Im Anschluss an vier Handvoll Fakten über sich selbst hatte Johannes neulich mich ins Gespräch gebracht, das doch auch einmal auszuprobieren. Ich weiß zwar nicht, ob das überhaupt irgendjemanden interessiert. Trotzdem wollte ich mich seiner Einladung nicht entziehen und habe 20 Dinge zusammengetragen, die die Menschheit wahrscheinlich noch nicht über mich wusste. Also, zumindest ein Großteil der Menschheit. Ob die Leute überhaupt daran interessiert sind, diese Wissenslücken zu schließen … ach, das hatte ich schon. Dann lege ich jetzt also einfach mal los…
- Mein zweiter Vorname lautet Wilhelm.
- Bis vor etwa fünf Jahren konnte ich mit Kaffee nichts anfangen. Das änderte sich schlagartig von einem Tag auf den anderen. Heute kann ich ohne Kaffee nichts anfangen.
- Es macht mich nervös, im Sitzen zu telefonieren. Dauert ein Telefonat länger als zwei Minuten, fange ich an, im Raum auf und ab zu laufen. An besonders telefonlastigen Arbeitstagen kommen da auch schon einmal ein oder zwei Kilometerchen zusammen.
- Obwohl mir meistens auch die Texte geläufig sind, singe ich bei meinen Lieblingsliedern vornehmlich Gitarrensoli oder markante Schlagzeugpassagen mit. Gerne auch laut.
- Seit gut zwei Jahren liegen anderthalb Kapitel eines Buchs auf meiner Festplatte, das ich irgendwann einmal fertig schreiben werde. Irgendwann. Bestimmt.
- Ich fotografiere gerne fotografierende Menschen. Im Idealfall mit dem Objekt, das sie gerade knipsen. Sollte die Sammlung eines Tages groß genug sein, werde ich sie auch herumzeigen.
- Filme, Bücher oder Platten kann ich mit Inbrunst beschissen finden. Trotzdem steht irgendetwas in mir quer, wenn es darum geht, einen Verriss zu schreiben. Der Gedankengang, der mich daran hindert, sieht fast immer so aus: »Junge, ist das schlecht. Das muss ich mal loswerden. Aber vielleicht würden andere das gut finden. Eventuell würden die durch meinen Verriss davon abgehalten, es herausfinden zu wollen. Und wenn ich meine Kritik nett verpacke? Ach, das bringt es doch auch nicht. Ich glaube, ich lasse es einfach.«
- Ich habe kein Problem damit, Bücher, die mich langweilen, auf halber Strecke wegzulegen. Manche bekommen allerdings später noch einmal eine neue Chance. Aktuell liegen auf dem »Nicht schlecht genug, um endgültig aufzuhören«-Stapel fünf Bücher. Alle haben noch das Lesezeichen an der Stelle, an der ich den ersten Versuch abgebrochen habe.
- Ein Film hingegen kann noch so schlecht und langweilig sein. Ich muss mich schon sehr zusammenreißen, ihn nicht bis zum Ende zu schauen. Ich könnte ja eine rasante Wendung zum Guten oder zumindest eine gut gemachte Szene verpassen.
- Überhaupt treibt mich die Sorge an, Wichtiges oder Interessantes zu verpassen. Jeder noch so kleine Schnipsel Information wird lesend, hörend und schauend aufgesaugt, weil ich ihn später vielleicht einmal gebrauchen kann. Wobei mit »später« durchaus auch »Jahre später« gemeint sein kann.
- Nach anderthalb anstrengenden Schuljahren voller Konflikte mit dem Deutschlehrer habe ich den Kurs zu Beginn der Jahrgangsstufe 13 abgewählt. (NRW, Baby!) An meinem grundsätzlichen Interesse am Fach hat es nicht gelegen, weswegen ich mich später auch für ein Germanistikstudium eingeschrieben habe.
- Nach dem Abitur war ich eigentlich fest entschlossen, Informatik zu studieren. Dass es doch anders kam, lag wohl am Zivildienst. Während der 15 Monate habe ich mich so gut wie gar nicht mit dem Thema beschäftigt. Am Ende war das Interesse an der Informatik vorübergehend erkaltet.
- Mitte der Neunziger Jahre habe ich einmal im Fastpitch-Softball-Europapokal mitgespielt. In Ermangelung eines gültigen Spielerpasses unter falschem Namen. Der Cup wurde in Form eines Turniers über fünf Tage im niederländischen Alphen aan den Rijn ausgetragen. Unser Team landete auf Platz 11 von 12.
- Ich trage das Wappen meines liebsten Fußballvereins als Tätowierung auf der linken Wade. Ein Geschenk, das ich mir selbst zum zwanzigsten Jahrestag des ersten Stadionbesuchs gemacht habe.
- Apropos Fußball: Ich habe einmal einen Tagesausflug nach Reykjavik gemacht. Frühmorgens hin, spätabends zurück. Für ein Fußballspiel.
- Zu der Party, auf der ich meine Freundin kennen lernte, wollte ich eigentlich gar nicht hingehen. Auch über acht Jahre später bin ich meinen beiden Freunden Tom und Amien verdammt dankbar, dass sie meine Sturköpfigkeit ignoriert und mich trotz allem dorthin geschleppt haben. Gesagt habe ich ihnen das, glaube ich, noch nie.
- Streits sind nicht das meine. Meine Streitkultur würde ich als sehr ausbaufähig bezeichnen. Ich kann weder laut noch lange, lasse die Meinung der Gegenseite ewig sacken und schiebe Argumente noch ewiger gedanklich hin und her, bevor ich überhaupt etwas erwidere. Dass ich währenddessen schweige, kann gerade emotional ausladende Gegenüber zur Weißglut treiben. Eine völlig unnötige und in den meisten Fällen nicht beabsichtigte Eskalation, an deren Behebung ich arbeite.
- Die CDs in meiner Plattensammlung sind alphabetisch geordnet. Das Vinyl steht nach Genre gekramt beieinander. Wenn ich einmal richtig viel Zeit habe, möchte ich die Platten nach den Farben ihrer Cover sortieren. Das passiert wahrscheinlich, kurz nachdem ich das Buch fertig geschrieben habe.
- Zum Abschalten hantiere ich gerne mit Zahlen herum, mit Quersummen, Primzahlen und irgendwelchen mathematischen Spielereien. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass ich manche Zahlen lieber mag als andere. Die 17, zum Beispiel, finde ich super, geradezu schön, während mir die 8 unheimlich hässlich erscheint.
- Der Rhythmus eines Textes ist mir sehr wichtig. Ohne passenden Flow habe ich weder am Lesen, noch am Schreiben Spaß. Trotzdem bin ich kein ausgewiesener Freund von Gedichten. Außer Limericks. Die wiederum liebe ich von ganzem Herzen.
So, dann wäre jetzt also der Moment gekommen, an dem ich das Blogstöckchen – denn um ein solches handelt es sich hier – weiter werfen »darf«. Nur in welche Richtung? Aufdrängen möchte ich es niemandem so recht. Aber weil ihre Namen eh schon gefallen sind, haben vielleicht Amien und Tom Lust, sich zu beteiligen. Ansonsten lege ich das Stöckchen einfach hier hin. Wer sich dazu berufen fühlt, mag es nehmen und benutzen.
Ja, ich gehöre zweifelsfrei zu den Menschen, die
a) es interessiert, was du da schreibst
b) von maximal eindreiviertel der Aufzählungspunkten überrascht wurden
c) leider keinen Blog haben, um das Stöckchen zu holen
Und deshalb oder vielleicht aus ganz anderen X Gründen sage ich dir ein herzliches »Danke« für diesen Text. Wenn ich mal auf deine Plattensammlung aufpassen soll, damit der verdammte Roman endlich fertig wird, sag einfach Bescheid…
Vielen Dank für das Angebot. Mal sehen, ob ich darauf zurückkommen werde. Die maximal eindreiviertel Aufzählungspunkte interessieren mich jetzt schon, das klären wir aber mal offline.
Sehr sympathisch übrigens! :)
Danke gleichfalls. \o/