Sternekoch Maximilian Kreus: Per Aspera ad Astra

Löhrzeichen

Krea­ti­vi­tät, Inno­va­ti­ons­kraft, wirt­schaft­li­ches Den­ken: Als Geschäfts­füh­rer und Chef­koch eines Ster­ne-Restau­rants wer­den Maxi­mi­li­an Kreus (27) vie­le Fähig­kei­ten abver­langt. Sei­ne Arbeits­ta­ge haben 18 Stun­den. Und er hat es genau­so gewollt.

Nur auf den ers­ten Blick wirkt Maxi­mi­li­an Kreus jün­ger als er tat­säch­lich ist. Tat­säch­lich zer­streut sich die­ser Ein­druck schon nach weni­gen Sekun­den. Das Aus­se­hen sei­ner Hän­de und die Kraft ihres Drucks zeu­gen von der har­ten Arbeit, die er tag­täg­lich ver­rich­tet, seit sich der 27-Jäh­ri­ge vor über einem Jahr­zehnt für eine Kar­rie­re in der Küche ent­schie­den hat. Im Gespräch wird zudem schnell klar, dass man es hier mit dem Chef des Hau­ses zu tun hat. Mit jeman­dem, der bereits reich­lich Erfah­run­gen gesam­melt hat, der kla­re Ansich­ten hat, die­se zu for­mu­lie­ren ver­steht und der viel zu beschäf­tigt ist, um Din­ge lang­sam zu tun. Kreus arbei­tet schnell, er denkt schnell, er spricht schnell. Zur Ent­span­nung fährt er in sei­ner spär­li­chen Frei­zeit Moun­tain­bike. Schnell, ver­steht sich. Wen wun­dert es da, dass der jun­ge Chef­koch eben­so rasant in den Fokus der Fein­schme­cker­sze­ne gera­ten ist? Mit einem Stern wird das von ihm gelei­te­te »Sankt Bene­dikt« in der dies­jäh­ri­gen Aus­ga­be des »Gui­de Miche­lin« geführt – gera­de ein­mal ein gutes Jahr, nach­dem er das Restau­rant im hei­mat­li­chen Kor­neli­müns­ter über­nom­men hat. So über­ra­schend früh die Auf­nah­me in den Kreis der Best­ern­ten kam, so wenig hat sie dem der­art Geehr­ten die Boden­haf­tung genom­men. Wäh­rend sich ande­re im Schat­ten der Aus­zeich­nung erst ein­mal aus­ru­hen wür­den, fühlt sich Maxi­mi­li­an Kreus durch sie nur noch zusätz­lich ange­spornt. Schließ­lich ver­steht er die­se Bewer­tung vor allem als Ver­trau­ens­vor­schuss, den es nun zu bestä­ti­gen gilt. Dass er dazu in der Lage ist, dar­an besteht für ihn kei­ner­lei Zwei­fel. Dass er dies nicht im Allein­gang schaf­fen kann, weiß er min­des­tens eben­so gut.

»Ich kann mir die See­le aus dem Leib kochen. Wird das Ergeb­nis lieb­los auf den Tisch geknallt, war alles für die Katz.«

Dar­um hat er ein Team um sich geschart, das sei­ne Idee von moder­ner Gas­tro­no­mie mit trägt. Bei die­ser Idee geht es um mehr als das Zube­rei­ten kuli­na­ri­scher Genüs­se. Weil der Auf­ent­halt im »Sankt Bene­dikt« als Gesamt­erleb­nis in Erin­ne­rung blei­ben soll, spielt die Arbeit der Ser­vice­kräf­te eine wich­ti­ge Rol­le. »Ich kann mir die See­le aus dem Leib kochen. Wird das Ergeb­nis lieb­los auf den Tisch geknallt, war alles für die Katz«, bringt Kreus die Sache auf den Punkt. Fol­ge­rich­tig sind Empa­thie und Fin­ger­spit­zen­ge­fühl Eigen­schaf­ten, auf die er bei der Wahl sei­ner Mit­ar­bei­ter Wert legt. Die er ihnen aber auch sel­ber vorlebt.

Cho­le­ri­sche Anfäl­le, wie sie ande­ren Chefs sei­ner Bran­che nach­ge­sagt wer­den, gehö­ren nicht zu sei­ner Vor­stel­lung von zeit­ge­mä­ßer Mit­ar­bei­ter­füh­rung: »Anschrei­en moti­viert Men­schen nur sehr kurz­zei­tig. Wenn man das denn Moti­va­ti­on nen­nen möch­te.« Statt­des­sen herrscht in sei­nem Betrieb ein respekt­vol­ler Umgangs­ton. Sei­ne Auto­ri­tät als Vor­ge­setz­ter sieht er dadurch kei­nes­wegs unter­gra­ben. Ganz im Gegenteil.

Auch in ande­ren Berei­chen der Betriebs­füh­rung ver­tritt Maxi­mi­li­an Kreus solch kla­re Posi­tio­nen. Er weiß genau, was er will. Und es muss bei wei­tem nicht immer die beque­me Lösung sein. Dass er aus­schließ­lich mit öko­lo­gi­schen Pro­duk­ten und ohne Zusatz­stof­fe arbei­tet, ver­kom­pli­ziert, bei­spiels­wei­se, man­che Abläu­fe. Weil er sich dem Gast in die­ser Hin­sicht ver­pflich­tet fühlt, ist die­se Vor­ge­hens­wei­se für Kreus den­noch alternativlos.

Ohne einen der­art hohen Anspruch an sich selbst, hät­te er unter Umstän­den auch einen ganz ande­ren, ver­gleichs­wei­se gemüt­li­che­ren Kar­rie­re­weg ein­schla­gen kön­nen: »Als Küchen­chef in einer gro­ßen Kan­ti­ne wür­de ich sicher bes­ser ver­die­nen«, ist er sich sicher. Eine denk­ba­re Alter­na­ti­ve stellt die­ses Sze­na­rio den­noch nicht für ihn dar. »Vor allem aber hät­te ich bestimmt weni­ger Spaß.« Und so hat sich Maxi­mi­li­an Kreus für den Spaß an der Arbeit ent­schie­den, für das eige­ne Restau­rant, für die dar­aus resul­tie­ren­de Ver­ant­wor­tung und für 18-Stun­den-Tage, die wahr­schein­lich noch län­ger wür­den, wenn er nicht alle Din­ge so schnell täte.

Die­ses Por­trät wur­de ursprüng­lich in der sechs­ten Aus­ga­be der Aache­ner Stadt­zei­tung »klen­kes neo« veröffentlicht.

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