Jubiläen waren das Titelthema der »Schnüss« im Februar, unter dem an allerlei unterschiedliche Jahrestage erinnert wurde. Mir wurde dabei die Aufgabe übertragen, zu drei dieser Jubiläen jeweils einen kleinen Artikel zu schreiben. Dass sich eines davon unterwegs als ein mittelprächtiges Missverständnis entpuppte, hat mich an der Erfüllung dieser Aufgabe nicht wirklich hindern können. Und so kam es, dass ich mich mit allerlei Dingen beschäftigen durfte, mit denen ich sonst eher weniger zu tun habe – wenn überhaupt: die erste E‑Mail in einem deutschen Postfach, die erste Schale in der Bundesliga und die vermeintlich erste Sonde auf dem Mars. Im Weiteren folgen nun die Buchstaben, die bei meiner Beschäftigung herauskamen. Alle Texte auf einen Schlag,weil … darum.
Glückwunsch @ Internetpionier
30 Jahre erste E‑Mail in einem deutschen Postfach
Kann sich noch irgendjemand daran erinnern, wann die allererste E‑Mail im eigenen Posteingang lag? Und wer die geschickt hat? Ich kann das jedenfalls nicht. Es hat schon alleine drei Minuten gebraucht, den Zeitpunkt in etwa einzugrenzen. Immerhin das habe ich noch geschafft: Herbst 1997. Der Absender meiner ersten Elektropost war aber beim besten Willen nicht mehr rekonstruierbar. Michael Rotert muss sich mit derlei Kramereien in den eigenen Erinnerungen nicht wirklich belasten. Wann immer seine erste empfangene E‑Mail einen runden Geburtstag feiert, kann er das Datum, die Absenderin und sogar den Inhalt derselben an etlichen Stellen nachlesen. Schließlich war seine erste E‑Mail gleichzeitig auch die erste E‑Mail, die hierzulande überhaupt in einem Postfach landete, ihr Empfang somit eine Pioniertat. Und diese jährt sich im kommenden Sommer zum 30. Mal. Darum also, Herr Rotert: Ihre erste E‑Mail empfingen Sie am 3. August 1984 um 10:14 MEZ unter der Adresse rotert@germany. Laura Breeden hieß Sie im CSNET willkommen.
Bock auf Schale
50 Jahre Meisterschaft des 1.FC Köln
Kinder, wie die Zeit vergeht. Am 9. Mai wird es sich zum 50. Mal jähren, dass der 1. FC Köln nach überragender Saison zum ersten Deutschen Meister der damals brandneuen Bundesliga gekürt wurde. „Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern“, würde Reinhold Beckmann jetzt in der Sportschau sagen. Sechs Punkte lagen die Mannen um Overath, Sturm und Thielen am Ende der Serie vor dem Meidericher SV. Dass der Vizemeister überhaupt an der Premierensaison teilgenommen hatte, soll nicht zuletzt am Engagement des damaligen FC-Präsidenten Franz Kremer gelegen haben. Obwohl alle Kriterien zur Aufnahme in den erlauchten Debütantenkreis erfüllend, war die Alemannia aus Aachen seinerzeit ausgebootet worden, um – der Legende nach – eine Alleinstellung der Geißböcke in der Region zwischen Rhein und Maas nicht zu gefährden. Stattdessen wurde der MSV berufen. Und während schwarz-gelbe Kinder diese Episode schon beim ersten Brei hören müssen, werden sich im rot-weißen Lager wohl nicht einmal die Älteren erinnern. Dem sei hiermit entgegengewirkt. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Herzlichen Glückwunsch zum Schalenjubiläum.
Keine Party in Syrtis Major
10 Jahre erste Sonde auf dem Mars?
Ach, was hätte man an dieser Stelle tolle popkulturelle Referenzen heranziehen können: David Bowie oder diesen Film mit Tom Jones. Sogar ein Schokoriegel hätte prima ins Konzept gepasst. Doch statt »Life on Mars?«, »Mars attacks« und sofort zurück gebrachter, verbrauchter Energie kommt hier jetzt nur ein großes schwarzes Loch der Enttäuschung. Denn anders als an manchen Stellen im Internet verzeichnet, sind vor zehn Jahren gar nicht die ersten Sonden auf dem Mars gelandet. »Spirit« und »Opportunity« waren im Grunde Spätzünder der NASA. Okay, sie waren die ersten Sonden, die mit Solarenergie betrieben wurden und werden. Aber weil das auch kein wirklich denkwürdiges Jubiläum hergibt, zerschellen die Träume von einem knalligen Mars-Text wie ein Großteil der Vorgänger von »Spirit« und »Opportunity« bei ihren Landungen. Wie etwa auch die wirklich allererste Sonde auf dem Mars, die schon 1971 von der UdSSR zum roten Planeten geschickt worden war. Ihr Name: »Mars 2«. Leser von Perry Rhodan hätten es wissen können, womit dann doch noch eine popkulturelle Referenz im Text gelandet wäre.