum wird ab Mitternacht im Stundentakt durch die Jahrzehnte gereist – beginnend mit den 70ern. Alle Veranstaltungen des »Bonn Festival« finden sich zusammengefasst unter diesem Link.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der November-Ausgabe der »Schnüss«. Das Bild der Blümchenknicker wurde mir freundlicherweise von der Band selbst zur Verfügung gestellt. Fotografiert hat es Isabelle Hoffmann.