The Slapstickers: Plötzlich zwanzig

Schnüss Mai 2015, Seite 28

Seit Janu­ar ist Bonns ältes­te und bekann­tes­te Ska-Band kein Teen­ager mehr. Anfang Juni wer­den die Slap­sti­ckers ihren run­den Geburts­tag in Köln fei­ern – vor Publi­kum, ver­steht sich.

Auf den Tag genau ist der Anfang zu datie­ren. Es war der 21. Janu­ar 1995, als sich vier Jungs in einem Brüh­ler Kel­ler tra­fen, um musi­ka­lisch ein paar Sachen mit­ein­an­der aus­zu­pro­bie­ren. Das Gen­re, das sie gemein­sam beackern woll­ten, stand dabei schon vor dem aller­ers­ten Takt fest: »Wir woll­ten von Anfang an Ska spie­len«, erin­nert sich Tobi­as Vogel­fän­ger, Saxo­fo­nist und Slap­sti­cker der ers­ten Stun­de. »Und an unse­rer Begeis­te­rung für die­se Musik hat sich bis heu­te nichts geändert.«

Was sich in der Fol­ge aller­dings änder­te, war die Zahl der Mit­strei­ter. Im Lauf der ers­ten Mona­te kamen immer mehr Leu­te hin­zu. Neun Mit­glie­der zäh­len die Slap­sti­ckers nun schon seit ewi­gen Zei­ten. Auch das musi­ka­li­sche Reper­toire wuchs peu à peu. Anfäng­lich wur­den noch Songs von Vor­bil­dern wie den Bus­ters oder den Toas­ters geco­vert. Mit wach­sen­der Sicher­heit begann die Band recht bald, eige­nes Mate­ri­al zu kre­ieren. »Was Sound und Stil betrifft, haben wir uns auch für die eige­nen Sachen zunächst noch an den Gro­ßen ori­en­tiert«, sagt Sän­ger Chris­ti­an Spiecker. »Rela­tiv schnell hat­ten wir aber unse­ren eige­nen Weg und Klang gefun­den. Dann war die Zeit des Abgu­ckens vorbei.«

Statt­des­sen begann die Zeit des Live­spie­lens. Schon nach fünf Mona­ten stand der ers­te Auf­tritt auf dem Pro­gramm. Dem Schü­ler­kon­zert am St. Ursu­la Gym­na­si­um folg­ten bis heu­te eini­ge hun­dert ande­re Gigs. Nächt­li­che Bus­fahr­ten, Dia­lo­ge beim Sound­check, Blas­in­stru­men­te in ver­rauch­ten Läden: Detail­reich erin­nern sich Vogel­fän­ger und Spiecker an etli­che Geschich­ten und Anek­do­ten, die sie mit den Slap­sti­ckers »on the Road« erlebt haben. Man­ches scheint noch so nah und liegt zur Über­ra­schung des Erzäh­lers dann doch schon wie­der über ein Jahr­zehnt zurück.

»In der Band steht die Zeit still.« »Das Freund­schaft­li­che dominiert.«

»In der Band steht die Zeit still«, erklärt Tobi­as Vogel­fän­ger. »Drum­her­um hat sich für jedes Mit­glied vie­les getan: Wir haben gehei­ra­tet, Kin­der bekom­men und Jobs ange­nom­men. Nur die jewei­li­ge Rol­le in der Band hat sich nie ver­än­dert.« Sie sind mit­ein­an­der groß gewor­den, ver­brin­gen schon über die Hälf­te ihres Lebens zusam­men auf der Büh­ne oder im Pro­be­raum. Die Band­mit­glie­der räu­men der Musik einen fes­ten Platz in ihrem All­tag ein. Gitar­rist Oli­ver Emrich kommt sogar eigens für Pro­ben und Auf­trit­te aus der Schweiz ange­jet­tet. Die Band ist jedem von ihnen wich­tig – eine Kon­stan­te seit Jugendjahren.

Erstaun­lich wenig per­so­nel­le Umstel­lun­gen hat es in der gan­zen Zeit gege­ben, sogar noch weni­ger Strei­tig­kei­ten – »im Grun­de kei­ne ein­zi­ge wirk­lich ernst­haf­te«, blickt Chris­ti­an Spiecker zurück. »Das Freund­schaft­li­che domi­niert band­in­tern. Unse­re Ansprü­che an die Band sind iden­tisch, eben­so wie der Stel­len­wert, den sie in unser aller Leben einnimmt.«

The Slapstickers
Pres­se­fo­to

Ein paar Jah­re nach Grün­dung der Slap­sti­ckers waren Ansprü­che und Stel­len­wert Gegen­stand einer län­ge­ren Dis­kus­si­on gewe­sen. Den Sta­tus »Nach­wuchs« hat­te man da schon längst abge­legt – spä­tes­tens mit dem Gewinn des »Toys to Masters«-Wettbewerbs im Jahr 1998, aller­spä­tes­tens mit dem Auf­tritt auf der Rhein­kul­tur vor 40.000 Men­schen ein Jahr dar­auf. Nun ging es um die Rich­tung fürs Wei­ter­ma­chen: Geld­quel­le oder Spaß­quel­le, lau­te­te die Fra­ge. Der Spaß gewann. Chris­ti­an Spiecker: »Seit­dem ist klar, dass es allen ein­zig dar­um geht, mit­ein­an­der so pro­fes­sio­nell wie mög­lich Musik zu machen, ohne finan­zi­ell davon abhän­gig sein zu müs­sen. Das war eine wich­ti­ge Erkenntnis.«

»Wie es aus­sieht, wird es mit uns ewig weitergehen.«

Die­se Erkennt­nis, aber auch der Umgang mit­ein­an­der und die per­so­nel­le Kon­stanz geben dem Sän­ger die Gewiss­heit, dass »wir wohl auch noch unse­ren sechs­und­zwan­zigs­ten Geburts­tag fei­ern wer­den. Und den vier­und­drei­ßigs­ten. Wie es aus­sieht, wird es mit uns ewig wei­ter­ge­hen.« In Anbe­tracht die­ser Zukunfts­aus­sich­ten hat die Band das run­de Jubi­lä­um im Janu­ar gar nicht groß gefei­ert. Eine E‑Mail am 21. Janu­ar mit dem Betreff »Haben wir nicht heu­te Geburts­tag?« und das war es auch schon.

Ganz ohne Par­ty soll es dann aber doch nicht gehen. Und so wer­den sich die Slap­sti­ckers am 5. Juni im Köl­ner Glo­ria einen lang geheg­ten Wunsch erfül­len: Sie wer­den ein Kon­zert in Big-Band-Beset­zung spie­len. Ver­stär­kung erhal­ten sie dabei von den Swing­Cre­di­bles aus Köln. Tobi­as Vogel­fän­ger: »Wir haben die größ­ten Hits unse­rer Band­ge­schich­te neu arran­giert und sind gera­de dabei, das Gan­ze auf die Büh­ne zu brin­gen.« Einen gala­mä­ßi­gen Abend ver­spricht die Band – mit Ex-Teen­agern in Höchst­form, Big Band und even­tu­ell noch wei­te­ren Überraschungsgästen.

Ursprüng­lich stand die­ser Text in der Mai-Aus­ga­be des Bon­ner Stadt­ma­ga­zins »Schnüss«.

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