»Simply Vegan«: Alles ganz einfach

Klenkes Januar 2015, Seite 10

Am Anfang war ein Foto­kurs. Heu­te ver­lei­ten zwei Aache­ner Stu­die­ren­de über 23.000 Men­schen zum Kochen vega­ner Leckereien.

Die Tage, in denen Vega­ner als Sub­kul­tur in Sachen Ernäh­rung und Lebens­stil belä­chelt wur­den, sind wohl gezählt. Im Lauf der ver­gan­ge­nen Jah­re haben sich immer mehr Men­schen ent­schie­den, künf­tig auf jeg­li­che Form tie­ri­scher Pro­duk­te zu ver­zich­ten – auf die­je­ni­gen mit tie­ri­schen Inhalts­stof­fen, aber auch auf die, bei deren Pro­duk­ti­on etwa Tier­ver­su­che zum Ein­satz kamen. Sei es aus ethi­schen Grün­den, für einen bewuss­te­ren Umgang mit dem eige­nen Kör­per oder um der eige­nen Ernäh­rung neue Impul­se zu geben: So viel­fäl­tig die Grün­de, so zahl­reich auch die Leu­te, die ihnen fol­gen. Mitt­ler­wei­le dürf­te kaum jemand von sich behaup­ten kön­nen, kei­ne Vega­ner im eige­nen Bekann­ten­kreis zu haben. Oder nicht selbst mit dem Gedan­ken gespielt zu haben, »es« selbst ein­mal auszuprobieren.

Tama­ra Müns­ter­mann und Sebas­ti­an Schwarz kön­nen vom stei­gen­den Inter­es­se am vega­nen Leben aus ers­ter Hand berich­ten. Seit 2012 beschäf­ti­gen sich die bei­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign-Stu­die­ren­den in Blogs aktiv mit dem The­ma. Anfangs noch im Bereich Food­fo­to­gra­fie, sind sie im März 2014 dazu über­ge­gan­gen, vega­ne Rezep­te auf ihrer Sei­te »Sim­ply Vegan« anzu­bie­ten. Über 23.000 Gefällt-mir-Anga­ben haben sie mitt­ler­wei­le bei der zuge­hö­ri­gen Face­book-Sei­te gesam­melt. Fans aus dem gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Teil Euro­pas fol­gen ihren Rezept­ideen und bil­den eine leben­di­ge Com­mu­ni­ty. »80 Pro­zent der Nut­zer sind weib­lich«, erzählt Sebas­ti­an Schwarz, wie sei­ne Mit­strei­te­rin Jahr­gang 1991. »Und 187 Face­book­fol­lower stam­men aus Aachen.« Die hie­si­ge »Sze­ne« ist dem­nach noch aus­bau­fä­hig. Das Ange­bot von »Sim­ply Vegan« wis­sen die vega­nen Öcher aber durch­aus zu schätzen.

Kicher­erb­sen­schnit­zel, Scho­ko-Erd­nuss-Cup­ca­kes, Piz­za­schne­cken: Die Rezep­te, die Tama­ra und Sebas­ti­an ver­öf­fent­li­chen, sind viel­fäl­tig und vor allen Din­gen kom­plett eigen­stän­dig ent­wi­ckelt. »Wich­tig ist immer nur, dass die Rezep­te schnell, sim­pel und all­tags­taug­lich sind«, erklärt Tama­ra Müns­ter­mann. Sie selbst lebt seit vier Jah­ren vegan, Sebas­ti­an stieg vor rund zwei Jah­ren um. Die Idee zum Blog kam ihnen wäh­rend eines Kur­ses für Food­fo­to­gra­fie, den sie im Rah­men ihres Stu­di­ums an der FH Aachen besuch­ten. Längst ist aus der Idee mehr als nur ein Online-Koch­buch erwach­sen. Nut­zer kön­nen Favo­ri­ten­lis­ten anle­gen, mit­tels Such­funk­ti­on gezielt Lecke­rei­en fin­den, Rezep­te kom­men­tie­ren oder auch aus­dru­cken – für den Fall, dass in der Küche kein Netz zu emp­fan­gen ist.

An einem Umstieg Inter­es­sier­ten kön­nen die bei­den Vega­ner eini­ge hilf­rei­che Tipps mit auf den Weg geben. »Zeit las­sen«, lau­tet der wich­tigs­te Hin­weis, »Spaß dar­an haben, Sachen aus­zu­pro­bie­ren«, ein ande­rer. »Nach einem hal­ben Jahr fin­det man sich schon sehr gut zurecht«, pro­gnos­ti­ziert Tama­ra Müns­ter­mann. Beim Aus­wärts­es­sen sol­le man ruhig die Scheu able­gen und kon­kret nach­fra­gen. Fäl­le, dass man auf Stan­gen­brot hän­gen­bleibt, wer­den immer sel­te­ner. Denn par­al­lel zum Tritt der Vega­ner aus dem Sub­kul­tur-Schat­ten ent­wi­ckeln Wir­te und Restau­rant­be­trei­ber ein Bewusst­sein für die neue Kli­en­tel. Und wenn alle Stri­cke rei­ßen, hilft ja immer noch Sel­ber­ko­chen – mit Rezep­ten von »Sim­ply Vegan«.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der Janu­ar-Aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »Klen­kes«.

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