Spaß nach Maß

Claire Wyckoff: Today's Run was hard

Clai­re Wyck­off malt ger­ne Penis­se – mit ihren Füs­sen. War­um? Weil sie es kann. Oder bes­ser: Weil sie heut­zu­ta­ge die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten dazu fin­det. Denn man darf sich Frau Wyck­off nicht als Künst­le­rin vor­stel­len, die bar­fuß mit Pin­sel irgend­wel­che Lein­wän­de bephallt. Ihre Kunst ent­steht, wäh­rend sie durch ihre Hei­mat­stadt San Fran­cis­co rennt.

Ihre Lein­wand ist die Stadt selbst und als Pin­sel fun­giert eine Jog­ging-App, die eigent­lich dazu gedacht ist, die zurück­ge­leg­te Stre­cke, sowie die dazu benö­tig­te Zeit zu erfas­sen und am Ende die gerann­te Rou­te auf einer Kar­te dar­zu­stel­len. Clai­re Wyck­off joggt immer so, dass die dar­ge­stell­te Rou­te auf dem Stadt­plan ein Bild ergibt: mal ein klei­nes Hünd­chen, mal Slimer, den glit­schi­gen Geist aus »Ghost­bus­ters«. Vor­zugs­wei­se aber männ­li­che Geschlechts­tei­le, Hoden­sack inklu­si­ve. (Es gibt sogar ein Tumb­lr, auf dem sie ihre errann­ten Bil­der sammelt.)

Bild: Clai­re Wyckoff

Zuge­ge­ben, die Wyck­off­schen Gemäl­de gehö­ren zu den son­der­bars­ten Aus­wüch­sen der in unse­rer Zeit all­ge­gen­wär­ti­gen Ver­mes­sung. Aber sie zei­gen auch, dass selbst die absur­des­te Idee dank aktu­el­ler Tech­nik umsetz­bar ist. Dass Mes­sun­gen und deren Ergeb­nis­se nicht nur furz­tro­cken sind. Dass man beim Han­tie­ren mit Län­ge und Brei­te auch Spaß haben kann – äußerst infan­ti­len Spaß sogar. Und gera­de das wird beim Gedan­ken ans Ver­mes­sen meist außer Acht gelassen.

Natür­lich weiß jeder, wie wich­tig Mess­ge­rä­te und Maß­ein­hei­ten sind: ohne Uhr kei­ne Zeit, kei­ne 90 Minu­ten, kein Fuß­ball. Ohne Maß­band kein Umfang, kei­ne pas­sen­den Kla­mot­ten. Ohne Tacho­me­ter kei­ne Geschwin­dig­keit, kein Wohl­ge­fühl auf der Über­hol­spur. All die­se Mes­sun­gen sind selbst­ver­ständ­li­cher Teil unse­res All­tags, ohne den der dar­aus resul­tie­ren­de Spaß nicht funk­tio­nie­ren kann. Bit­te nicht ver­ges­sen. Und jetzt instal­liert die Jog­ging-App, geht raus und schreibt mit ihr zehn­mal fol­gen­den Satz ins Stadt­bild von Bonn: »Mes­sen macht Bock!« Wer will, darf den Aus­ru­fe­zei­chen ger­ne einen Hoden­sack verpassen.

»Ver­mes­sung« war das The­ma der Sep­tem­ber-»Schnüss«. Auch in Sachen Pro und Con­tra haben sich Kol­le­gin Git­ta und ich dar­auf gestürzt. Mir fiel das Pro zu. Das ist der zuge­hö­ri­ge Text.

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