Mach’s Licht aus oder die Klappe zu!

Licht an

Das Jahr 2014 war noch ziem­lich jung, als mir der Song erst­mals zu Ohren kam. Bei einem Sams­tags­früh­stück Anfang Febru­ar wur­de er mir vom Radio qua­si als akus­ti­sche Bei­la­ge ser­viert – ange­kün­digt als Liebeslied.

Irgend­et­was kam mir wäh­rend des Hörens an die­ser Kate­go­ri­sie­rung selt­sam vor. Unge­fähr bei unse­rer drit­ten Begeg­nung ein paar Tage spä­ter – immer im Radio – konn­te ich mein Gefühl end­lich mit Wor­ten beschrei­ben. Oder bes­ser: Hät­te beschrei­ben kön­nen. Denn, so dach­te ich, in ein paar Wochen ist das Ding aus der Welt, zumin­dest aber aus den Play­lis­ten der Radi­os. War­um also groß Zeit in eine Erklä­rung ste­cken, die spä­tes­tens dann hin­fäl­lig ist?

Mitt­ler­wei­le sind mehr als ein paar Wochen ver­gan­gen. Das Lied wird immer noch im Radio gespielt – immer noch als Lie­bes­lied apo­stro­phiert. Und als ich neu­lich auch noch ein Gespräch mit­be­kam, in des­sen Ver­lauf der Song zum Para­de­bei­spiel einer roman­ti­schen Lie­bes­er­klä­rung hoch­ge­jazzt wur­de, beschloss ich, mei­nen Wider­spruch doch ein­mal zu verschriftlichen.

Es gibt halt Sachen, die muss man ein­fach mal los­wer­den. Bei mir ist es eben das: »Ich lass für Dich das Licht an« von Revol­ver­held ist in mei­nen Augen, vor allem aber Ohren, abso­lut kein roman­ti­sches Liebeslied.

Las­sen wir doch den Refrain – und damit die Din­ge, die der Prot­ago­nist für sein offen­bar part­ner­schaft­lich ver­bun­de­nes Gegen­über zu tun bereit ist – ein­mal kurz Revue passieren:

Er lässt das Licht an, auch wenn’s ihm zu hell ist. Er hört Plat­ten, die er nicht mag. Er ist lei­se, wenn das Gegen­über zu laut ist. Rennt für es zum Kiosk bei Tag und Nacht. Des­wei­te­ren schaut er sich Bands an, die er nicht mag, und geht in die schlimms­ten Schnul­zen. Wenn das Gegen­über nur da ist.

So weit, so ver­meint­lich roman­tisch. Im Grun­de gibt es wohl auch kaum jeman­den, der für Part­ner oder Part­ne­rin nicht hin und wie­der der­lei »Opfer« bringt. Es gehört zum Wesen einer Part­ner­schaft, dass man dem ande­ren zulie­be Din­ge tut, die einen selbst nicht unbe­dingt wei­ter brin­gen. Aber dann geht man doch bit­te nicht damit hau­sie­ren, um sich als Mär­ty­rer für die Sache zu sti­li­sie­ren. Tut das Gegen­über nicht auch man­che Din­ge für einen, die ihm unter Umstän­den sogar etwas gegen den Strich gehen? Und? Post es damit her­um? Siehste?!

Man muss den fal­schen Hals auch gar nicht sperr­an­gel­weit offen­ste­hen haben, um zwi­schen den Zei­len des Refrains fol­gen­de Bot­schaft zu lesen: »Du hast einen grau­en­haf­ten Musik­ge­schmack, Dein Sinn für Fil­me ist nicht bes­ser und über­haupt bist Du manch­mal furcht­bar laut. Stän­dig willst Du spät auf­blei­ben und dann auch noch was vom Kiosk haben. Da kannst Du von Glück sagen, dass Du mit mir so einen tole­ran­ten Typen am Start hast. Und dass ich nicht ger­ne allei­ne bin. Könn­test ruhig ein biss­chen dank­ba­rer sein.«

Okay, das mit dem dank­bar steht da nir­gend­wo, auch nicht zwi­schen den Zei­len. Die­se Schluss­fol­ge­rung kommt mir nur stän­dig in den Sinn, wenn ich das Lied mal wie­der höre. Manch­mal kommt mir da noch ein wei­te­rer Gedan­ke – näm­lich der, dass die­ses Lied viel­leicht doch ein Lie­bes­lied ist. Ein Lie­bes­lied mit einer aller­dings völ­lig ande­ren Bot­schaft als sonst in dem Gen­re üblich. Und die­se klingt eher so: »Ich lie­be mich.«

3 Kommentare zu “Mach’s Licht aus oder die Klappe zu!”

  1. tou­ché!

    Ver­ste­he den Sinn des Songs (wenn ich es dann bis zum Refrain schaf­fe, aber das ist ein gaa­anz ande­res The­ma) aller­dings anders. Näm­lich weni­ger als Selbst­lie­be, son­dern eher so, dass sich der Prot­ago­nist ob sei­ner erbrach­ten Opfer abfei­ert und somit, wenn man es fürch­ter­lich über­trie­ben küchen­psy­cho­lo­gi­siert, sei­ne sys­te­ma­ti­sche Selbst­flucht und ‑ver­leug­nung (»eigent­lich find ich dich schei­ße«) und/​oder sei­ne ekla­tan­te Kon­flikt­un­fä­hig­keit und letzt­lich sei­ne chro­ni­sche Angst vor dem Allein­sein säu­selnd ins Schau­fens­ter stellt. 

    Also: Der Song ist eher ein kla­rer Fall von Hilfeschrei.…

  2. ich höre öfter sol­che oder ähn­li­che ansich­ten über das Lied zum Bei­spiel mein Bio Leh­rer meint dass die­se Bezie­hung wahr­schein­lich sehr bald zu ende gehen wird weil.der von dem das Lied kommt alles auf­gibt um auf Teu­fel komm raus mit ihr zusam­men zu sein aber eine Bezie­hung lebt nicht davon Opfer zu bringen.da stim­me ich zu jedoch den­ke ich dass das Lied ganz anders gemeint ist.man müss­te sich mal das musik­vi­deo dazu anse­hen denn dann erfährt man dass das Lied für einen Hoch­zeits­tag geschrie­ben würde.und sie hat ja gesagt.das Lied ist viel mehr so gemeint dass der Mann sei­ner Part­ne­rin i.wie beschrei­ben will wie sehr er sie liebt.er will ihr zei­gen was er alles für sie auf­ge­ben würde.aber trotz­dem glau­be ich nicht dass sie sowas ver­lan­gen und er machen würde.außerdem wur­de das Lied ja nicht vom antrag­ma­cher geschrie­ben son­dern dir band Revol­ver­held hat es für sei­nen Hoch­zeits­tag geschrieben.sie woll­ten das natür­lich nicht ver­hau­en und haben des­we­gen ein sehr roman­ti­sches (mei­ner Mei­nung nach auch ein sehr über­trie­be­nes Lied geschrieben.

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