Der Strippenzieher am Mikrofon

Chrispin Mwakideu

Jour­na­list, Autor, Dra­ma­turg, Schau­spie­ler, Radio­mo­de­ra­tor, Pup­pen­spie­ler: Chrispin Mwa­ki­deu ist ein Mann mit vie­len Talenten.

Wie vie­le Zuhö­rer er genau hat, kann Chrispin Mwa­ki­deu nicht sagen. Aber es wer­den wohl eine Men­ge Men­schen sein, die der 35-Jäh­ri­ge erreicht, wenn er am Mikro­fon der Deut­schen Wel­le in Bonn sitzt. Immer­hin rich­tet sich »Eng­lisch für Afri­ka« – das Pro­gramm, für das er als Mode­ra­tor, Autor und Pla­ner tätig ist – an die Bewoh­ner eines gan­zen Kon­ti­nents. An Afri­ka, wo wei­te Tei­le der Bevöl­ke­rung noch nicht durch­ge­hend Zugang zum Inter­net, stel­len­wei­se noch nicht ein­mal zum Strom­netz haben.

»Fern­ab der Groß­städ­te, in den klei­nen Dör­fern auf dem Land sind Tran­sis­tor­ra­di­os immer noch die wich­tigs­te Ver­bin­dung zur Außen­welt«, weiß Chrispin Mwa­ki­deu. Da Sen­dun­gen wie »Eng­lisch für Afri­ka« für Dorf­be­woh­ner oft­mals den ein­zi­gen Zugang zu Nach­rich­ten oder Hin­ter­grund­be­rich­ten dar­stel­len, nimmt er sei­ne Auf­ga­be am Mikro­fon sehr ernst – ohne dabei eine gewis­se Locker­heit ver­mis­sen zu las­sen. Infor­ma­tiv und unter­halt­sam möch­te er sein. Und zwar gleich­zei­tig. Wie ein roter Faden zieht sich die­se Kom­bi­na­ti­on durch sein bis­he­ri­ges Leben.

Früh hat Chrispin Mwa­ki­deu die Freu­de am krea­ti­ven Schaf­fen für sich ent­deckt. Durch sei­nen schau­spie­lern­den Bru­der Zablon kam er bereits als Teen­ager mit dem Thea­ter in Berüh­rung. Damals leb­te er noch in Mom­ba­sa, der zweit­größ­ten Stadt Keni­as, sei­ner Hei­mat. Recht bald begann er, eige­ne Stü­cke, Gedich­te und Geschich­ten zu schrei­ben. Dabei beließ es der umtrie­bi­ge Jugend­li­che aber nicht. Mit Freun­den hob er eine Sen­dung bei Baraka.fm, einem pri­va­ten Lokal­sen­der, aus der Tau­fe. Jugend­li­che konn­ten im Stu­dio anru­fen und Pro­ble­me mit ihm dis­ku­tie­ren – die Mom­ba­sa-Vari­an­te von Domi­an, infor­ma­tiv und unter­halt­sam. 1995 dann, im zar­ten Alter von 18, begeg­ne­te ihm sei­ne gro­ße Lie­be: die Puppenspielerei.

»Wis­sen und Bil­dung sind die Grund­la­gen jeder posi­ti­ven Entwicklung.«

Schnell war eine eige­ne Grup­pe gegrün­det. Unter dem Namen »Krystall Pup­pe­teers« las­sen Mwa­ki­deu und sein Freund Fede­lis Kya­lo bis zum heu­ti­gen Tag die Pup­pen tan­zen. Auch dies nicht ein­zig zur Unter­hal­tung der Zuschau­er. Mit sei­nen selbst geschrie­be­nen Stü­cken möch­te das Duo beim Publi­kum ein Bewusst­sein für ver­schie­de­ne The­men schaf­fen, es zum Nach‑, bis­wei­len auch zum Umden­ken brin­gen. Dabei behan­deln sie alles, was sie selbst gera­de beschäf­tigt: das anti­quier­te Rol­len­bild der Frau, die Wich­tig­keit hygie­ni­scher Stan­dards, den Spa­gat zwi­schen Tra­di­ti­on und Moder­ne in einer glo­ba­li­sier­ten Welt. »Wis­sen und Bil­dung sind die Grund­la­gen jeder posi­ti­ven Ent­wick­lung«, sagt Chrispin Mwa­ki­deu. Sei­ne Pup­pen sol­len zum Legen die­ser intel­lek­tu­el­len Basis beitragen.

Längst haben sich die her­vor­ra­gen­de Arbeit der »Krystall Pup­pe­teers« und die Qua­li­tät ihrer Auf­trit­te in der inter­na­tio­na­len Mario­net­ten­sze­ne her­um­ge­spro­chen. Gast­spie­le in Argen­ti­ni­en, Bra­si­li­en, Ecua­dor, Iran, Bel­gi­en, Spa­ni­en, Finn­land, Öster­reich, Polen und Deutschand: Im Ver­lauf der Jah­re hat das Pup­pen­spiel die bei­den rund um den Glo­bus geführt. Meist tref­fen sie sich am Flug­ha­fen des jewei­li­gen Auf­tritts­or­tes. Wäh­rend Fede­lis Kya­lo wei­ter­hin in Kenia lebt, hat es Chrispin Mwa­ki­deu mitt­ler­wei­le nach Deutsch­land ver­schla­gen, nach Bonn.

Seit 2008 ist er hier für die Deut­sche Wel­le tätig. Vor sei­ner Zeit am Mikro­fon von »Eng­lisch für Afri­ka« hat er im Auf­trag des Sen­ders Radi­o­no­ve­las für das Bil­dungs­pro­jekt »Lear­ning by Ear« geschrie­ben – einem auf jun­ge Men­schen in Afri­ka zuge­schnit­te­nen Pro­gramm, des­sen Hand­lun­gen sich mit deren All­tag beschäf­ti­gen. Die Ziel­grup­pe zeig­te sich von sei­nen Dreh­bü­chern eben­so begeis­tert wie die Jury des renom­mier­ten Prei­ses der »Asso­cia­ti­on for Inter­na­tio­nal Broad­cas­ting«. In der Begrün­dung der Preis­ver­lei­hung im Jahr 2009 beschei­nig­te die­se dem Preis­trä­ger und sei­nem Dreh­buch zu »Fami­ly affairs – How to beco­me a poli­ti­cal play­er«, das The­ma »Jugend und Poli­tik« phan­ta­sie­voll und ori­gi­nell umge­setzt zu haben. Unter­halt­sam und infor­ma­tiv: Seit­her ist Chrispin Mwa­ki­de­us roter Faden sogar preisgekrönt.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Benötigte Felder sind mit einem * markiert …