Seit zwölf Jahren lockt Armin Burke Jazzgrößen nach Aachen. Jetzt erhielt er für seine Veranstaltungen im Dumont den Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung.
Von Zeit zu Zeit legt Armin Burke auch auf der heimischen Stereoanlage eine Jazz-Platte auf. Zumeist greift er dabei zu den Klassikern des Genres: Davis, Coltrane oder Jarrett lauten die klangvollen Namen, deren Alben er für das Hörvergnügen im eigenen Wohnzimmer bevorzugt. Am liebsten aber mag Burke Jazz, wenn er live gespielt wird, wenn er »roh und knallig« daherkommt, wie er selber sagt, »wenn er richtig rockt«. Diese vergleichsweise freie, wilde und experimentelle Spielart des Jazz kann man regelmäßig in seinem anderen Wohnzimmer hören – im Dumont in Aachens Zollernstraße, dessen Besitzer der 48-Jährige seit 19 Jahren ist.
Sonntags ist Livemusiktag im Dumont, in Ausnahmefällen auch montags. Dieser Tradition fühlt sich Armin Burke seit mittlerweile zwölf Jahren verpflichtet. Von einer Sommerpause unterbrochen, lockt er fast Woche für Woche, Jahr für Jahr Künstler nach Aachen, die andernorts auch schon einmal Konzerthallen füllen. Größen der internationalen Modern-Jazz-Szene, Coverstars einschlägiger Magazine, Grammypreisträger: Im Dumont beackern sie ihre Instrumente in geradezu intimer Atmosphäre vor 60 Zuhörern. Für dieses Konzertprogramm, das sich seit Jahren auf konstant hohem Niveau bewegt, sind Armin und seine Kneipe Ende September mit dem Spielstättenprogrammpreis der Bundesregierung ausgezeichnet worden.
Online-Werbetrommel Bevorstehende Termine und persönliche Einschätzungen zu kommenden Acts unterbreitet Armin Burke allen Interessierten per Newsletter.
»Wahnsinnig gefreut« hat Burke diese Bestätigung seiner Arbeit als Konzertveranstalter. »Ich mache das alles ja eher aus Liebhaberei. Geld verdienen lässt sich mit dieser Art von Livemusik nicht, die ein Spartenpublikum anspricht.« Der Preis hat bei ihm für zusätzliche Motivation gesorgt. Weil die Organisation der Jazz-Abende im Dumont seit jeher eine reine One-Man-Show ist, kann er diesen Energieschub gut gebrauchen. Vom ersten Kontakt bis zum Auftritt selbst läuft die Künstlerbetreuung im Dumont aus allererster Hand.
Armin Burke holt die Künstler am Bahnhof ab, besorgt Hotelzimmer, bekocht sie und wenn alle Stricke reißen, lässt er sie bei sich zu Hause übernachten. Bisweilen bietet er ihnen zu vorgerückter Stunde auch noch eine Testrunde ausgewählter Single Malts – Motto: So jung kommen wir nicht mehr zusammen. »Wenn mich die Jungs am nächsten Tag beim Frühstück mit kleinen Augen begeistert anstrahlen, weiß ich, dass der Abend wirklich gelungen war.«
Sein persönliches Engagement auf allen Ebenen zeigt Wirkung. Nicht nur beim Publikum hat sich das Dumont längst als hervorragende Jazz-Adresse herumgesprochen. Auch in Musikerkreisen macht das Wort von der perfekten Location in Aachen die Runde. Inzwischen flattern Burke regelmäßig Bewerbungen von Formationen ins Haus, die gerne bei ihm spielen wollen.
Daneben macht der Dumont-Besitzer das, was er schon seit einem Dutzend Jahren macht: Hartnäckig bemüht er sich um diejenigen Musiker, die er unbedingt einmal live präsentieren möchte. »Mit manchen Bands stehe ich über Monate, teilweise auch Jahre in Kontakt. Zuerst bekunden wir gegenseitiges Interesse, dann suchen wir einen Termin, an dem wir zueinander finden.« Irgendwann kommt dann der Moment, in dem der Abend in Aachen in den jeweiligen Tourplan passt. Zwischen Auftritten in London, Paris oder Mailand schieben die Musiker dann einen Abstecher in das beschauliche Dreiländereck. Für den einen oder anderen ist es wie eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit.
Klare Ansage »Zwei Sachen gibt es bei mir nicht: Gequatsche während der Auftritte und Mario-Götze-Jazz Marke ›Hauptsache hübsch‹.«
»Mancher Künstler hat seit einer Ewigkeit nicht mehr in einem Club unserer Größe gespielt. Und gerade die haben darauf richtig Bock.« Zusätzlichen Drive gibt ihnen die Resonanz beim Publikum. Für die Dauer des Auftritts stehen einzig und allein die Musiker im Mittelpunkt. Armin Burke legt Wert darauf, dass das allen im Raum jederzeit klar ist. Wer seinem Sitznachbarn während des Konzerts dringend die neuesten Neuigkeiten erzählen muss, bekommt es mit dem Hausherren persönlich zu tun. Hartnäckigen und unbelehrbaren Störenfrieden hat er im Bedarfsfall auch schon einmal die Tür gezeigt – nach Rückerstattung des Eintrittsgeldes.
Auch durch solche Maßnahmen hat sich im Lauf der Zeit ein Stammpublikum gefunden, das das Dumont – unter der Woche »normale« Viertelskneipe – in einen Jazzclub verwandelt, wie man ihn sonst nur aus Erzählungen oder anderen Städten kennt. Fachkundig, respektvoll, vor allem aber begeisterungsfähig begleiten die Zuhörer das ihnen Gebotene. Und in einer Sache können sie sicher sein: Nach dem Jazz ist vor dem Jazz. Die nächsten heißen Nummern hat der frisch gebackene Spielstättenprogrammpreisträger längst an der Angel. Der Dumont-Konzertkalender für 2015 ist schon jetzt zu Dreivierteln gefüllt.
Eine gekürzte Fassung dieses Artikels erschien ursprünglich in der Novemberausgabe des Aachener Stadtmagazins »Klenkes«. Das hier ist somit der Director’s Cut.
Was hat Armin denn gegen Mario Götze? Der hat doch den Siegtreffer im WM-Finale geschossen!
Hat er denn was gegen ihn? Er hat doch sogar eine Jazz-Richtung nach ihm benannt. Und ich konnte mir sofort was unter der Beschreibung vorstellen.