Ankommen… ohne Ziel?!

Löhrzeichen

So wird das nix mehr. Im Rah­men einer Aus­stel­lung zeigt ein befreun­de­ter Foto­graf einen Teil sei­ner Bil­der in Köln. Ich wer­de auch beim zwei­ten Ver­such erst kurz nach dem Ende der Öff­nungs­zei­ten vor der Türe ste­hen. Auch dies­mal kann ich die Schuld nicht auf lang­sa­me Auto­fah­rer oder rote Ampeln schie­ben. Hät­te ich nur mein Anlie­gen deut­li­cher for­mu­liert. »Um 15:00 Uhr vor Ort sein« statt »die Fotos sehen«. Ja, klar benann­te Zie­le kön­nen enorm hilf­reich sein. Sie erleich­tern das Ein­hal­ten von Ter­mi­nen, geben dem eige­nen Han­deln eine Rich­tung und oft­mals auch einen Rah­men. Per­sön­lich oder gemein­schaft­lich, pri­vat oder geschäft­lich, erreich­bar oder über­am­bi­tio­niert: Zie­le sind in der heu­ti­gen Zeit all­ge­gen­wär­tig. Eine Zei­tung ohne Redak­ti­ons­plan? Unmach­bar. Ein moder­ner Mensch ohne To-Do-Lis­te? Undenk­bar. Ein Sinn im Leben ohne Zie­le? Unbedingt.

Vor Jah­ren haben Psy­cho­lo­gen zwei Grup­pen von Mäu­sen durch ein Laby­rinth gejagt. Die einen wur­den mit­tels Fut­ter gleich in einen bestimm­ten Raum gelockt, wäh­rend die ande­ren zunächst ohne fes­te Vor­ga­be durch die Gän­ge strei­fen durf­ten. Erst danach wur­den auch sie mit einer Speck­spur in den Raum gelei­tet. Sie fan­den ihn deut­lich schnel­ler als die ers­te Grup­pe. »Explo­ra­tiv« nann­ten die For­scher die­se Art des Ler­nens. Außer­halb von Wis­sen­schafts­zir­keln heißt es schlicht »Aus­pro­bie­ren«. Und was Mäu­se vor­an­bringt, kann dem Men­schen nicht scha­den. War­um also soll­te sich nicht jeder ein­mal ein Stück Frei­heit gön­nen? Zie­le nicht über­den­ken, son­dern strei­chen. Ein­fach los­las­sen vom »aber ich muss noch«, neue Wege neh­men und aufs Gera­te­wohl umher­wan­dern. Am Ende die­ses Expe­ri­ments wird man erken­nen, dass die Welt trotz Ziel­lo­sig­keit nicht unter­ge­gan­gen ist. Ganz im Gegen­teil: Erleb­nis­se und Erfah­run­gen sol­cher Momen­te wer­den einen ein Leben lang beglei­ten. Wer weiß, wofür et jut is, sagt der Rhein­län­der. Er hat ja so Recht.

Tat­säch­lich bin ich zu spät am Ort der Aus­stel­lung ange­kom­men. Doch der Herr des Hau­ses hat noch nicht abge­schlos­sen, wes­we­gen ich alle Fotos zu Gesicht bekom­me. Neben­her füh­re ich ein sehr inter­es­san­tes Gespräch mit dem Gast­ge­ber. Wäre ich um 15:00 Uhr dort gewe­sen, hät­te er dafür garan­tiert kei­ne Zeit gehabt.

1 Kommentar zu “Ankommen… ohne Ziel?!”

  1. Recht has­te! Ohne Zie­le geht es nicht, aber ohne Frei­heit hat man kein Leben. Man muss für sich die geeig­ne­te Mischung fin­den. Nur in den Tag zu leben bringt einen nicht wei­ter. Ist doch scha­de, wenn man sich nicht die Opti­on offen hält über­rascht zu werden ;)

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