»TownShip«: Volle Fahrt voraus

TownShip (Pressefoto)
Pressefoto

Im zwei­ten Jahr fun­giert das Aus­flugs­schiff »MS Beet­ho­ven« als Kul­tur­lo­ca­ti­on am Bon­ner Rhein­ufer. Unter dem Namen »Town­Ship« neh­men die Ver­an­stal­ter Kurs auf alles jen­seits des Tellerrandes.

Dass Dari­us Darek ein Händ­chen für außer­ge­wöhn­li­che Loca­ti­ons hat, hat er erst neu­lich wie­der bewie­sen. Seit nun­mehr neun Jah­ren orga­ni­siert der kul­tu­rell omni­in­ter­es­sier­te Bon­ner die »World Beat Par­ty«. Zum Geburts­tag spen­dier­te er sich und sei­ner Event­rei­he Ende Novem­ber eine Run­de in der Stra­ßen­bahn. Der »World Beat Train« ran­gier­te rand­voll mit einer tan­zen­den Meu­te auf der Stre­cke der Linie 66 – Wie­der­ho­lung nicht ausgeschlossen.

Ganz ähn­lich begann auch die Geschich­te des »Town­Ships«: mit einer erfolg­rei­chen Ver­an­stal­tung an einem außer­ge­wöhn­li­chen Ort. Gut fünf Jah­re ist es inzwi­schen her, dass Darek erst­mals eine sei­ner Par­tys auf der »MS Beet­ho­ven« ver­an­stal­te­te. Nach eini­gen nicht min­der brum­men­den Wie­der­ho­lun­gen in den Fol­ge­jah­ren tra­ten Crew und Betrei­ber des Aus­flugs­schif­fes eines schö­nen Tages mit einer Fra­ge an ihn her­an: Ob er sich vor­stel­len kön­ne, das win­ter­li­che Vor­an­ker­ge­schäft mit regel­mä­ßi­gem, kul­tu­rel­lem Leben zu fül­len. Dari­us Darek konn­te sich das sogar sehr gut vor­stel­len. Er hol­te ande­re Ver­an­stal­ter mit ins Boot, stell­te mit ihnen ein umfang­rei­ches Pro­gramm auf die Bei­ne und das »Town­Ship« war gebo­ren. Im Herbst 2014 lich­te­te das Schiff am Rhein­ufer lie­gend erst­mals kul­tu­rell die Anker. Und weil sich das Kon­zept im ers­ten Jahr gleich als Erfolg erwies, fin­det es in die­sem Win­ter bereits seit Ende Okto­ber sei­ne Fortsetzung.

Global und interkulturell

»Ein paar Din­ge haben wir im Ver­gleich zum ers­ten Jahr schon ver­än­dert«, erzählt Dari­us Darek. Als Kura­tor der gemein­nüt­zi­gen Kul­tur­or­ga­ni­sa­ti­on »Taxi MunD­Jal MusiX« und somit Lei­ter des Pro­jekts lau­fen bei ihm alle Ver­an­stal­tungs­fä­den für das »Town­Ship« zusam­men. Die vor­ge­nom­me­nen Ver­än­de­run­gen sind Leh­ren, die alle Betei­lig­ten aus der Pre­mie­ren­sai­son gezo­gen haben. So kon­zen­triert sich das geball­te sub­kul­tu­rel­le Leben im zwei­ten »TownShip«-Jahr auf die Wochen­en­den. Frei­tags fin­den zumeist Kon­zer­te statt, wäh­rend sams­tags Par­tys über die Büh­ne gehen. Hin und wie­der öff­net das Schiff sei­ne Pfor­ten für einen chil­li­gen Wochen­end­aus­klang oder jaz­zi­ges Brun­chen auch am Sonn­tag. Die Redu­zie­rung der Ter­mi­ne tut der Qua­li­tät des Gebo­te­nen kei­nen Abbruch. Immer im Zen­trum des Gesche­hens: glo­ba­le Musik und inter­kul­tu­rel­le Begeg­nung. Die kul­tu­rel­le Aus­rich­tung zielt also wie schon 2014 auf alles, was jen­seits des Main­stream-Tel­ler­ran­des liegt. In die­ser ver­meint­li­chen Nische haben zahl­rei­che Bon­ner Ver­ei­ne und Ver­an­stal­ter ihren Platz gefunden.

Die Zen­tra­le für Frei­raum und Sub­kul­tur ist dar­um eben­so mit von der Boots-Par­tie wie das Mon­key­biz­ness Sound Sys­tem und die Gra­mo­pho­ne Vibez. Cos­mic Radio, das Glo­bal Club Music Net­work, die Vier­tel Bar und Sai­ten­lie­be tra­gen auch zum Orga­ni­sie­ren und Gelin­gen der viel­fäl­ti­gen Ver­an­stal­tun­gen bei. Acts aus Bonns Part­ner­städ­ten Cheng­du, Cape Coast und La Paz run­den die im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes welt­um­span­nen­de Mischung ab. Geför­dert durch Enga­ge­ment Glo­bal und das Kul­tur­amt der Stadt Bonn, ent­steht so ein bun­tes Ange­bot mit Par­tys und Live­mu­sik von Elec­t­ro Swing bis Afro Beats, von Bal­kan Sounds bis Cum­bia, von Lin­dy Hop bis Reg­gae­ton. Mit dem Song­slam hält zudem ein neu­es Ver­an­stal­tungs­for­mat Ein­zug in Bonn. Ana­log zum Poet­ry Slam buh­len dabei Song­wri­ter mit Selbst­er­dach­tem um die Gunst des Publi­kums. Und mit einer Auf­la­ge der Sound­couch wird es eines Sonn­tag­nach­mit­tags auf musi­ka­li­sche Art gemüt­lich an Deck.

Kleine Bausteine, großes Gesamtprojekt

Auf dem »Town­Ship« geht es aber auch expli­zit um Begeg­nung. Ver­schie­de­ne Insti­tu­tio­nen wie das Bon­ner Insti­tut für Migra­ti­ons­for­schung und inter­kul­tu­rel­les Ler­nen oder die Fach­schaft der Abtei­lung Alt­ame­ri­ka­nis­tik und Eth­no­lo­gie bie­ten an Bord Mög­lich­kei­ten des Ken­nen­ler­nens, des Ver­net­zens und des Bil­dens neu­er Koope­ra­tio­nen. Ver­schie­de­ne Hoch­schul­grup­pen der Fried­rich-Wil­helm-Uni­ver­si­tät wie Amnes­ty Inter­na­tio­nal, Unicef oder Refu­gees Wel­co­me öff­nen sich jedem Interessierten.

So ent­ste­hen­de Netz­wer­ke und Syn­er­gien sol­len letz­ten Endes den kul­tu­rel­len Out­put inner­halb Bonns noch ein­mal ver­stär­ken. »Wir sind vie­le klei­ne Bau­stei­ne, die sich zu einem gro­ßen Gesamt­pro­jekt zusam­men­fü­gen«, sagt Dari­us Darek. Bis Ostern steht das Pro­gramm die­ses gro­ßen Gan­zen. Danach wird aus dem »Town­Ship« wie­der die »MS Beet­ho­ven« – ein Aus­flugs­schiff mit win­ter­li­chem Hang zur Subkultur.

Eine leicht geän­der­te Fas­sung die­ses Tex­tes erschien ursprüng­lich in der Dezem­ber­aus­ga­be des Bon­ner Stadt­ma­ga­zins »Schnüss«. Das Foto wur­de mir von den Orga­ni­sa­to­ren des Town­Ship zur Ver­fü­gung gestellt. Vie­len Dank dafür.

Am kom­men­den Frei­tag fin­det auf dem Town­Ship besag­ter Song­slam statt, am Sonn­tag der eben­falls erwähn­te Brunch mit musi­ka­li­scher Unter­ma­lung. (Nicht, dass jemand sagt, er hät­te davon nichts gewusst.)

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