Rund 700 Menschen sind am vergangenen Samstag dem Aufruf verschiedener Kulturschaffender aus Bonn gefolgt, um für mehr kulturellen Freiraum in der Bundesstadt zu demonstrieren. Unter ihnen waren auch Personen des öffentlichen Lebens wie Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Kabarettist Konrad Beikircher. Zum großen Teil war es aber »der kleine Mann von der Straße«, der mit der Forderung nach mehr Raum für (Sub)Kultur eben diese Straße bevölkerte. Insgesamt bot sich ein buntes Bild: Graumelierte Herren schritten einmütig neben grünbehaarten Punks, Omas neben Grundschülern. Was den einen der Verlust der innerstädtischen Klangwellen, ist den anderen die unklare Lage am Schlachthof.
So unterschiedlich ihre ganz persönlichen Beweggründe gewesen sein mögen, an dieser Demo teilzunehmen, so klar ist doch der Nenner auszumachen, den sie alle gemeinsam haben. Es ist die Sorge, dass das kulturelle Leben von Bonn langsam dahinscheidet, dass Open-Air-Veranstaltungen an klagewütigen Anwohnern, Projekte am nötigen Platz oder ein kulturell vielfältiges Angebot an unnötig hohen bürokratischen Hürden scheitern. Von vornherein war klar, dass die Demonstration keine Nörgel- und Kritisier-Protestaktion mit giftiger Stimmung und harten Worten werden sollte. Bewusst war eine positive Ausrichtung gewählt worden: eine Demo für mehr Freiraum, nicht gegen irgendeine der genannten Hürden.
Und so wälzte sich der Demozug friedlich und freundlich durch die Innenstadt, untermalt von enorm tanzbarer Musik und interessiert beobachtet von den Samstags-Shopping-Passanten. Manch einer fragte nach, worum es ginge. Der eine oder die andere schloss sich nach einem kurzen Infogespräch sogar spontan der Demo an, die zunächst für eine Schweigeminute auf dem Münsterplatz Halt machte, später noch einmal für einen flammenden Appell an alle Freunde der Kultur auf dem Marktplatz. Nach mehr als drei Stunden und einer getanzten Abschlusskundgebung auf dem Friedensplatz löste sich die Demo auf. Ein erstes, unüberhör- und sehbares Statement für mehr Freiräume und Subkultur ist mit ihr definitiv gesetzt worden. Weitere werden sicher folgen – beispielsweise heute Abend bei der Podiumsdiskussion, die zu eben diesem Thema im Beueler Brückenforum über die Bühne gehen wird. Der Einlass beginnt ab 18:00 Uhr, die Diskussion startet um 19:00 Uhr. Weitere Informationen finden sich beispielsweise hier.
Apropos weitere Informationen: Drüben bei Bundesstadt.com hat Sebastian ebenfalls über die Demo geschrieben und etliche Fotos dazugepackt. Eine ganze Reihe Bilder von der Demo zeigt auch Andreas in seinem Blog.
Nachtrag 18.2.:
Bei der Teilnehmerzahl habe ich mich wohl ein wenig verschätzt. Von offizieller Seite wird diese mittlerweile mit »zwischenzeitlich bis zu 1.000« angegeben.