»Baba Jaga«: Abseits gängiger Opernklischees

Löhrzeichen

Hochschulklenkes SoSe 2014
Oper anders erle­ben: 25 Stu­die­ren­de und jun­ge Künst­ler aus 15 Län­dern haben in Maas­tricht »Baba Jaga« geschrie­ben, kom­po­niert und produziert.

Am Anfang stand ein Wunsch. Mehr Oper sol­le es in Maas­tricht geben, vor allem mehr Oper für jun­ge Men­schen und Stu­die­ren­de. »Baba Jaga« ist die Ant­wort auf die­sen Wunsch. Ende März fei­er­te die drei­tei­li­ge Oper im Ope­ra Zuid Huis­thea­ter in Maas­tricht Première.

Die Hand­lung der Oper basiert auf der rus­si­schen Sage von der Hexe Baba Jaga. Als Bett­le­rin ver­klei­det, hat­te deren Die­ne­rin ein­mal an die Tür einer jun­gen Frau geklopft. Zum Dank für eine Spen­de gab sie ihr ein Par­füm, von dem die­se sofort in einen tie­fen Schlaf fiel. Dar­auf bat der Mann der jun­gen Frau aus­ge­rech­net Baba Jaga um Hil­fe. Und die Hexe … jedes wei­te­re Wort ab hier wäre schon des Spoi­lerns zuviel.

Studentisch und international

In drei Vari­an­ten wird die­se Geschich­te erzählt. Der Plot ist dabei jeweils iden­tisch. Den Unter­schied macht der Blick­win­kel, aus dem er erzählt wird. »Ein Teil ist lus­tig, einer eher mär­chen­haft und der drit­te regt zum Nach­den­ken an«, sagt Cle­mens K. Tho­mas. Der 21-jäh­ri­ge Stu­dent aus Frei­burg ist einer von drei Kom­po­nis­ten, die »Baba Jaga« ein musi­ka­li­sches Gewand gege­ben haben. Gemein­sam mit Tho­mas nah­men sich der Nie­der­län­der Jes­se Pas­se­ni­er und der Aus­tra­li­er Antho­ny Leigh Dun­stan des Stü­ckes und damit des ursprüng­li­chen Wun­sches an. Jeder hat einen der drei etwa halb­stün­di­gen Tei­le kom­po­niert, die zusam­men »Baba Jaga« aus­ma­chen. Wie die Blick­win­kel unter­schei­den sich auch die dabei ver­wand­ten Musik­sti­le: mal Jazz, mal zeit­ge­nös­si­sche Musik, mal klas­si­sche Moder­ne. Cle­mens K. Tho­mas: »Im Grun­de sind es also drei Opern statt einer. Auch das ent­spricht dem Grund­ge­dan­ken von mehr Oper.«

Die Umset­zung des Gan­zen ist ein wei­test­ge­hend stu­den­ti­sches Pro­jekt. Auf die Bühne gebracht wird es von Inter­pre­ten, die sich alle in der End­pha­se ihres Stu­di­ums am Con­ser­va­to­ri­um Maas­tricht befin­den. Die Bühnen- und Kostümbildnerinnen sind aktu­el­le Stu­den­tin­nen der Toneel Aka­de­mie Maas­tricht. Der Regis­seur ist ein Absol­vent der Aka­de­mie. Neben dem stu­den­ti­schen Cha­rak­ter ihres Pro­jekts beto­nen die Macher auch des­sen Internationalität.

Ins­ge­samt wir­ken rund 25 ange­hen­de Künstler aus 15 ver­schie­de­nen Ländern mit. Vie­le euro­päi­sche Staa­ten sind dabei, aber auch Mexi­ko, Peru und Aus­tra­li­en. Die Oper selbst, in deut­scher Spra­che ver­fasst und gesun­gen, wird wäh­rend der Vor­füh­run­gen mit eng­li­schen und nie­der­län­di­schen Über­ti­teln vor­ge­tra­gen, was das Inter­na­tio­na­le an »Baba Jaga« unter­streicht. Genau­so wie der Ent­ste­hungs­ort des Werks. »Als Stadt im Drei­län­der­eck und Unter­zeich­nungs­ort der Maas­trich­ter Ver­trä­ge ist Maas­tricht das genau rich­ti­ge Set­ting für die Arbeit an unse­rer Oper«, sagt Cle­mens K. Thomas.

Finanzierungskonzept Crowdfunding

Im Ver­gleich zu den Pro­duk­tio­nen gro­ßer Opern­häu­ser nimmt sich »Baba Jaga« qua­si als Low Bud­get Pro­jekt aus. Alle Betei­lig­ten arbei­ten ehren­amt­lich. Gera­de ein­mal 15.000 Euro beträgt das Gesamt­bud­get, das kom­plett in Büh­nen­bau, Raum­mie­ten und ähn­li­che Auf­wen­dun­gen fließt. Ein Groß­teil der Sum­me wird durch Spon­so­ren, pri­va­te Inves­to­ren und Kul­tur­stif­tun­gen abge­deckt. Die ver­blei­ben­de Lücke schlos­sen die Ver­ant­wort­li­chen über einen Weg, der sich in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit als inter­es­san­te Mög­lich­keit der Kul­tur­fi­nan­zie­rung erwie­sen hat: Crowd­fun­ding. Über 2.500 Euro brach­te eine Samm­lung bei »voordekunst.nl« ein, einem Crowd­fun­ding-Por­tal ver­gleich­bar mit dem deut­schen »Start­next«.

Nicht zuletzt durch die­se Zuwen­dun­gen hat­ten die Macher von »Baba Jaga« die Mög­lich­keit, Maas­tricht den Wunsch nach mehr Oper zu erfül­len. Gleich­zei­tig ist dabei ein Werk ent­stan­den, das gera­de jun­gen Men­schen einen ande­ren Zugang zu Oper bie­tet. »Bei uns kann man Oper neu erle­ben, abseits aller gän­gi­gen Kli­schees«, ver­spricht Cle­mens K. Tho­mas. »Alles ist greif­ba­rer, näher an der Rea­li­tät, ein­fach zeit­ge­mä­ßer.« Bei einer wei­te­ren Auf­füh­rung im April besteht die Mög­lich­keit, sich vom Ver­spro­che­nen selbst zu überzeugen.

Die Ver­an­stal­tung: »Baba Jaga« – 11. April 2014, Abdij Rol­duc, Kerk­ra­de

Die­ser Arti­kel erschien ursprüng­lich im »Hoch­schul­klen­kes« zum Som­mer­se­mes­ter 2014. Dort stan­den auch die unten fol­gen­den Infor­ma­tio­nen zu wei­te­ren stu­den­ti­schen Crowdfunding-Projekten.

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Schwarmfinanzierung

Die Oper »Baba Jaga« wur­de in Maas­tricht unter ande­rem über Crowd­fun­ding rea­li­siert. Auch in Aachen sind in der Ver­gan­gen­heit bereits stu­den­ti­sche Pro­jek­te auf die­sem Wege finan­ziert wor­den. Zwei Beispiele.

»Im Win­ter so schön« ist die Abschluss­ar­beit drei­er Film­stu­den­ten der FH Aachen. Der Film war das bis dahin längs­te Film­pro­jekt der Hoch­schu­le. Für den rund 80-minü­ti­gen Strei­fen konn­ten bekann­te Schau­spie­ler wie Ralf Rich­ter und Jochen Bus­se und sogar ein Hub­schrau­ber für Land­schafts­auf­nah­men gewon­nen werden.

Mit dem Buch­pro­jekt »the­Jour­ney« haben zwei Design­stu­die­ren­de der FH ihre Abschluss­ar­beit kon­se­quent wei­ter­ge­dacht und umge­setzt. Ver­stär­kung erhiel­ten sie dabei von einem Stu­den­ten der Foto­tech­nik. Das illus­trier­te Rei­se­ta­ge­buch basiert auf Ori­gi­nal­zeich­nun­gen, die auf einer zwölf­mo­na­ti­gen Rei­se durch Aus­tra­li­en entstanden.

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