Jazz im Dumont: Respekt und Single Malt

Klenkes November 2014, Seite 14

Seit zwölf Jah­ren lockt Armin Bur­ke Jazz­grö­ßen nach Aachen. Jetzt erhielt er für sei­ne Ver­an­stal­tun­gen im Dumont den Spiel­stät­ten­pro­gramm­preis der Bundesregierung.

Von Zeit zu Zeit legt Armin Bur­ke auch auf der hei­mi­schen Ste­reo­an­la­ge eine Jazz-Plat­te auf. Zumeist greift er dabei zu den Klas­si­kern des Gen­res: Davis, Col­tra­ne oder Jar­rett lau­ten die klang­vol­len Namen, deren Alben er für das Hör­ver­gnü­gen im eige­nen Wohn­zim­mer bevor­zugt. Am liebs­ten aber mag Bur­ke Jazz, wenn er live gespielt wird, wenn er »roh und knal­lig« daher­kommt, wie er sel­ber sagt, »wenn er rich­tig rockt«. Die­se ver­gleichs­wei­se freie, wil­de und expe­ri­men­tel­le Spiel­art des Jazz kann man regel­mä­ßig in sei­nem ande­ren Wohn­zim­mer hören – im Dumont in Aachens Zol­lern­stra­ße, des­sen Besit­zer der 48-Jäh­ri­ge seit 19 Jah­ren ist.

Sonn­tags ist Live­mu­sik­tag im Dumont, in Aus­nah­me­fäl­len auch mon­tags. Die­ser Tra­di­ti­on fühlt sich Armin Bur­ke seit mitt­ler­wei­le zwölf Jah­ren ver­pflich­tet. Von einer Som­mer­pau­se unter­bro­chen, lockt er fast Woche für Woche, Jahr für Jahr Künst­ler nach Aachen, die andern­orts auch schon ein­mal Kon­zert­hal­len fül­len. Grö­ßen der inter­na­tio­na­len Modern-Jazz-Sze­ne, Cover­stars ein­schlä­gi­ger Maga­zi­ne, Gram­my­preis­trä­ger: Im Dumont beackern sie ihre Instru­men­te in gera­de­zu inti­mer Atmo­sphä­re vor 60 Zuhö­rern. Für die­ses Kon­zert­pro­gramm, das sich seit Jah­ren auf kon­stant hohem Niveau bewegt, sind Armin und sei­ne Knei­pe Ende Sep­tem­ber mit dem Spiel­stät­ten­pro­gramm­preis der Bun­des­re­gie­rung aus­ge­zeich­net worden.

Online-Wer­be­trom­mel Bevor­ste­hen­de Ter­mi­ne und per­sön­li­che Ein­schät­zun­gen zu kom­men­den Acts unter­brei­tet Armin Bur­ke allen Inter­es­sier­ten per Newsletter.

»Wahn­sin­nig gefreut« hat Bur­ke die­se Bestä­ti­gung sei­ner Arbeit als Kon­zert­ver­an­stal­ter. »Ich mache das alles ja eher aus Lieb­ha­be­rei. Geld ver­die­nen lässt sich mit die­ser Art von Live­mu­sik nicht, die ein Spar­ten­pu­bli­kum anspricht.« Der Preis hat bei ihm für zusätz­li­che Moti­va­ti­on gesorgt. Weil die Orga­ni­sa­ti­on der Jazz-Aben­de im Dumont seit jeher eine rei­ne One-Man-Show ist, kann er die­sen Ener­gie­schub gut gebrau­chen. Vom ers­ten Kon­takt bis zum Auf­tritt selbst läuft die Künst­ler­be­treu­ung im Dumont aus aller­ers­ter Hand.

Armin Bur­ke holt die Künst­ler am Bahn­hof ab, besorgt Hotel­zim­mer, bekocht sie und wenn alle Stri­cke rei­ßen, lässt er sie bei sich zu Hau­se über­nach­ten. Bis­wei­len bie­tet er ihnen zu vor­ge­rück­ter Stun­de auch noch eine Test­run­de aus­ge­wähl­ter Sin­gle Malts – Mot­to: So jung kom­men wir nicht mehr zusam­men. »Wenn mich die Jungs am nächs­ten Tag beim Früh­stück mit klei­nen Augen begeis­tert anstrah­len, weiß ich, dass der Abend wirk­lich gelun­gen war.«

Sein per­sön­li­ches Enga­ge­ment auf allen Ebe­nen zeigt Wir­kung. Nicht nur beim Publi­kum hat sich das Dumont längst als her­vor­ra­gen­de Jazz-Adres­se her­um­ge­spro­chen. Auch in Musi­ker­krei­sen macht das Wort von der per­fek­ten Loca­ti­on in Aachen die Run­de. Inzwi­schen flat­tern Bur­ke regel­mä­ßig Bewer­bun­gen von For­ma­tio­nen ins Haus, die ger­ne bei ihm spie­len wollen.

Dane­ben macht der Dumont-Besit­zer das, was er schon seit einem Dut­zend Jah­ren macht: Hart­nä­ckig bemüht er sich um die­je­ni­gen Musi­ker, die er unbe­dingt ein­mal live prä­sen­tie­ren möch­te. »Mit man­chen Bands ste­he ich über Mona­te, teil­wei­se auch Jah­re in Kon­takt. Zuerst bekun­den wir gegen­sei­ti­ges Inter­es­se, dann suchen wir einen Ter­min, an dem wir zuein­an­der fin­den.« Irgend­wann kommt dann der Moment, in dem der Abend in Aachen in den jewei­li­gen Tour­plan passt. Zwi­schen Auf­trit­ten in Lon­don, Paris oder Mai­land schie­ben die Musi­ker dann einen Abste­cher in das beschau­li­che Drei­län­der­eck. Für den einen oder ande­ren ist es wie eine Rei­se zurück in die eige­ne Vergangenheit.

Kla­re Ansa­ge »Zwei Sachen gibt es bei mir nicht: Gequat­sche wäh­rend der Auf­trit­te und Mario-Göt­ze-Jazz Mar­ke ›Haupt­sa­che hübsch‹.«

»Man­cher Künst­ler hat seit einer Ewig­keit nicht mehr in einem Club unse­rer Grö­ße gespielt. Und gera­de die haben dar­auf rich­tig Bock.« Zusätz­li­chen Dri­ve gibt ihnen die Reso­nanz beim Publi­kum. Für die Dau­er des Auf­tritts ste­hen ein­zig und allein die Musi­ker im Mit­tel­punkt. Armin Bur­ke legt Wert dar­auf, dass das allen im Raum jeder­zeit klar ist. Wer sei­nem Sitz­nach­barn wäh­rend des Kon­zerts drin­gend die neu­es­ten Neu­ig­kei­ten erzäh­len muss, bekommt es mit dem Haus­her­ren per­sön­lich zu tun. Hart­nä­cki­gen und unbe­lehr­ba­ren Stö­ren­frie­den hat er im Bedarfs­fall auch schon ein­mal die Tür gezeigt – nach Rück­erstat­tung des Eintrittsgeldes.

Auch durch sol­che Maß­nah­men hat sich im Lauf der Zeit ein Stamm­pu­bli­kum gefun­den, das das Dumont – unter der Woche »nor­ma­le« Vier­tel­sknei­pe – in einen Jazz­club ver­wan­delt, wie man ihn sonst nur aus Erzäh­lun­gen oder ande­ren Städ­ten kennt. Fach­kun­dig, respekt­voll, vor allem aber begeis­te­rungs­fä­hig beglei­ten die Zuhö­rer das ihnen Gebo­te­ne. Und in einer Sache kön­nen sie sicher sein: Nach dem Jazz ist vor dem Jazz. Die nächs­ten hei­ßen Num­mern hat der frisch geba­cke­ne Spiel­stät­ten­pro­gramm­preis­trä­ger längst an der Angel. Der Dumont-Kon­zert­ka­len­der für 2015 ist schon jetzt zu Drei­vier­teln gefüllt.

Eine gekürz­te Fas­sung die­ses Arti­kels erschien ursprüng­lich in der Novem­ber­aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »Klen­kes«. Das hier ist somit der Director’s Cut.

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