Carsten Friedrichs: »Eine bessere Musik wurde bisher nicht erfunden.«

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen
Foto: Martin Morris

Enorm tanz­ba­re Songs in bes­ter Nor­t­hern-Soul-Tra­di­ti­on mit lako­nisch augen­zwin­kern­den Tex­ten: Die­se Mischung bringt Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men am 13. Sep­tem­ber nach Aachen. Ich hat­te vor­ab Cars­ten Fried­richs, Sän­ger und Gitar­rist der Liga (im Foto links), am Tele­fon, um über das aktu­el­le Album, Kraut­rock und Fuß­ball zu sprechen.

Auf eurer letz­ten Tour wart ihr zum ers­ten Mal in der Rast­stät­te. Was ist von dem Abend hängengeblieben?

»Hän­gen­ge­blie­ben ist, dass wir eine Men­ge Spaß hat­ten. Zuerst haben wir gespielt, danach gab es einen Soul Nigh­ter, bei dem ich mit ande­ren DJs auf­ge­legt habe – ins­ge­samt ein gran­dio­ser Abend. Der Schlag­zeu­ger, der damals aus­hilfs­wei­se bei uns spiel­te, spricht bis heu­te von einem der Top-3-Aben­de sei­nes Lebens.«

Woher stammt dei­ne enge Bezie­hung zum Nor­t­hern Soul, einer Musik­rich­tung, die heut­zu­ta­ge ja eher unter­re­prä­sen­tiert ist?

»Alles am Nor­t­hern Soul hebt die Stim­mung. Und er bringt dich zum Tanzen.«

»Als Jugend­li­cher hat mir mal jemand eine Kas­set­te zuge­steckt, auf der Motown-Hits waren. Seit­dem bin ich Fan. Die Bands, die Sän­ger, die Arran­ge­ments, die Tex­te: Alles am Nor­t­hern Soul hebt die Stim­mung. Und er bringt dich zum Tan­zen. Eine bes­se­re Musik wur­de bis­her nicht erfunden.«

Dass eure Musik die­sen Geist trans­por­tiert, liegt dann wohl höchst­wahr­schein­lich an dir.

»Tat­säch­lich nicht. Ich schrei­be die Tex­te, den größ­ten Anteil an unse­rer Musik hat aller­dings unser Key­boar­der Gun­ther. Der spielt so ziem­lich jedes Instru­ment außer Dudel­sack und steht vor allem auf Krautrock.«

Das klingt bei euren Songs aber nicht unbe­dingt durch.

»Ja, Gott sei Dank. Kraut­rock ist ganz nett, aber neben allen ande­ren Gen­res eben nur die zweit­bes­te Musik hin­ter Nor­t­hern Soul.«

Apro­pos Tex­te: Du schreibst oft in der Ich-Form. Steckt da viel Cars­ten drin oder sind das erfun­de­ne Ich-Erzähler?

»Ich wür­de ja total ger­ne erfun­de­ne Geschich­ten erzählen.«

»Da steckt eine Men­ge von mir drin. Ich wür­de ja total ger­ne erfun­de­ne Geschich­ten erzäh­len, bin dafür aber viel zu fan­ta­sie­los. Also erzäh­le ich von mir.«

Oder von Leu­ten wie Peter-Ernst Eif­fe, dem tra­gi­schen Hel­den des Titel­tracks eurer aktu­el­len Plat­te. Wie bist du auf des­sen Geschich­te auf­merk­sam geworden?

»Das liegt schon etwa zehn Jah­re zurück. Damals kam im Ham­bur­ger Lokal­fern­se­hen ein Auf­ruf an Leu­te, die Peter-Ernst Eif­fe kann­ten oder sogar Video­ma­te­ri­al von ihm hät­ten. Dar­aus soll­te eine Doku­men­ta­ti­on wer­den: ›Alle Ampeln auf Gelb!‹ Das war einer der Sprü­che, die Eif­fe im Som­mer 68 an Ham­bur­ger Haus­wän­de schrieb. Ich war fas­zi­niert von dem Mann, der in sei­ner Zeit zwi­schen allen Stüh­len saß, und von die­sem Slo­gan. Damals habe ich mir vor­ge­nom­men, ihn zum zen­tra­len Teil eines Lieds zu machen, was mir jetzt end­lich gelun­gen ist.«

Fuß­ball kommt im Gegen­satz zu eurem Debüt auf der aktu­el­len Plat­te gar nicht mehr vor. Habt ihr mit der Aus­zeich­nung »Fuß­ball­lied des Jah­res 2012« der Aka­de­mie für Fuß­ball­kul­tur das Feld abgegrast?

»Viel­leicht set­ze ich mich die Tage doch noch mal hin und schrei­be was in Rich­tung Fußball.«

»Irgend­wie ist das The­ma zu Ende erzählt. Wir sind immer noch sehr fuß­ball­be­geis­tert. Auf Tour besu­chen wir unheim­lich ger­ne Ama­teur­spie­le, wenn es zeit­lich hin­haut. Wir haben da auch schon eini­ges gese­hen und erlebt. Und ich woll­te auch immer schon mal einen Fuß­ball­song schrei­ben, der nicht kom­plett dumm ist. Das ist uns wohl ganz gut gelun­gen. Aktu­ell wüss­te ich aber nicht, was ich über Fuß­ball noch schrei­ben könn­te, ohne mich zu wie­der­ho­len. Okay, viel­leicht ein Lied über Spie­ler­frau­en. Oder über Mana­ger. Oder über außer­ge­wöhn­li­che Fuß­bal­ler und Typen wie Geor­ge Best. Na ja, viel­leicht set­ze ich mich die Tage doch noch mal hin und schrei­be was in der Richtung.«

Und die­sen Song könn­te es dann theo­re­tisch schon in Aachen zu hören geben?

»Mal sehen. Was schon mal fest­steht, ist, dass wir eine Men­ge Spaß haben wer­den, dass es erst ein Kon­zert von uns geben wird und im Anschluss einen Soul Nigh­ter, bei dem Lazy, Serious Coo­kin‹, ich und noch ein paar ande­re DJs auf­le­gen wer­den. Dies­mal wer­den wir unse­ren Stamm­schlag­zeu­ger dabei haben. Und wer weiß, viel­leicht wird er hin­ter­her von einem der Top-3-Aben­de sei­nes Lebens sprechen.«

Eine deut­lich kür­ze­re Fas­sung die­ses Gesprächs stand in der Sep­tem­ber­aus­ga­be des »klen­kes«. Das hier ist somit der Director’s Cut des Gan­zen. Das Foto stammt aus dem Pres­se­be­reich des Gen­tle­men-Plat­ten­la­bels »Tape­te Records«. Und dann war da noch Wer­ner Enke…

Die Liga der gewöhn­li­chen Gen­tle­men – Kennst du Wer­ner Enke? (offi­ci­al)
Direk­ter Link: https://www.youtube.com/watch?v=ujN9o5TCZLE

2 Kommentare zu “Carsten Friedrichs: »Eine bessere Musik wurde bisher nicht erfunden.«”

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