»Bonn Festival«: Kultureller Stadtbummel bei Nacht

Blümchenknicker_Foto Isabelle Hoffmann
Blümchenknicker, Foto: Isabelle Hoffmann

Zwölf Ver­an­stal­tun­gen, zehn Loca­ti­ons, ein Preis: Am 10.11. prä­sen­tiert der Ver­ein bonn.pop sich, sei­ne Stadt und deren viel­sei­ti­ge Sub­kul­tur­sze­ne beim »Bonn Festival«.

Jetzt geht es los. Gut andert­halb Jah­re nach sei­ner Grün­dung holt der Ver­ein bonn.pop am 10. Novem­ber zum ers­ten gro­ßen Schlag aus. Nicht weni­ger als ein gan­zes Fes­ti­val soll es gleich sein: Das »Bonn Fes­ti­val« bie­tet mit nur einem Ticket Zugang zu ins­ge­samt zwölf Ver­an­stal­tun­gen, die an die­sem Abend an zehn Orten über die Büh­ne gehen wer­den. Thea­ter­auf­füh­run­gen wer­den eben­so dabei sein wie Come­dy-Num­mern und eine gan­ze Rei­he von Konzerten.

Das Datum ist dabei nicht zufäl­lig gewählt. Es fällt auf die Zeit, wäh­rend der in Bonn die Welt­kli­ma­kon­fe­renz statt­fin­den wird. Ganz bewusst rich­tet sich das Fes­ti­val somit auch an die inter­na­tio­na­len Gäs­te, die ger­ne erle­ben sol­len, dass ihre Gast­ge­ber­stadt über eine leben­di­ge und viel­sei­ti­ge Sub­kul­tur­sze­ne ver­fügt – alle Ein­hei­mi­schen dür­fen die­se Erkennt­nis natür­lich auch ger­ne mit­neh­men. Der Preis, der ein­ma­lig für alle Ver­an­stal­tun­gen erho­ben wird, liegt so tief wie mög­lich, um auch Jugend­li­chen den Zugang zum bun­ten Pro­gramm zu ermöglichen. 

Und so sieht das Pro­gramm im Ein­zel­nen aus:

Dreierpacks in Brückenforum und Dubliner

bonn.pop Anfang 2016 haben zahl­rei­che hie­si­ge Ver­an­stal­ter, Spiel­stät­ten und Non-Pro­fit-Ein­rich­tun­gen den Ver­ein bonn.pop gegrün­det. Seit­her arbei­ten sie gemein­sam dar­an, die Bedeu­tung der Sub­kul­tur in Bonns Kul­tur­land­schaft spür­ba­rer zu machen. Das »Bonn Fes­ti­val« ist die ers­te kon­zer­tier­te Akti­on von bonn.pop, die sich unmit­tel­bar an das Publi­kum richtet.

Im Brü­cken­fo­rum gibt es ab 20 Uhr einen loka­len und durch die Bank mit mas­sig Ram­pen­sau-Poten­ti­al geseg­ne­ten Drei­er­pack für Ohr und Tanz­bein. Mil­le­nia spie­len eine fei­ne Mischung aus Funk, Indie und Alter­na­ti­ve Pop. Hel­den­vier­tel bewei­sen immer wie­der ihr Händ­chen für tief­ge­hen­de Deutschrock­tex­te und Melo­dien mit Ohr­wurm­cha­rak­ter. Der­weil bringt das Kol­lek­tiv Blüm­chen­kni­cker (Foto) ein ener­gie­ge­la­de­nes und hoch­gra­dig unter­halt­sa­mes Pol­ka-Folk-Ska-Reg­gae­ton-Fla­men­co-Was-noch-alles-Gemisch auf die Bühne.

Auch mit drei Bands, auch ab 20 Uhr, aber musi­ka­lisch anders gela­gert kommt das Akus­tik­kon­zert im Dub­li­ner daher. Melan­cho­li­sches mit Welt­mu­sik­grun­die­rung spie­len oh sleep. Bedford Falls fei­ern in die­sem Jahr run­den Geburts­tag: Zehn Jah­re voll mit mit­rei­ßen­der Pop-Post­co­re-Mélan­ge. Dra­wing Cir­cles waren 2017 erst­mals euro­pä­isch auf Tour. Ein wei­te­rer gro­ßer Schritt für das Trio und sei­nen ein­zig­ar­tig schlag­zeug­lo­sen Dreampop-Postrock-Sound.

Experimentierfreude, Genresprenger und Musik aus der Glotze

Acou­stic meets Elec­t­ro heißt es ab 20 Uhr im The 9th. Oder auch: Musik­sta­ti­on meets Off The Record. Bands hier, DJs dort und dazwi­schen ein Publi­kum, das die­sen Künst­lern beim Aus­to­ben ihrer Expe­ri­men­tier­freu­de zuse­hen und ‑hören darf.

Im Haus 8 der Erme­keil­ka­ser­ne gibt ab 20 Uhr die JOJO Haus­band ihre klang­li­che Visi­ten­kar­te ab. Seit fünf Jah­ren fol­gen die­se sechs Musi­ker einem gemein­sa­men Mot­to: Geprobt wird nicht, alles ent­steht auf der Büh­ne. Hier wird sich nicht lan­ge an Gen­res fest­ge­hal­ten, son­dern drauf­los gespielt – immer mit völ­lig offe­nem, oft­mals über­ra­schen­dem und stets gran­dio­sem Ergebnis.

Mit Mr. Matt & The Madso­nix steigt im Kult 41 ein musi­ka­li­schen Son­der­kom­man­do auf die Büh­ne. Die­se Voll­blut­mu­si­ker sche­ren sich auch nicht um Gen­res, haben dafür aber ein ande­res Ven­til gefun­den: Film- und Fern­seh­mu­sik. Vom fun­ki­gen Magnum bis zum »Lied vom Tod« ist hier alles mög­lich. Ein rie­sen­gro­ßer Spaß mit per­fekt arran­gier­ter Musik.

Schnüss November 2017, Seite 30

Freie Improvisation, Avantgarde-Jazz, Theater und Comedy

Im Dia­log­raum Kreu­zung Sank Hele­na prä­sen­tiert die In Situ Art Socie­ty mit »Sound­trips« ein außer­ge­wöhn­li­ches Dop­pel­kon­zert. Aus­ba­lan­cier­te freie Impro­vi­sa­ti­on trifft auf avant­gar­dis­ti­schen Jazz. In der ers­ten Hälf­te des Abends spie­len der Bon­ner Aus­nah­me­f­lö­tist Micha­el Heu­pel und der Sankt Augus­ti­ner Bass­kla­ri­net­tist Rai­ner Weber frei impro­vi­sier­te Musik, in Hälf­te Zwei gefolgt vom Köl­ner Trio pol­lon mit eige­nen Kompositionen.

Neben die­sen Kon­zer­ten ver­an­stal­tet die Rhein­büh­ne in St. Cas­si­us unter dem Titel »Jung und unge­bremst« ein Come­dy-For­mat für den talen­tier­ten Humor­nach­wuchs. In der Fabrik 45 spielt das Thea­ter Bonn »Der Wind hat mir kein Lied erzählt«, eine Tra­ves­tie-Show mit Erd­bee­ren und Cham­pa­gner. Und im Wasch­sa­lon Inno­va­ti­onpoint ver­bin­den sich Song­wri­ting, Poe­sie, Tanz, Instal­la­ti­on, Come­dy und Per­for­mance zu raum­ver­wan­deln­der Kunst.

Im Anschluss geht das »Bonn Fes­ti­val« mit Par­tys an zwei Loca­ti­ons wei­ter. In der N8lounge star­tet Fol­ge 8 von »Genießt es, wer weiß wann es wie­der was gibt!« Im Brü­cken­fo­rum wird ab Mit­ter­nacht im Stun­den­takt durch die Jahr­zehn­te gereist – begin­nend mit den 70ern. Alle Ver­an­stal­tun­gen des »Bonn Fes­ti­val« fin­den sich zusam­men­ge­fasst unter die­sem Link.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der Novem­ber-Aus­ga­be der »Schnüss«. Das Bild der Blüm­chen­kni­cker wur­de mir freund­li­cher­wei­se von der Band selbst zur Ver­fü­gung gestellt. Foto­gra­fiert hat es Isa­bel­le Hoff­mann.

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