»Green Juice 2015«: Groß geworden

Schnüss August 2015, Seite 27

Umge­bung grün, Sound saf­tig. Wie soll man solch eine Ver­an­stal­tung wohl nen­nen? Rich­tig: »Green Juice«. Seit 2008 geht das Fes­ti­val all­jähr­lich in Neu-Vilich über die Büh­ne. Und wächst und wächst und …

Es war ein­mal ein gro­ßer Park in Neu-Vilich, in dem ein paar Freun­de eines schö­nen Som­mer­ta­ges eine Büh­ne auf einem LKW-Anhän­ger errich­te­ten. Abends kam eine Hand­voll loka­ler Bands vor­bei, um vor etwa 200 Zuhö­rern zu spie­len. Nach etwa drei­ein­halb Stun­den war das Bon­bon gelutscht und das ers­te »Green Juice« in die Geschichts­bü­cher eingetragen.

Den gro­ßen Park in Neu-Vilich gibt es immer noch. Und immer noch wird hier ein­mal pro Som­mer eine Büh­ne auf­ge­baut. In die­sem August, genau­er: am 22.8., steht die mitt­ler­wei­le ach­te Aus­ga­be des »Green Juice« an. Längst spie­len die Bands nicht mehr von einem Anhän­ger her­un­ter. Über­haupt sind unter den Fes­ti­val-Acts inzwi­schen regel­mä­ßig Namen, die man auch weit über Bonns und Beu­els Stadt­gren­zen hin­aus kennt. Und weil der­lei Bands natur­ge­mäß Publi­kums­ma­gne­ten sind, spielt auch die Zuschau­er­zahl schon seit eini­gen Jah­ren in einer gänz­lich ande­ren Liga. Bis zu 7.500 Besu­cher kamen in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren – jeweils im strö­men­den Regen, wohl­ge­merkt. Im Jahr 2012, dem letz­ten »Green Juice« bei schö­nem Wet­ter, waren es sogar 9.000 Men­schen, die ihren Weg in den gro­ßen Park an der Maria-Montesso­ri-Allee fan­den. Rein musi­ka­lisch ist der Tisch mit sie­ben fei­nen Acts auch dies­mal der­art feu­dal gedeckt, dass mit ähn­li­chen Zah­len zu rech­nen sein dürf­te. Pop, Ska, Hard­core, Dub­step, Punk, Rock: Alles dabei!

Da wären mit Black Lemon etwa die Sie­ger eines klei­nen Vor­ent­scheids. Mit ein­gän­gi­gen Melo­dien, rock­las­ti­gen Pas­sa­gen und einer »tigh­ten« Live-Per­for­mance mach­ten die vier Her­ren aus Königs­win­ter und ihr Alter­na­ti­ve Pop das Ren­nen um den dies­jäh­ri­gen Fes­ti­val-Ope­ner-Slot. Die »Green Juice«-Veranstalter waren schon mal begeistert.

Danach sind Astair­re an der Rei­he, die nach eige­nen Anga­ben mit Indie-Schmud­del-Pop anrei­sen. Zu unra­siert, um glatt zu sein, zu wild, um bere­chen­bar oder gar lang­wei­lig zu sein. So klingt eine Punk-Band, wenn sie Pop macht. Und wer Musi­ker­kol­le­gen wie Tur­bo­staat oder We Were Pro­mi­sed Jet­packs von sich über­zeugt, kann so falsch wohl nicht liegen.

Von Fjørt kann man eini­ges erwar­ten: vor allem, dass es ordent­lich auf die Zwölf gibt. Das Trio aus Aachen bewegt sich im Span­nungs­feld zwi­schen Hard­core und Post­rock, zwi­schen bra­chi­al und emo­tio­nal, zwi­schen bal­lern und fri­ckeln. Live ist das Gan­ze im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes eine Wucht. Dafür, dass die da oben nur zu dritt sind, wird eine wirk­lich mas­si­ve Klang­wand auf das Publi­kum zurollen.

Im Anschluss regiert das Tanz­bein. Mit The Slap­sti­ckers kommt Bonns ältes­te Ska-Band auf die Büh­ne, um eine zünf­ti­ge Off­beat-Par­ty zu ent­fa­chen. Und dank ihrer Erfah­rung aus mitt­ler­wei­le 20 Jah­ren wird ihnen genau das auch garan­tiert gelin­gen. Devi­se: Alles bewegt sich auf Zwei und Vier, wäh­rend sich die neun Her­ren auf der Büh­ne die See­le aus dem Leib spie­len, sin­gen, trom­meln und blasen.

Und dann: Rake­de. Gera­de denkt man noch, eine ganz ent­spann­te Reg­gae-Num­mer zu hören, da flie­gen einem die Dub­step-Beats um die Ohren. Mit hand­ge­bas­tel­ter Elek­tro­nik und Gitar­ren steu­ert der Song schon auf den nächs­ten Kopf­ni­cker-Break­down zu. Und der kommt bestimmt. Vier Trieb­wer­ke mit ordent­lich Feu­er im Hin­tern – wie Rake­ten eben so sind.

The Gogets sind beim dies­jäh­ri­gen »Green Juice« Co-Head­li­ner. Die Öster­rei­cher kom­men mit einer rasan­ten Skate-Punk-Rock-Mischung, einer erst jüngst erziel­ten Top-Plat­zie­rung in hie­si­gen Alter­na­ti­ve-Charts für ihr Album »Gai­ned Noi­se« und dem Ruf einer her­aus­ra­gen­den Live-Band an den Rhein. Seit über einem Jahr­zehnt tourt die Band, hat es in die­ser Zeit quer durch Euro­pa und bis nach Asi­en geschafft. Und was in Malay­sia rockt, dürf­te auch in Bonn funk­tio­nie­ren. Es wird Upt­em­po-Bret­ter und Mit­sing-Pas­sa­gen regnen.

Zum Abschluss des 2015er »Green Juice« fei­ern die Eife­l­er Her­ren von Jupi­ter Jones ein Semi-Heim­spiel. Nach einer Umbe­set­zung an mar­kan­ter Stel­le – nach dem gesund­heits­be­ding­ten Aus­stieg sei­nes Vor­gän­gers wur­de Sven Lau­er im ver­gan­ge­nen Jahr die neue Stim­me der Band – befin­det sich die Band nach wie vor auf der Über­hol­spur. Und nach dem Bei­na­he-Bun­des­vi­si­on-Song-Con­test-Gewinn neu­lich lau­tet die Mis­si­on für Ende August: Bun­des­stadt-Publi­kum-zum-Aus­ras­ten-brin­gen. Dürf­te hinhauen.

Mit die­sen sie­ben Acts ist es beim dies­jäh­ri­gen »Green Juice« jedoch nicht getan. Wäh­rend der Umbau­pau­sen wer­den DJs das Publi­kum bei Lau­ne hal­ten. Und so rich­tig los geht es auch eigent­lich schon einen Tag vor­her. Denn die im ver­gan­ge­nen Jahr begon­ne­ne Tra­di­ti­on des Warm-Up-Abends fin­det auch 2015 sei­ne Fort­set­zung. Am 21.8. wer­den ab 17 Uhr vor­nehm­lich loka­le Bands den Fes­ti­val-Rei­gen eröff­nen und Büh­ne, sowie Gäs­te schon ein­mal rich­tig ordent­lich warm­spie­len. Wäh­rend ein Ticket für das »Green Juice« selbst im Vor­ver­kauf sie­ben Euro (Tages­kas­se: zwölf Euro) kos­tet, ist der Ein­tritt zum Warm-Up frei. So kann man ein Wochen­en­de schon mal starten.

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich in der August-Aus­ga­be des Bon­ner Stadt­ma­ga­zins »Schnüss«.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Benötigte Felder sind mit einem * markiert …