»We try shit. We like it. We don’t like it. We change. We try new things.« Amanda Palmer ist Musikerin und weiß darum, wovon sie spricht. Ständig sind Künstler auf der Suche nach Wegen, mit dem, was sie kreieren, auf einen grünen Zweig zu kommen. Das betrifft nicht nur diejenigen, die Musik machen. Aber gerade in ihrer Branche scheint es dem Vernehmen nach in der heutigen Zeit nicht sonderlich einfach zu sein. In unserer digitalen Welt hat das Musikgeschäft seine Überschaubarkeit verloren. Platten aufzunehmen und von den Verkäufen an Fans und sonstige Hörer zu leben, gelingt immer weniger Künstlern. Neue Business-Ideen wie etwa das Crowdfunding müssen her.
Nun ist U2 nicht unbedingt eine Band, der man derlei Probleme nachsagen würde. Trotzdem haben sich Bono und Co entschieden, etwas Neues auszuprobieren. Sie haben Apple ihr neues Album verkauft. Apple wiederum hat dieses zur Feier der Präsentation des neuen iPods jedem iTunes-User untergejubelt. »Wenn wir es ihnen für ömme geben, werden sie schon in die Hände klatschen«, mögen sich die Köpfe hinter dieser Idee gedacht haben. Am Ende sind sie damit jedenfalls aufgetitscht. Vielleicht ist es doch nicht so weit her mit der viel gescholtenen Kostenlosmentalität im Netz. Wahlloses Konsumieren scheint zumindest nicht ein Teil von ihr zu sein.
Ein Großteil der Leute hat den geschenkten gut 110 Megabyte schweren Gaul schlicht und ergreifend nicht gewollt. Der Protest wurde so groß, dass sich Apple letztlich sogar gezwungen sah, den Usern bei der Entfernung des Albums aus der jeweiligen Mediathek zu helfen. Es war ein Versuch. Er ist gescheitert. Mit »Songs of Innocence« hat das Konzept »Großer Konzern kauft ein Album und verschenkt es« gleich beim ersten Schuss die Unschuld verloren. Demnächst werden Künstler andere Wege ausprobieren. Und vielleicht wieder scheitern. Oder einen großen Coup landen. Viel Erfolg dabei.
Bei »Pro und Contra« in der Oktober-Schnüss sollte es um die Albumverschenkung von U2 und Apple gehen. Mir fiel das Pro zu. Aus Platzgründen sind Gittas und mein Text am Ende nicht im Heft gelandet, dafür jetzt im Internet – also, zumindest meiner.