Ironblogger: Eisern gegen das Blogsterben

Iron Blogger Bonn

Zum Blog­gen braucht es im Grun­de nicht viel: in ers­ter Linie natür­lich Inhal­te, die man ande­ren erzäh­len oder zei­gen möch­te. Eine anspre­chen­de Schrei­be und ein biss­chen tech­ni­sches Know-How kön­nen nicht scha­den. Dass aber auch ein gutes Stück Aus­dau­er und Dis­zi­plin nötig sind, wird viel­fach unter­schätzt. Wäh­rend sich die ers­ten Arti­kel wie von selbst schrei­ben, kommt irgend­wann der Punkt, den wohl die meis­ten Blog­ger ken­nen. Der Punkt, an dem ande­res wich­ti­ger ist, an dem gera­de kei­ne Zeit oder kei­ne Lust zum Schrei­ben da ist oder man ein­fach nicht weiß, wie der eine oder ande­re Gedan­ke in Wor­te zu fas­sen ist. Etli­che Blogs sind im Lauf der Zeit dar­an geschei­tert und fried­lich ent­schlum­mert. Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, haben sich in ver­schie­de­nen deut­schen Städ­ten zuletzt Blog­ger-Gemein­schaf­ten gebil­det. Mit­tels Grup­pen­druck möch­ten die Iron­blog­ger, so der Name die­ser loka­len Netz­wer­ke, für mehr Regel­mä­ßig­keit auf den Sei­ten der ein­zel­nen Mit­glie­der sorgen.

Und das funk­tio­niert so: Jeder Iron­blog­ger ver­pflich­tet sich, min­des­tens ein­mal pro Woche etwas im eige­nen Blog zu ver­öf­fent­li­chen. Wer sich nicht dar­an hält, muss fünf Euro in die gemein­sa­me Kas­se zah­len. Ist genug Geld zusam­men­ge­kom­men, wird die Kas­se gemein­sam durch­ge­bracht. Die Gemein­schaft fun­giert also nicht nur als Moti­va­ti­ons­hil­fe son­dern auch als Mög­lich­keit, ande­re Blog­ger per­sön­lich ken­nen zu ler­nen. Gebo­ren wur­de die­se Qua­si-Bewe­gung im Herbst 2011 in den USA. Recht bald schwapp­te sie über den gro­ßen Teich nach Deutsch­land und fand zunächst in Ber­lin Nach­ah­mer. Mitt­ler­wei­le sind ver­schie­de­ne deut­sche Städ­te und Regio­nen mit von der Par­tie. Auch in Bonn hat sich im Früh­jahr eine sol­che Gemein­schaft zusammengefunden.

»Auf der dies­jäh­ri­gen re:publica saßen wir in einem Vor­trag zum The­ma Iron­blog­ging und haben die gan­ze Zeit ›Das wol­len wir auch‹ gemur­melt«, erin­nert sich Char­lot­te Jahnz an den Impuls, der letzt­lich zur Grün­dung der Iron­blog­ger Bonn geführt hat. Gemein­sam mit Johan­nes Mirus und Sascha Foers­ter brach­te sie die Idee des Iron­blog­gens von Deutsch­lands größ­ter Kon­fe­renz für digi­ta­le und sozia­le Medi­en aus Ber­lin mit zurück an den Rhein. Ende Mai wur­de das hie­si­ge Netz­werk gestar­tet, dem sich in der Zwi­schen­zeit – Stand Mit­te August 2013 – bereits 36 Blog­ger ange­schlos­sen haben. »Anschei­nend haben wir da voll ins Schwar­ze getrof­fen«, freut sich Char­lot­te Jahnz über die so nicht erwar­te­te Reso­nanz. Dass der Druck den Spaß am Schrei­ben nimmt, kann sie mit der Erfah­rung der ers­ten Wochen kei­nes­wegs bestä­ti­gen. Ganz im Gegenteil.

Eines der Erfolgs­ge­heim­nis­se ist nach ihrer Ansicht, dass den Teil­neh­mern the­ma­tisch kei­ne Gren­zen gesetzt wer­den. Musik, Psy­cho­ana­ly­se, Gas­tro­kri­ti­ken, Kaf­fee, Sport­me­di­en und immer wie­der das eige­ne Leben und Erle­ben: Alles ist erlaubt, solan­ge der Ver­fas­ser in und um Bonn wohnt oder sich der Stadt ver­bun­den fühlt. Die­se Viel­falt sorgt auch inner­halb der Iron­blog­ger für Hori­zont­er­wei­te­rung. Denn ein Groß­teil der Mit­glie­der ver­folgt, was die ande­ren machen. »Ich schaue jede Woche über die Aus­wer­tung und lese mir die Arti­kel durch, deren Über­schrif­ten mich anspre­chen«, erzählt etwa Mar­tin Schnei­der. Seit gut einem Jahr­zehnt schreibt der Blog­ger Din­ge ins Inter­net. Den eiser­nen Bon­nern gehört er seit deren Start an. »So nach und nach ler­ne ich die ein­zel­nen Blog­ger ken­nen.« Die ein­zel­nen Blog­ger, deren The­men und Sei­ten. Und die wer­den dank Grup­pen­druck nun vor­erst nicht fried­lich entschlummern.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der »Schnüss«. Wie auf die­ser Sei­te wahr­schein­lich unschwer zu erken­nen ist, bin ich selbst Mit­glied der Iron­blog­ger Bonn.

Nach­trag, 20.8.:
Im Hoch­schul­ra­dio Aachen hat Char­lot­te ein Inter­view zum The­ma Iron­blog­ging geführt. Das Gan­ze fin­det sich hier.

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