Talentförderung aus Leidenschaft

Jörg Hilger, ASV Bonn

Jörg Hil­ger betreut gleich drei Roll­stuhl­bas­ket­ball­teams als Trai­ner. Sein beson­de­res Augen­merk gilt dabei der Jugendarbeit.

Es ver­geht kaum ein Tag, an dem sich Jörg Hil­ger nicht mit Roll­stuhl­bas­ket­ball beschäf­tigt. Mon­tags, mitt­wochs und frei­tags lei­tet er das Trai­ning der ers­ten bei­den Mann­schaf­ten des ASV Bonn, am Wochen­en­de ste­hen meist min­des­tens zwei Spie­le auf dem Pro­gramm und an den Tagen dazwi­schen sin­niert der 36-Jäh­ri­ge über Tak­ti­ken und Auf­stel­lun­gen. In den Som­mer­mo­na­ten betreut er dar­über hin­aus die nord­rhein-west­fä­li­sche Lan­des­aus­wahl, mit der er in die­sem Jahr den Län­der­po­kal gewann. Wie viel Zeit er ins­ge­samt in sei­ne ehren­amt­li­che Tätig­keit steckt, kann Hil­ger nicht genau sagen. Die­ses straf­fe Pro­gramm macht ihm ohne­hin viel zu sehr Spaß, als dass er es in Stun­den auf­wie­gen woll­te. Beto­nen muss Jörg Hil­ger das nicht expli­zit. Die Lei­den­schaft für sei­ne Tätig­keit ist spür­bar. Sie schwingt zwi­schen jeder Zei­le mit, die er über Roll­stuhl­bas­ket­ball spricht – die­sen Sport, den er vor lan­ger Zeit für sich ent­deckt hat.

Elf Jah­re war er alt, als er durch einen Unfall eine Quer­schnitts­läh­mung erlitt. Zuvor begeis­ter­ter Fuß­bal­ler, mach­te er sich auf die Suche nach einer Sport­art, die ihm ähn­lich viel Spaß berei­ten wür­de. Fün­dig wur­de er eben beim Roll­stuhl­bas­ket­ball. »Mir war schnell klar, dass hier Ath­le­tik und Team­geist am ehes­ten mit dem Fuß­ball zu ver­glei­chen sind«, erin­nert sich Hil­ger an die ers­te Begeg­nung mit die­ser Sport­art. Also mach­te er sich fort­an auf Korb­jagd. 1999 wech­sel­te der Köl­ner zum ASV Bonn, spiel­te für das Team aus Tan­nen­busch über Jah­re in der höchs­ten deut­schen Spiel­klas­se. In den Spiel­zei­ten 99/​00 und 00/​01 gewann er mit der Mann­schaft das Dou­ble aus Meis­ter­schaft und Pokal. Als Natio­nal­spie­ler nahm er zudem an den Para­lym­pics 2004 in Athen teil. Mit dem Gewinn des euro­päi­schen »Wil­li Brink­mann Cups« im Jahr 2009 krön­te er sei­ne glän­zen­de Kar­rie­re. Schon da mach­te ihm eine schmerz­haf­te Ver­let­zung der lin­ken Schul­ter zu schaf­fen, die ihn letzt­lich zum Ende sei­ner Zeit als Akti­ver zwang. In der Fol­ge wech­sel­te er auf die Trai­ner­bank des ASV, wo er bis heu­te tätig ist.

Beson­ders die För­de­rung des Nach­wuch­ses liegt ihm als Coach am Her­zen. Denn die Jugend­ar­beit, so hat er beob­ach­tet, »wird deutsch­land­weit arg ver­nach­läs­sigt.« Mit beson­de­rem Élan wid­met er sich daher der Auf­ga­be, den Talen­ten in sei­nen Teams grund­le­gen­de Eigen­schaf­ten zu ver­mit­teln: Pass­si­cher­heit, bei­spiels­wei­se, tak­ti­sche Dis­zi­plin und immer wie­der das Erzie­len von Kör­ben. Gera­de in der zwei­ten Mann­schaft fällt sei­ne Arbeit auf frucht­ba­ren Boden. Erst vor einem Jahr ist die Trup­pe neu zusam­men­ge­stellt wor­den. Obwohl sei­ner­zeit fünf kom­plet­te Neu­lin­ge mit von der Par­tie waren, ist das Team gleich in der ers­ten Sai­son unge­schla­gen durch die Lan­des­li­ga mar­schiert. Nach dem Auf­stieg in die Ober­li­ga weht sport­lich mitt­ler­wei­le zwar ein etwas raue­rer Wind, den­noch behaup­tet sich die immer noch jun­ge Mann­schaft her­vor­ra­gend – sogar so gut, dass der eine oder ande­re über kurz oder lang das Zeug für das Zweit­li­ga­team haben wird. Sol­cher­lei Fort­schrit­te wir­ken sich auch posi­tiv auf die Per­sön­lich­keit eines jeden Spie­lers aus. »Mit jedem Erfolg wächst das Selbst­be­wusst­sein«, weiß Jörg Hil­ger. »Und das neh­men unse­re Spie­ler mit in ihren nicht immer leich­ten All­tag.« Es ist nicht zuletzt das Schaf­fen sol­cher »Ich kann«-Erlebnisse, wes­we­gen Jörg Hil­ger der Roll­stuhl­bas­ket­ball im All­ge­mei­nen und die Jugend­ar­beit im Spe­zi­el­len so sehr am Her­zen liegen.

Seit eini­ger Zeit erstel­le ich für die Lokal­re­dak­ti­on des Gene­ral Anzei­gers eine Por­trät­se­rie über Bon­ner Bür­ger, die sich auf ver­schie­dens­ten Wegen ehren­amt­lich betä­ti­gen. Dies ist einer der Arti­kel, die in die­sem Zusam­men­hang ent­stan­den sind.

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