Auf die Ohren: Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – »Alle Ampeln auf Gelb!«

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen - Alle Ampeln auf Gelb!

In den ver­gan­ge­nen Wochen wur­de ich das Gefühl nicht los, den rich­ti­gen Zeit­punkt für die­se Buch­sta­ben hier ver­passt zu haben. Weil die Außen­tem­pe­ra­tur die Tage noch ein­mal über die 20 Grad geklet­tert ist, kom­me ich dann aber doch noch dazu, mei­ne Som­mer­plat­te 2014 hier her­um­zu­zei­gen. Bei Pull­over­wet­ter und Regen fand ich das irgend­wie unpas­send. Es ist noch ein­mal warm, es ist tro­cken. Also schnell, bevor der Herbst kommt. Mei­ne Som­mer­plat­te 2014: »Alle Ampeln auf Gelb!«.

Bevor ich auf die­ses Album zu spre­chen kom­me, muss ich aller­dings noch kurz ein Geschicht­lein loswerden…

Es war ein­mal eine Band namens Super­punk. Anfang des Jahr­tau­sends ist sie mir irgend­wann unter­ge­kom­men – sie und ihr damals zwei­tes Album »Was­ser marsch!«. Trotz ihres Namens beschränk­te sich die Band nicht auf »Eins, zwei, gib ihm…«, son­dern spiel­te neben pun­kes­ken Upt­em­po-Num­mern auch jede Men­ge Stü­cke, die deut­lich vom Nor­t­hern Soul beein­flusst waren. Musik zwi­schen Gara­ge und Motor City – für mich eine pri­ma Mischung.

Und die Tex­te! Songs wie »Man kann einen ehr­li­chen Mann nicht auf sei­ne Knie zwin­gen«, »Neue Zäh­ne für mei­nen Bru­der und mich«, »Ich bin kein Igno­rant, ich bin kein Idi­ot« oder »Mein zwei­ter Name ist Ärger« (Oh, die­se Titel!) strotz­ten inhalt­lich nur so vor Working-Class-Sexy­ness, schnodd­ri­ger Selbst­iro­nie, Lako­nie, Augen­zwin­kern, aber auch Ab- und Auf­leh­nung. Es war Lie­be auf den ers­ten Blick.

Super­punk – Neue Zäh­ne für mei­nen Bru­der und mich
Direk­ter Link: https://www.youtube.com/watch?v=ayZkFekv8PI

Über Jah­re blieb ich Super­punk treu, bis sie sich 2012 auf­lös­ten. Ein­mal noch tra­fen wir uns in Köln im Gebäu­de 9, tanz­ten und san­gen mit­ein­an­der. Dann war es rum. A bis­serl was ging immer.

Ein paar Wochen spä­ter hör­te ich von einer Nach­fol­ge­band, die im Anflug sei. Nach der Tren­nung hat­ten sich Sänger/​Gitarrist Cars­ten Fried­richs und Bas­sist Tim Jür­gens neue Mit­strei­ter gesucht, woll­ten mit denen fort­an unter dem Namen Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men fir­mie­ren und mach­ten dabei gleich Nägel mit Köp­fen. Zack, gab es schon nach ein paar Wochen ein ers­tes Album … das mich nur lei­der nicht so rich­tig vom Hocker riss. Zumin­dest nicht so, wie es Super­punk-Alben getan hat­ten. Text­lich hat­te ich mäch­tig Spaß mit »Jeder auf Erden ist wun­der­schön«. Es ging stel­len­wei­se sogar auf wun­der­vol­le Art um Fuß­ball. Musi­ka­lisch wirk­te das Gan­ze aber irgend­wie nicht ganz aus­ge­go­ren. Kaum Hook­li­nes blie­ben auf eine Art hän­gen, dass ich sie spon­tan vor mich hin­ge­summt hät­te. Was statt­des­sen hän­gen­blieb, war der Super­punk-Tren­nungs­schmerz. Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men war bei mir noch nicht so rich­tig gelandet.

Das änder­te sich knapp zwei Jah­re spä­ter aus­ge­rech­net an dem Ort, an dem Super­punk und ich uns sei­ner­zeit »Tschüss« gesagt hat­ten. Anfang Mai die­ses Jah­res war Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men im Gebäu­de 9, um ihr gera­de – im Sin­ne von: am Vor­tag – erschie­ne­nes zwei­tes Album live vor­zu­stel­len. Und der Abend geriet der­art gran­di­os, dass ich »Alle Ampeln auf Gelb!« [Part­ner­link] gleich mit nach Hau­se nahm.

Und schon wieder alles auf Gelb!

Soweit also das Vor­weg-Geschicht­lein. In der Zeit nach dem Kon­zert habe ich die Plat­te rauf- und wie­der run­ter­ge­hört. Fast täg­lich rann­te ich mit Ohr­wür­mern von die­sem Album her­um – mit stän­dig neu­en Ohr­wür­mern, wohl­ge­merkt. »Allei­ne auf Par­tys« heu­te, »Mei­ne Kicks krieg ich von dir« mor­gen und »The Out-Crowd« über­mor­gen: All Kil­ler, no Fil­ler. Das Rauf- und Run­ter­hö­ren ist bis auf wei­te­res auch noch nicht been­det. Denn die­ses Album ist voll mit groß­ar­ti­gen Melo­dien, mit tanz­ba­ren Nor­t­hern-Soul-Rhyth­men, mit Upt­em­po-Stamp­fern und ein­ge­brems­ten Schwo­fern, mit herr­lich arran­gier­ten Stü­cken, mit Blä­ser­sät­zen an den genau rich­ti­gen Stel­len und einer Rock­s­te­ady-Num­mer zum krö­nen­den Ende.

Was die Tex­te betrifft, muss man sich bei Cars­ten Fried­richs ohne­hin kei­ne Sor­gen machen. Auch wenn Fuß­ball dies­mal über­haupt kei­ne Rol­le spielt. Dafür gibt es eine Ode an Schau­spie­ler Wer­ner Enke, die Geschich­te des Ham­burg-Anma­lers Peter-Ernst Eif­fe und ein Bekennt­nis zum Lieb­ha­ber­tum. Alles auf eine Art ser­viert, die ich schon bei Super­punk geliebt habe: lako­nisch, humor­voll, schnodd­rig, in der Ich-Form aus dem ech­ten Leben. Mit »Das Unglück bin ich« wird inhalt­lich sogar ein Bogen zurück zur Jahr­tau­send­wen­de geschla­gen – zu »Mein zwei­ter Name ist Ärger«. Halt dich von mir fern, lau­tet heu­te wie damals die Botschaft.

Aller­dings wer­de ich einen Teu­fel tun, die­ser Emp­feh­lung zu fol­gen. Mit »Alle Ampeln auf Gelb!« hat Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men ein der­art run­des Ding pro­du­ziert, dass ich natür­lich auch künf­tig auf Tuch­füh­lung blei­ben wer­de. Und end­lich, end­lich ist bei mir der Super­punk-Tren­nungs­schmerz über­wun­den. Voll­gas vor­aus. Alle Ampeln ste­hen auf Gelb.

Spo­ti­fy-User auf­ge­passt! So klingt mein Som­mer­al­bum 2014:

Der im Text mit [Part­ner­link] mar­kier­te Ver­weis wur­de von mir im Rah­men mei­ner Teil­nah­me am Part­ner­pro­gramm der Ama­zon EU S.à r.l. gesetzt. Wei­te­re Hin­wei­se dazu fin­den sich im Impres­sum die­ser Seite.

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