Seit Januar ist Bonns älteste und bekannteste Ska-Band kein Teenager mehr. Anfang Juni werden die Slapstickers ihren runden Geburtstag in Köln feiern – vor Publikum, versteht sich.
Auf den Tag genau ist der Anfang zu datieren. Es war der 21. Januar 1995, als sich vier Jungs in einem Brühler Keller trafen, um musikalisch ein paar Sachen miteinander auszuprobieren. Das Genre, das sie gemeinsam beackern wollten, stand dabei schon vor dem allerersten Takt fest: »Wir wollten von Anfang an Ska spielen«, erinnert sich Tobias Vogelfänger, Saxofonist und Slapsticker der ersten Stunde. »Und an unserer Begeisterung für diese Musik hat sich bis heute nichts geändert.«
Was sich in der Folge allerdings änderte, war die Zahl der Mitstreiter. Im Lauf der ersten Monate kamen immer mehr Leute hinzu. Neun Mitglieder zählen die Slapstickers nun schon seit ewigen Zeiten. Auch das musikalische Repertoire wuchs peu à peu. Anfänglich wurden noch Songs von Vorbildern wie den Busters oder den Toasters gecovert. Mit wachsender Sicherheit begann die Band recht bald, eigenes Material zu kreieren. »Was Sound und Stil betrifft, haben wir uns auch für die eigenen Sachen zunächst noch an den Großen orientiert«, sagt Sänger Christian Spiecker. »Relativ schnell hatten wir aber unseren eigenen Weg und Klang gefunden. Dann war die Zeit des Abguckens vorbei.«
Stattdessen begann die Zeit des Livespielens. Schon nach fünf Monaten stand der erste Auftritt auf dem Programm. Dem Schülerkonzert am St. Ursula Gymnasium folgten bis heute einige hundert andere Gigs. Nächtliche Busfahrten, Dialoge beim Soundcheck, Blasinstrumente in verrauchten Läden: Detailreich erinnern sich Vogelfänger und Spiecker an etliche Geschichten und Anekdoten, die sie mit den Slapstickers »on the Road« erlebt haben. Manches scheint noch so nah und liegt zur Überraschung des Erzählers dann doch schon wieder über ein Jahrzehnt zurück.
»In der Band steht die Zeit still.« »Das Freundschaftliche dominiert.«
»In der Band steht die Zeit still«, erklärt Tobias Vogelfänger. »Drumherum hat sich für jedes Mitglied vieles getan: Wir haben geheiratet, Kinder bekommen und Jobs angenommen. Nur die jeweilige Rolle in der Band hat sich nie verändert.« Sie sind miteinander groß geworden, verbringen schon über die Hälfte ihres Lebens zusammen auf der Bühne oder im Proberaum. Die Bandmitglieder räumen der Musik einen festen Platz in ihrem Alltag ein. Gitarrist Oliver Emrich kommt sogar eigens für Proben und Auftritte aus der Schweiz angejettet. Die Band ist jedem von ihnen wichtig – eine Konstante seit Jugendjahren.
Erstaunlich wenig personelle Umstellungen hat es in der ganzen Zeit gegeben, sogar noch weniger Streitigkeiten – »im Grunde keine einzige wirklich ernsthafte«, blickt Christian Spiecker zurück. »Das Freundschaftliche dominiert bandintern. Unsere Ansprüche an die Band sind identisch, ebenso wie der Stellenwert, den sie in unser aller Leben einnimmt.«
Ein paar Jahre nach Gründung der Slapstickers waren Ansprüche und Stellenwert Gegenstand einer längeren Diskussion gewesen. Den Status »Nachwuchs« hatte man da schon längst abgelegt – spätestens mit dem Gewinn des »Toys to Masters«-Wettbewerbs im Jahr 1998, allerspätestens mit dem Auftritt auf der Rheinkultur vor 40.000 Menschen ein Jahr darauf. Nun ging es um die Richtung fürs Weitermachen: Geldquelle oder Spaßquelle, lautete die Frage. Der Spaß gewann. Christian Spiecker: »Seitdem ist klar, dass es allen einzig darum geht, miteinander so professionell wie möglich Musik zu machen, ohne finanziell davon abhängig sein zu müssen. Das war eine wichtige Erkenntnis.«
»Wie es aussieht, wird es mit uns ewig weitergehen.«
Diese Erkenntnis, aber auch der Umgang miteinander und die personelle Konstanz geben dem Sänger die Gewissheit, dass »wir wohl auch noch unseren sechsundzwanzigsten Geburtstag feiern werden. Und den vierunddreißigsten. Wie es aussieht, wird es mit uns ewig weitergehen.« In Anbetracht dieser Zukunftsaussichten hat die Band das runde Jubiläum im Januar gar nicht groß gefeiert. Eine E‑Mail am 21. Januar mit dem Betreff »Haben wir nicht heute Geburtstag?« und das war es auch schon.
Ganz ohne Party soll es dann aber doch nicht gehen. Und so werden sich die Slapstickers am 5. Juni im Kölner Gloria einen lang gehegten Wunsch erfüllen: Sie werden ein Konzert in Big-Band-Besetzung spielen. Verstärkung erhalten sie dabei von den SwingCredibles aus Köln. Tobias Vogelfänger: »Wir haben die größten Hits unserer Bandgeschichte neu arrangiert und sind gerade dabei, das Ganze auf die Bühne zu bringen.« Einen galamäßigen Abend verspricht die Band – mit Ex-Teenagern in Höchstform, Big Band und eventuell noch weiteren Überraschungsgästen.
Ursprünglich stand dieser Text in der Mai-Ausgabe des Bonner Stadtmagazins »Schnüss«.