Es musste ja so kommen. Spätestens als nach der Pokalübergabe in Rio ein Kerl mit Kamera zwischen jubelnden Nationalspielern herumrobbte, war klar, dass der Welt schon bald ein WM-Film serviert wird – mit Feierbildern aus der flippigen Froschperspektive und was nicht noch allem. Sönke Wortmanns »Sommermärchen« nach Platz 3 im Jahr 2006 war erfolgreich. Klar, dass »Die Mannschaft« nach dem Titel im Sommer mindestens genau so viel vom Teller ziehen würde. Top in den Kinocharts, Bombeneinschaltquote in der Glotze: Leute, was ist los mit Euch?!
Wollt Ihr Euch das Erinnern an Weltmeisterschaften wirklich von Regisseuren vorkauen lassen? Wollt Ihr wirklich den »Kapitano« im Kopf haben, wenn Ihr an 2006 denkt, statt den tobenden Onkel Heinz nach Italiens 1:0? Zettel-Lehmann statt Kneipen-Polonaise nach dem Argentinien-Spiel? Schon das »Sommermärchen« war eine durchgestylte Story – die offizielle Version der WM-Dramaturgie, die an die Stelle vieler persönlicher Anekdoten trat. Weil unter die Trainingslager- und Kabinensequenzen nun auch noch Spielszenen gemengt wurden, nimmt einem »Die Mannschaft« diese individuelle Erinnerungsleistung noch konsequenter ab.
Aber fehlt da nicht was? Das Gefühl für diesen Sport, zum Beispiel? Irgendwie vermisse ich das zwischen diesen vermeintlich authentischen und trotzdem hochsterilen Bildern. Dass der ganze Film sich dann auch noch nach einem falschen Zitat von Steven Gerrard ausrichtet – oder nach dem richtigen Zitat eines falschen Gerrard – rundet den Eindruck ab, dass es hier in erster Linie um Effekthascherei, in zweiter Linie um ein vom DFB autorisiertes Bild der Rio-Elf und erst viel später um ein Dokument dieses tollen Turniers geht. Darum trefft Euch lieber in Wohnzimmern oder WG-Küchen und erzählt Euch Eure persönlichen Erinnerungen an die WM 2014 – vielleicht die Geschichte von Mamas Ausraster beim Götze-Tor. Und falls Ihr Sorge habt, dadurch den Ausgang des Films zu verpassen: Deutschland wird am Ende Weltmeister. Gern geschehen.
Der Film zum WM-Titel in Rio war Thema des allmonatlichen »Pro und Contra«-Abtauschs in der »Schnüss« zwischen Kollegin Gitta und mir.
Aber sowas von!
Show und Bildkontrolle sind ja ohnehin allgegenwärtig. Sei es jetzt bei der WM mit von der FIFA mit Mühe ausgeblendete Protesten etc. oder in atemberaubenden Zusammenschnitten von schnarchigen Durchschnitts-Kicks in der Sportschau … »Mittendrin statt nur dabei« war der Reiz, der mich diese Schmonzette gucken ließ. Am Ende war es tatsächlich noch schlimmer als ich dachte.
Geh da raus und zeig der Welt, dass du besser als die Realität bist.
Schlimm.….
7.2.2015: Fußball unplugged, und alle so: Yeah!
Nix wie hin. Nur noch 15.000
Noch ein Monat bis zum Westschlager. Und bei mir herrscht jetzt schon högschde Vorfreude.