Neulich in Limburg: Habemus Tamtam

Carwash

Auf dem Höhe­punkt der Bericht­erstat­tung hat das Gan­ze tat­säch­lich nur noch genervt. Was die Fak­ten betrifft, waren eigent­lich recht bald alle Mes­sen gele­sen: unbe­schei­de­ner Bischofs­sitz, pras­se­ri­scher Prunk­bau, frei­ste­hen­de Bade­wan­ne, hän­gen­der Advents­kranz. Das hielt die Medi­en aller Cou­leur aber nicht davon ab, die Ein­zel­tei­le die­ses zum Kir­chen­skan­dal hoch­ge­jazz­ten Vor­gangs wei­ter und wei­ter zu ven­ti­lie­ren. Als sich Franz-Peter Tebartz-van Elst schließ­lich gen Rom auf­mach­te, wur­de der Lim­bur­ger Bischof auch noch in jeder deut­schen Talk­show min­des­tens ein­mal zum The­ma gemacht. Hei­li­ger Strohsack!

Ja, es hät­te weni­ger schrill sein dür­fen, weni­ger per­sön­lich, über­haupt ein­fach weni­ger. Und frü­her auf­hö­ren. Viel­leicht auch nicht dür­fen, son­dern müs­sen. Den­noch war es erst ein­mal nicht falsch, über die ver­meint­li­che Bau­kos­ten­ex­plo­si­on in Lim­burg zu berich­ten. Schließ­lich wur­de auch der ein oder ande­re Kir­chen­steu­er- und Klin­gel­beu­tel­gro­schen in dem Bau ver­senkt. Da soll­ten die Leu­te ruhig Bescheid wis­sen dür­fen – wie auch bei der Ham­bur­ger Elb­phil­har­mo­nie, dem Ber­li­ner Flug­ha­fen oder dem WCCB in Bonn. Ein biss­chen Trans­pa­renz darf es schon sein. Tebartz-van Elst hat­te im Gegen­satz zu den Vor­an­trei­bern ande­rer aus dem Ruder gelau­fe­ner Groß­pro­jek­te eben nur das Pech, als Ein­zel­per­son fest­mach­bar zu sein.

Wäh­rend andern­orts mit dem Fin­ger auf Auf­sichts­rä­te oder sons­ti­ge Kol­lek­ti­ve gezeigt wer­den kann, muss­te Bischof Franz-Peter ganz allei­ne den bemi­t­ra­ten Kopf hin­hal­ten. Und mit der Maß­lo­sig­keit, die einem Groß­teil der Medi­en heut­zu­ta­ge eigen ist, wur­de im Namen von Quo­te, Klicks und Auf­la­ge mit allem drauf­ge­hau­en, was man in die Fin­ger bekom­men konn­te. Ein unter­ir­di­sches Kri­sen­ma­nage­ment von Sei­ten des Bischofs tat sein Übri­ges zur Eska­la­ti­on dazu. Dabei hät­te er sich ein­fach an einem Klas­si­ker sei­ner katho­li­schen Kir­che bedie­nen kön­nen: Reue als Vor­stu­fe zur Ver­ge­bung. »Ich habe Mist gebaut.« »Ego te absol­vo.« Die Sache wäre vom Tisch gewe­sen. Zumin­dest aber aus den Medien.

2 Kommentare zu “Neulich in Limburg: Habemus Tamtam”

  1. Sehe ich ähn­lich wie du. Das The­ma hat offen­sicht­lich für so vie­le Klicks gesorgt, dass es dau­er­haft am Köcheln gehal­ten wur­de. Leu­te, die sowie­so der Kir­che kri­tisch gegen­über ste­hen sahen sich bestä­tigt und hat­ten end­lich mal wie­der etwas in der Hand. Was der Spie­gel dann auch für Fotos von die­sem von Elst ver­öf­fent­licht hat: Da sah er immer aus wie der übels­te Psychopath.

    Schö­ner Gedan­ke auch zum The­ma »Zure­chen­bar­keit der Schuld«. Stimmt, beim Flug­ha­fen BER ist die­se eben nicht einer Per­son zuzu­ord­nen, son­dern ver­schwin­det im Dickicht der Kom­pe­ten­zen der betei­lig­ten Per­so­nen. Außer­dem ist die Kom­ple­xi­tät des The­mas, die sich auch durch die tech­ni­schen Umstän­de ergibt, für vie­le Leser abschreckend.

    Also mer­ke: Man benö­ti­ge ein ein­fa­ches The­ma und eine Per­son, der man das Ver­sa­gen zuord­nen kann. Und dann ver­an­stal­ten Medi­en wie Spon­line eine Hetz­jagd, bis kein Hahn mehr danach kräht.

    1. Hetz­jagd fin­de ich ein wenig zu hoch gegrif­fen. Bewuss­tes Bischofs-Bas­hing möch­te ich nie­man­dem unter­stel­len. In mei­nen Augen war das eher ein lust­vol­les Rei­ten der all­ge­mei­nen Empö­rungs­wel­le bis die­se bricht. Bei dem aller­dings manch einer ein gesun­des Maß oder jour­na­lis­ti­sche Grund­sät­ze aus den Augen ver­lo­ren hat. Zum Bei­spiel hal­te ich es für völ­lig dane­ben, eine even­tu­el­le Krank­heit als Ursa­che der­art öffent­lich zu dis­ku­tie­ren. (Wobei Spie­gel Online nach mei­nem Emp­fin­den nicht ein­mal im obe­ren Drit­tel der Augemaß­ver­lie­rer dabei war. Da sind mir ande­re in Erin­ne­rung geblieben.)

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