Freies Muffeln weltweit!

Löhrzeichen

Viel­leicht war andern­orts jemand sogar noch schnel­ler. In dem Teil des Inter­nets, mit dem ich zu tun habe, war es dies­mal jeden­falls Mari­on, die den Fre­vel zuerst ent­deck­te. Empört zeig­te sie in der ers­ten Sep­tem­ber­wo­che ihre Tro­phäe her­um: das Foto eines Super­markt­re­gals, gefüllt mit Spe­ku­la­ti­us und Leb­ku­chen. »Ers­te!!!«, schrieb sie und danach wur­de ein biss­chen her­um­dis­ku­tiert. Über den man­geln­den Respekt, den man heut­zu­ta­ge dem Fest der Lie­be ent­ge­gen­bringt. All die gan­zen Weih­nachts­le­cke­rei­en wür­den ja immer frü­her auf den Markt gebracht. Rüde wür­den sie aus dem Kon­text der Advents­zeit geris­sen und uns zum Fraß vor­ge­wor­fen. Wie in jedem Jahr habe ich nicht ver­stan­den, was genau dar­an jetzt so furcht­bar sein soll.

In mei­ner Hei­mat­stadt Aachen gehört der ganz­jäh­ri­ge Genuss von vor­geb­li­chem Weih­nachts­ge­bäck zum guten Ton. Tat­säch­lich habe ich schon als Kind zu jeder Jah­res­zeit mit Won­ne Prin­ten geges­sen – mal mit Scho­ko­la­de, mal ohne. (Okay, es ist Geschmacks­sa­che, aber ich ken­ne sogar Men­schen, die sich von Zeit zu Zeit ein Kräu­ter­print­chen mit Leber­wurst gön­nen.) Bis ich von Aachen in die wei­te Welt nach Bonn zog, war mir über­haupt nicht bewusst, dass das gute Zeug in der Frem­de nur sehr streng ratio­niert und zeit­lich limi­tiert aus­ge­ge­ben wird. Umso erfreu­ter habe ich im Lauf der letz­ten Jah­re wahr­ge­nom­men, dass ich mitt­ler­wei­le schon im Spät­som­mer an ein Stück Hei­mat kom­men kann. Prin­ten im gol­de­nen Okto­ber. Kann das wirk­lich Sün­de sein?

Ähn­lich groß dürf­te die Freu­de bei den Leu­ten sein, die eben nicht nur in der Vor­weih­nachts­zeit einen Domi­no­stein oder eine Mar­zi­pan­kar­tof­fel muf­feln wol­len. Ihnen gilt mei­ne maxi­ma­le Soli­da­ri­tät. Von mir aus darf das gan­ze Zeug wäh­rend des gesam­ten Jah­res in den Rega­len ste­hen, solan­ge es Men­schen glück­lich macht. Ein paar Tage nach dem Super­markt­fo­to wur­de in »mei­nem« Inter­net übri­gens der Veggie-Day dis­ku­tiert. Wie unfass­bar anma­ßend es doch sei, Men­schen vor­schrei­ben zu wol­len, wann sie was essen sol­len. Beim Mit­le­sen habe ich eine Scho­ko­la­den­prin­te geknabbert.

Mari­on heißt im ech­ten Leben nicht Mari­on. Weil ich das hier nicht geschrie­ben habe, um irgend­je­man­den bloß zu stel­len, habe ich ihren Namen verändert.

1 Kommentar zu “Freies Muffeln weltweit!”

  1. Ich mag Prin­ten auch sehr ger­ne. Ich schät­ze die Mög­lich­keit, das immer mehr Fuss­ball­ver­ei­ne die Mög­lich­keit anbie­ten, Tickets direkt zuhau­se auszudrucken.

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