FJØRT: Kantiges Katharsis-Paket

FJØRT (Foto: Andreas Hornoff)
Foto: Andreas Hornoff

Neu­es Label, neu­es Album, noch mehr Dampf: Mit »Kon­takt« ser­vie­ren FJØRT aus Aachen direkt auf die Zwölf.

Es gab eine Zeit, da wur­den Auto­fah­rer auf dem Orts­ein­gangs­schild am Aache­ner Euro­pa­platz mit dem Slo­gan »Rock City No. One« emp­fan­gen. Augen­zwin­kernd hat­te sich die sei­ner­zeit flo­rie­ren­de Punk- und Hard­core-Sze­ne Aachens die­sen Bei­na­men ver­passt. Irgend­wann zur Mit­te des ver­gan­ge­nen Jahr­zehnts kratz­te ein rein­li­cher Mensch den Auf­kle­ber vom Schild. Nahe­zu zeit­gleich zer­brö­sel­te die Sze­ne, als sich Band auf Band auf Band auflöste.

»Wir sind damals sozia­li­siert wor­den, mit vie­len groß­ar­ti­gen Kon­zer­ten und etli­chen tol­len loka­len Bands«, erzählt David. Vier Jah­re ist es mitt­ler­wei­le her, dass der Bas­sist sich mit Schlag­zeu­ger Frank und Gitar­rist und Sän­ger Chris zusam­men­tat und FJØRT begann. Im Grun­de hät­te sei­ner­zeit jemand den alten Auf­kle­ber wie­der anbrin­gen müs­sen. Seit dem ers­ten Moment sei­ner Exis­tenz füllt das Trio das Vaku­um, das nach der Rock-City-Implo­si­on ent­stan­den war. Vor allem in Sachen zor­ni­ger Grund­hal­tung und trans­por­tier­ter Ener­gie füh­ren sie die Tra­di­ti­on fort. Ihre Musik ent­springt hin­ge­gen kei­ner Tra­di­ti­on. Fri­scher und eigen­stän­di­ger kann Post-Hard­core wohl kaum sein.

Foto: Michael Klarmann
Foto: Micha­el Klarmann

Keine Wiederholung

Lobes­hym­nen der inter­na­tio­na­len Musik­pres­se und nahe­zu stän­di­ges Tou­ren durch wei­te Tei­le Euro­pas: Auch über die Stadt­gren­zen Aachens hin­aus hat man auf die­se Mischung aus bra­chia­ler Aggres­si­on und Melo­die offen­sicht­lich nur gewar­tet. Und für das neue, Mit­te Janu­ar erschei­nen­de Album »Kon­takt« haben Frank, Chris und David noch ein­mal eine Schip­pe drauf­ge­packt. »Vor dem Schrei­ben der Songs war uns eigent­lich nur klar, dass wir uns nicht wie­der­ho­len woll­ten«, sagt David. »Statt­des­sen woll­ten wir ein­ge­fah­re­ne Struk­tu­ren auf­bre­chen, kna­cki­ger wer­den.« Das ist ohne Fra­ge gelungen.

Und noch ein Vor­ha­ben wur­de erfolg­reich umge­setzt. Sän­ger Chris: »Ich woll­te beim Sin­gen deut­li­cher wer­den. Mei­ne Lyrics sol­len nicht ein­fach nur als wei­ßes Rau­schen wahr­ge­nom­men wer­den.« Aller Rasanz und allem Bal­lern drum­her­um zum Trotz kom­men die Bot­schaf­ten Wort für Wort an. Es sind per­sön­li­che Geschich­ten und Ansich­ten, die Chris abs­tra­hiert, um sie »nicht jedem gleich auf die Nase zu bin­den«. Dabei ent­ste­hen Sät­ze, die so kan­tig sind, dass sie beim Hörer hän­gen­blei­ben – Sät­ze, aus denen Zorn und Betrof­fen­heit nur so her­aus­trop­fen, die man fühlt, ohne sie immer in Gän­ze zu erfassen.

Gemein­sam mit den trei­ben­den Rhyth­men und den don­nern­den Riffs ent­steht so ein Kathar­sis-Paket, an dem man als Hörer ein­fach nicht vor­bei­kommt. Als Plat­ten­la­bel im Übri­gen auch nicht. Für das kom­men­de Album hat­ten FJØRT qua­si die Qual der Wahl. Am Ende ent­schie­den sie sich für Grand Hotel van Cleef. »Unter ande­rem, weil da Pale mal unter Ver­trag waren«, erklärt David. Im Grun­de ist also auch das die Fort­set­zung einer Rock-City-Tradition.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der Janu­ar-Aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »Klen­kes«.

Das Band­fo­to stammt aus dem Pres­se­ma­te­ri­al des Plat­ten­la­bels. Das Foto vom Aache­ner Orts­ein­gangs­schild wur­de mir freund­li­cher­wei­se von Micha­el Klar­mann zur Ver­fü­gung gestellt. Vie­len Dank dafür.

Und als Schman­kerl zum Schluss »Lich­ter­loh«, das ers­te Video zum neu­en Album:

FJØRT – Lich­ter­loh (Offi­ci­al)
Direk­ter Link: https://www.youtube.com/watch?v=enFk8IPqXjg

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Benötigte Felder sind mit einem * markiert …