Markus Acher: »Im Endeffekt immer das Gleiche«

Markus Acher (Foto: Gerald von Foris)
Foto: Gerald von Foris

Nicht zuletzt dank Mar­kus Acher wird das ober­bay­ri­sche Weil­heim seit bald drei Jahr­zehn­ten auf der inter­na­tio­na­len Musik­land­kar­te mit einem extra­di­cken Kreuz mar­kiert. Sein Schaf­fen mit The Notwist, Lali Puna, dem Tied & Tick­led Trio oder Ray­on ist eben­so viel­sei­tig wie stil­bil­dend. Anfang April spielt er im Rah­men des dies­jäh­ri­gen »Kul­tur­fes­ti­val X« in der Aache­ner City­kir­che. Ein Vorabgespräch.

Herr Acher, wer­den am 9. April wirk­lich Ennio Mor­rico­ne, Egis­to Mac­chi und Bru­no Nico­lai mit Ray­on nach Aachen kommen?

»Erstaun­lich, oder? Die Ankün­di­gung habe ich auch gele­sen. Tat­säch­lich ist das aber nicht so. Wir hat­ten die­se gro­ßen ita­lie­ni­schen Film­mu­sik-Kom­po­nis­ten in der Pres­se­mit­tei­lung für unse­re letz­te Arbeit genannt – als Refe­renz, weil es sich um einen ita­lie­ni­schen Film han­delt. Also, Aachen: Ennio Mor­rico­ne wird bei unse­rem Kon­zert nicht am Pia­no sit­zen. Und die ande­ren sind sogar schon tot. Statt­des­sen wer­den ande­re tol­le Musi­ker mit mir auf der Büh­ne stehen.«

Und was spie­len? Die gera­de erwähn­te letz­te Arbeit, »Il Col­lo e la Col­la­na«?

»Etwas kom­plett ande­res. Zur Hälf­te wird unser Pro­gramm aus einer Kom­po­si­ti­on bestehen, die für ein Kon­zert auf dem Frame­works-Fes­ti­val in Mün­chen ent­stan­den ist. Außer­dem wer­den wir Musik auf­füh­ren, die ich eigens zu die­sem Anlass kom­po­niert habe, bezie­hungs­wei­se gera­de kom­po­nie­re. Ins­ge­samt wird es ein Abend für Flü­gel, Marim­ba­phon, Vibra­phon, Har­mo­ni­um, Elek­tro­nik und klei­ne Percussion.«

Ver­än­dert eine der­art unge­wöhn­li­che Beset­zung das Komponieren?

»Die Instru­men­te sind in Kom­bi­na­ti­on sehr inter­es­sant, weil sie beim Publi­kum rhyth­misch per­kus­siv und gleich­zei­tig melo­disch wir­ken. Klas­si­sches Song­wri­ting betrei­be ich mit ihnen nicht. Ich gehe nicht von Har­mo­nie­fol­gen aus und sehe dann wei­ter. Viel­mehr bil­de ich ein Geflecht aus ver­schie­de­nen klang­li­chen Lini­en, die gleich­be­rech­tigt neben­ein­an­der exis­tie­ren. Anders als sonst ist das im Gro­ßen und Gan­zen aber nicht. Im End­ef­fekt mache ich doch immer das Gleiche.«

Immer das Gleiche?

»Ja, ich vari­ie­re ledig­lich die Mit­tel, mit denen ich mei­ne Ideen umset­ze: mal Gesang und Gitar­re, mal Elek­tro­nik oder die Ray­on-Beset­zung. Was Arran­ge­ments betrifft, sind es mal Sam­pler und dann wie­der Instru­men­te. Mal schrei­be ich am Com­pu­ter, mal mit Pia­no und Notenpapier.«

Was ist denn zuerst da: die Idee oder das For­mat, die Melo­die oder die Band, die sie letzt­end­lich spie­len soll?

»Zuerst steht auf jeden Fall das For­mat, dann erst kom­men die Ideen wäh­rend des Kom­po­nie­rens. Sobald ich den Rah­men ken­ne – also zum Bei­spiel Notwist oder Ray­on – zwin­ge ich mich dazu, die Din­ge ver­schie­den zu denken.«

Das läuft also über bewuss­te Steue­rung? Es gibt kei­ne mal mehr, mal weni­ger star­ken Antei­le: den Gitar­ren-Mar­kus, den Elek­tro­nik-Mar­kus, den Soundtrack-Markus?

»Das wäre ja super prak­tisch. Dann könn­te ich dem Sound­track-Mar­kus sagen ›Mach das mal!‹ und einen Kaf­fee trin­ken gehen. Nein, unter­be­wusst läuft das nicht ab. Ich habe jeweils fes­te Kon­zep­te, denen ich fol­ge, was auch sehr wich­tig ist. Ich glau­be nicht an das aut­ar­ke Genie, das alles unend­lich aus sich sel­ber schöpft. Durch das frü­hest­mög­li­che Mit­den­ken des Instru­men­ta­ri­ums, zum Bei­spiel, ver­hin­de­re ich, irgend­wann kom­plett leer­kom­po­niert zu sein, ausgeschöpft.«

Ray­on live ist ein äußerst sel­te­nes Ver­gnü­gen. Was ver­schafft Aachen die Ehre?

»Es bedeu­tet einen enor­men Auf­wand, die Instru­men­te zu trans­por­tie­ren oder vor Ort zu besor­gen. Dar­um spie­len wir nur live, wenn bestimm­te Bedin­gun­gen gege­ben sind. Bis­her war das genau zwei­mal der Fall: ein­mal bei dem besag­ten Fes­ti­val in Mün­chen, ein­mal bei einem in Ber­lin. In Aachen passt der Rah­men auch. Der Auf­tritt in der City­kir­che wird dar­um unser erst drit­tes Kon­zert in die­ser Beset­zung. Wir freu­en uns sehr.«

Eine gekürz­te Fas­sung die­ses Inter­views erschien in der April­aus­ga­be des Aache­ner Stadt­ma­ga­zins »Klen­kes«.

Das Foto von Mar­kus Acher ent­stammt dem Pres­se­ma­te­ri­al zum »Kul­tur­fes­ti­val X«.

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