Das war er also, der schnelle Teil des Jahres 2015. Ab heute wird noch eine Woche getrudelt und dann steht alles wieder auf Anfang. Da ist der Zeitpunkt doch ziemlich passend, mich bei allen Leuten zu bedanken, die 2015 Lust auf meine Buchstaben hatten – sei es als Leser oder als Auftraggeber. Ein Dank auch all jenen, die mir bei Recherchen mit Informationen unter die Arme gegriffen haben oder die sich von mir haben interviewen lassen, die ich zu welchen Gelegenheiten auch immer kennengelernt oder getroffen habe, die Lust und Zeit auf Austausch und Gespräch hatten. Oh, und danke für all die Musik, die ich hören durfte.
Bei aller Liebe zum Quatschen und Schreiben: Den Rest des Jahres werde ich vornehmlich mit meinen beiden Damen daheim verbringen. Im Mai bin ich Vater geworden. Das wiederum ist der grandiose Teil des Jahres 2015.
But now for something completely different: Das Bild dort oben ist heute (Heilig Abend) auf den Tag vor fünf Jahren entstanden. In meinem Heimatort lag seinerzeit ein bisschen mehr Schnee, wie man sieht. Schnee war auch das Thema beim allmonatlichen »Pro und Contra«-Spielchen im Bonner Stadtmagazin »Schnüss«. Chefredakteurin Gitta war in der noch brandheißen Januar-Ausgabe eher nicht so dafür, während es an mir war, eine Lanze für flockiges Wasser zu brechen. Und das ging so:
Ist es nicht erstaunlich, welchen Unterschied so ein bisschen Wasser machen kann? Vor allem, wenn es »nur« in fluffiger Form daherkommt. Denn Hand aufs Herz: Die vielfach beklagte immer weiter zunehmende Hektik im Advent, zwischen den Jahren und Anfang Januar liegt doch nicht alleine am Tempo unserer Zeit. Oder anders: Dieses Tempo liegt doch nicht ausschließlich an uns. Der nicht mehr allzu oft fallende Schnee trägt seinen nicht unerheblichen Teil dazu bei, dass die eigentlich besinnlichen Tage heutzutage nur noch so durchrauschen. Seine alles bremsende Funktion fehlt an allen Ecken und Enden.
Denn kaum hatte der Winter noch vor ein paar Jahren seinen weißen Mantel über das Land ausgebreitet, lief das ganze Leben langsamer. Die Fußgänger achteten auf jeden Schritt, die Autofahrer wiederum auf jeden Fußgänger, auf dass er nicht vor den eigenen Reifen gleite. Nur gedämpft drangen anderer Leuts Gespräche ans Ohr, hatten unterwegs jeden harschen Ton verloren. Derweil man sich selbst beim Sprechen auf das Nötigste beschränkte, um die beißende Kälte nicht zu tief in den Mund vordringen zu lassen. Soweit das Auge reichte, leuchtete die Umgebung regelrecht weiß, ließ jede Wahrnehmung nur schleier- oder schemenhaft zu. Die nicht bis an die Belastungsgrenze eingespannten Sinne trugen ihren Teil zur Verlangsamung und letztlich zur Entspannung bei. Ach Winter, Du wundervolles Kopfkissen.
In der Gegenwart sind derlei Szenerien selten geworden. In Regenform hat Wasser einfach eine völlig andere Wirkung. Und so braucht es heute bewusste Entschleunigung, wo uns diese seinerzeit von den Flocken mit sanfter Brutalität aufgezwängt wurde. Das mag nach »Früher war alles besser! Außer die Nostalgie.« klingen, ist in letzter Konsequenz auch genauso gemeint – vor allem aber schreibe ich diesen Text, um ihn eines schönen Tages wieder rauszukramen. Dann nämlich, wenn es wieder massig schneit und ich total genervt bin, weil alles so langsam, leise und blendend weiß daherkommt. Man weiß solche Dinge tatsächlich erst zu schätzen, wenn man mal ein paar Jährchen darauf verzichten musste.
Also: Schöne Weihnachten und let it snow.
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