Eigentlich wähnte ich die Sodomie längst in die Reihe der ausgestorbenen Sexualpraktiken befördert. In Zeiten, in denen auch der unansehnlichste Agrarökonom per TV-Sendung die passende Partnerin finden kann, müsste doch im Grunde kein Hirte mehr mit seinem Hund, kein Bauer mehr mit den Schweinen kuscheln. Dass aktuell jedoch die Frage diskutiert wird, ob Sex mit Tieren als strafbar deklariert werden sollte, lässt ein nach wie vor reges Treiben in Zwinger, Gehege oder Käfig erahnen. Also: Müssen härtere Strafen her?
Bußgeld reicht, meint Verbraucherschutz- und Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner – und schützt damit die landwirtschaftlichen Verbraucher der delikateren Sorte. Dabei lässt Frau Aigner einen Aspekt etwas zu kurz kommen: Anschmiegsame Schafe wie das in Woody Allens »Was Sie schon immer über Sex wissen wollten« trifft man in der Realität wohl eher selten. Den meisten Tieren dürfte es vielmehr gegen Natur und Strich gehen, mit ihren Haltern herumzumachen. Sie können eben nur so schlecht »Nein!« sagen. Oder blöken. Oder bellen. Wollen Herrchen oder Frauchen trotzdem mehr, erfüllt das den Tatbestand der Tierquälerei, der schlicht und ergreifend bestraft gehört.
Und wie soll eine Umsetzung dieser Bußgeldidee überhaupt aussehen? Werden Sittenwächter übers Land fahren und stichprobenartig im Stall nachgucken, ob Bauer Pitter gerade von Kuh Elsa klettert? Hängen die dann Elsa ein Knöllchen ans Horn, auf dass Pitter dieses bezahle? Sicher ist eine härtere Bestrafung ebenso schwer zu realisieren. Aber eventuell wirkt die Aussicht darauf zumindest abschreckend. Unter Umständen wird sich der eine oder andere umstimmen lassen, stattdessen ein Püppchen im einschlägigen Versandhandel bestellen und dem vor dem Verkehr etwas Schickes stricken. Das macht vielleicht auch Schaf.
Im Rahmen eines Pro/Contra-Abtauschs wird in der Novemberausgabe der »Schnüss« die Frage erörtert, ob Sex mit Tieren härter bestraft werden sollte. Dies ist mein Beitrag. Und ja, die Überspitzung ist so gewollt.