Dank hervorragender Auffassungsgabe die Gunst der Sekunde erkennen, das Spiel schnell machen, auf die andere Seite verlagern und dem verdutzten Gegner ein Törchen einschenken: Das ist die hohe Kunst des Fußballs, so formvollendet schön kann dieser Sport sein. Derlei Momente haben wir Alemanniafans während der bisherigen 19 Spiele dieser Saison allerdings nur in sehr überschaubarem Rahmen geboten bekommen. In der letzten Heimpartie vor der Winterpause gegen Erzgebirge Aue, zum Beispiel. Schade nur, dass der einzig an dieser Szene beteiligte Aachener ein Balljunge war. Rasant hatte dieser einem Spieler der Gäste den Ball für einen Einwurf zukommen lassen. Zwei Pässe später schepperte es im Kasten der Alemannia. Und weil es für die Schwarz-Gelben dadurch nur zu einem Unentschieden reichte, wurde der eifrige Bursche sogar in der anschließenden Pressekonferenz thematisiert.
Ärgerlich, aber schön
So wurde ihm eine wichtige Botschaft für die Zukunft mit auf den Weg gegeben: In einer solchen Situation sei es seine Pflicht, den Ball betont langsam herauszugeben. Was auf den ersten Blick völlig nachvollziehbar wirkt, wirft bei genauerer Betrachtung die eine oder andere Frage auf: Reicht es nicht, dass die Profis heutzutage kaum eine Gelegenheit auslassen, Zeit zu schinden? Müssen wir jetzt auch schon einem 12-Jährigen all die unschönen Tricks und Kniffe dieser Branche beibringen? Wird er nicht früh genug das Verhalten lernen, das einstmals unsportlich und heute clever genannt wird? Natürlich ist es ärgerlich, im Abstiegskampf wegen eines solchen Gegentores nur einen Punkt statt dreien zu verbuchen. Aber irgendwie ist es doch auch schön, dass manchen Jungs das Gefühl für Fair Play trotz diverser schlechter Vorbilder noch nicht abhanden gekommen ist.