Warner Poland: Fenster zur Vergangenheit

Kulturrucksack: Porträt Warner Poland

Als Sohn zwei­er Musik­leh­rer ist War­ner Pol­and früh mit zahl­rei­chen Instru­men­ten in Berüh­rung gekom­men. Neben sei­ner erfolg­rei­chen Kar­rie­re als Musi­ker, Kom­po­nist und Pro­du­zent tut er es sei­nen Eltern seit gut zwei Jah­ren gleich: Er gibt sein musi­ka­li­sches Wis­sen an die jun­ge Gene­ra­ti­on weiter.

Wie sehr die Musik das Leben im All­ge­mei­nen und das an Schu­len im Spe­zi­el­len ver­än­dern kann, hat War­ner Pol­and von jeher aus nächs­ter Nähe mit­er­le­ben kön­nen. Zwei Jah­re alt war er, als sei­ne Eltern sei­ner Geburts­stadt Chi­ca­go im Jahr 1974 den Rücken kehr­ten, um im fer­nen Ber­lin als Musik­leh­rer zu arbei­ten. Was die bei­den zu Beginn ihrer Tätig­keit an einer zwei­spra­chi­gen Schu­le vor­fan­den, war nicht wirk­lich viel: Zwei Kla­vie­re, davon eines in sei­ne Ein­zel­tei­le zer­legt, und zwei ver­stimm­te Gei­gen bil­de­ten die gesam­te Aus­rüs­tung. In der Gegen­wart sieht die Lage dort völ­lig anders aus. Ver­schie­de­ne Orches­ter und Chö­re berei­chern den kul­tu­rel­len All­tag der Schu­le. Ein her­vor­ra­gen­der Ruf eilt ihr vor­aus, was nicht zuletzt am vier Jahr­zehn­te wäh­ren­den Ein­satz des Ehe­paars Pol­and liegt.

Bedingt durch die Tätig­keit sei­ner Eltern, hat auch War­ner Pol­and selbst früh mit dem Musi­zie­ren begon­nen. Mit drei hielt er erst­mals eine Gei­ge in der Hand. In den Jah­ren dar­auf folg­ten Kla­vier und Schlag­zeug. Spä­tes­tens als er in der fünf­ten Klas­se die Gitar­re für sich ent­deck­te, stand für ihn fest, dass auch er spä­ter sei­ne Bröt­chen mit der Musik ver­die­nen woll­te. Aller­dings war er auch sicher, Musik machen, aber kei­nes­falls leh­ren zu wol­len. »Wahr­schein­lich war das die­se Auf­leh­nung, die jeder mit­macht: Ich möch­te nicht wer­den, was mei­ne Eltern sind«, ver­mu­tet War­ner Pol­and heu­te. Statt­des­sen gab er sich voll und ganz in die Arbeit als Musi­ker. Noch zu Schul­zei­ten spiel­te er in diver­sen Bands, nahm bereits da sei­ne ers­te Plat­te auf, die er im Eigen­ver­trieb aus dem Spind her­aus ver­kauf­te. Unmit­tel­bar nach dem Ende der Schul­zeit unter­zeich­ne­te er sei­nen ers­ten Plattenvertrag.

Von da an nah­men die Din­ge ihren rasan­ten Lauf. Im Jahr 1994 stieß Mul­ti­in­stru­men­ta­list War­ner zur Band von Ulla Meine­cke, bevor er sich zwei Jah­re dar­auf der Nina Hagen Band anschloss, um als deren Musi­cal Direc­tor fort­an die Büh­nen die­ser Welt zu bespie­len. Im sel­ben Jahr hob er mit dem Kom­po­nis­ten und Schlag­zeu­ger Wolf­gang Glum zudem ein Stu­dio aus der Tau­fe, in dem die bei­den seit­her Musik für Film- und Fern­seh­pro­duk­tio­nen kom­po­nie­ren und auf­neh­men. Als Pro­du­zent arbei­tet War­ner Pol­and dar­über hin­aus immer wie­der mit zahl­rei­chen bekann­ten Künst­lern zusam­men. Die Band­brei­te von Paul van Dyk bis Bela B. spricht für sei­nen sperr­an­gel­weit geöff­ne­ten musi­ka­li­schen Hori­zont. Und als wenn das nicht schon genü­gend Auf­ga­ben wären, tut er seit gut zwei Jah­ren das, was er sich als Jugend­li­cher noch über­haupt nicht vor­stel­len konn­te: Er gibt sein musi­ka­li­sches Wis­sen an die jun­ge Gene­ra­ti­on weiter.

»Es wer­den Tei­le des Gehirns ange­spro­chen, die von Mathe allei­ne nicht getrig­gert werden.«

Aus­schlag­ge­bend für die­sen Sin­nes­wan­del – für die­ses Fens­ter in die Ver­gan­gen­heit, wie er sel­ber sagt – war der Kul­tur­ruck­sack: »Nina Mika-Helf­mei­er frag­te mich, ob ich mir vor­stel­len kön­ne, mich als Dozent in musi­ka­li­schen Schul­pro­jek­ten zu enga­gie­ren.« Er ließ sich dar­auf ein und war schon bald dar­auf über­rascht, wie viel Spaß ihm die­se leh­ren­de Tätig­keit macht. Als schö­ne Abwechs­lung zum Pro­duk­ti­ons­all­tag emp­fin­det er sie. Er genießt vor allem den Feu­er­ei­fer, mit dem die Kin­der und Jugend­li­chen bei der Sache sind. Schließ­lich weiß er um die Bedeu­tung, die eine musi­sche und krea­ti­ve Ent­fal­tung für ihre Ent­wick­lung hat. »Die Schü­ler bli­cken über Tel­ler­rän­der und den­ken ›out of the box‹. Es wer­den Tei­le des Gehirns ange­spro­chen, die von Mathe allei­ne nicht getrig­gert wer­den. Ihre Ver­än­de­rung ist spür­bar und sicht­bar.« Inner­halb weni­ger Tage, so hat er beob­ach­tet, wach­sen sie über sich hin­aus, ent­wi­ckeln Selbst­be­wusst­sein, gewin­nen ein völ­lig neu­es Auf­tre­ten. Das hat er schon damals in Ber­lin an der Schu­le sei­ner Eltern erlebt. Und bis zum heu­ti­gen Tag hat sich an die­sem posi­ti­ven Effekt der Musik nichts geändert.

Der Kul­tur­ruck­sack ist ein För­der­pro­gramm des Lan­des NRW, das unter ande­rem auch in der Städ­te­re­gi­on Aachen Anwen­dung fand und fin­det. Dabei wird Schu­len die Mög­lich­keit gebo­ten, kul­tu­rel­le Pro­jek­te in enger Zusam­men­ar­beit mit exter­nen Exper­ten – pro­fes­sio­nel­len Musi­kern, Schau­spie­lern, Cho­reo­gra­phen,… – durch­zu­füh­ren. 17 Schu­len in und um Aachen haben sich im Jahr 2013 an die­sem Pro­gramm betei­ligt: Bands und Chö­re wur­den gegrün­det, Musi­cals und Thea­ter­stü­cke auf­ge­führt und an einer Schu­le auch eine Tanz­per­for­mance ein­stu­diert. Im Zeit­raum zwi­schen Mai und Dezem­ber habe ich die­se ver­schie­de­nen Akti­vi­tä­ten beglei­tet und im Anschluss eine schrift­li­che Doku­men­ta­ti­on der ein­zel­nen Pro­jek­te erstellt. Dies ist einer der dabei ent­stan­de­nen Artikel.

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