Knapp elf Monate ist es mittlerweile her, dass ich mich an einer Blogparade von Tanja Praske beteiligt habe. Seinerzeit fragte sie nach faszinierenden Kulturerlebnissen, die die jeweiligen Teilnehmer gemacht hatten. Zuallererst ist mir damals ein Musik-Festival in den Sinn gekommen.
Aktuell hat Tanja wieder zu einer Blogparade aufgerufen. Ein persönlicher Kultur-Tipp soll es sein. Und wie schon im vergangenen Jahr war mein erster Gedanke ein Festival – eines, das am kommenden Wochenende in Essen stattfinden wird: das Denovali Swingfest.
Wenn der Herbst kommt, lädt das Bochumer Plattenlabel Denovali Records seit 2007 alljährlich nach Essen. Über mittlerweile vier Tage erstreckt sich das Swingfest, bei dem die Besucher sich mit all der großartigen Musik beschäftigen können, die bei Denovali erscheint. Oder die in den musikalischen Kosmos der Labelbetreiber passt.
Poppig wird es dabei eher selten. Denn Denovali hat sich vor allem den Nischen der zeitgenössischen Musik verschrieben. Da kommen die ganz Stillen – etwa Poppy Ackroyd – ebenso zu Wort wie die ganz Lauten.
Im Lauf der Jahre – mein erstes Swingfest war 2010 – habe ich eine ganze Reihe von Künstlerinnen und Künstler beim Swingfest kennengelernt, die seither regelmäßig auf meinem Plattenspieler zu Gast sind. Ich versteige mich nicht mit der Behauptung, dass sie ohne dieses großartige Festival wahrscheinlich nie in mein musikalisches Blickfeld gelangt wären. Vielen Dank dafür.
Es ist vor allem die Vielfalt des Swingfests, die mich seit meinem ersten Besuch fasziniert. Da gibt es Jazz neben Doom, experimentelle Klangkunst neben Postrock, massive Gitarrenwände neben zerbrechlichen Pianofrickeleien. Ein wenig Offenheit und Neugier kann bei einem Besuch des Festivals definitiv nicht schaden. Am Ende geht man bereichert nach Hause – bereichert um neue Lieblingsmusiker, um großartige Konzerterfahrungen und um nette Begegnungen.
Denn so unterschiedlich die Musik, so unterschiedlich sind auch die Gäste vor Ort. Da steht der freundliche Oberstudienrat in Bundfalte neben dem vermeintlich grimmigen Metaller in Schwarz, ohne einander auch nur im Entferntesten kritisch zu beäugen. Weil jeder die Leidenschaft für Musik beim anderen anerkennt, ist hier niemand fehl am Platz. Die Veranstalter tragen ihr Übriges zu diesem ganz besonderen Flair des Swingfests bei – zu dieser äußerst angenehmen Atmosphäre, die ich während all meiner Jahre als Konzertgänger in dieser Art noch auf keinem anderen Festival erlebt habe.
Egal ob an der Kasse, an der Theke oder der Garderobe: Irgendwie sind alle Leute die ganze Zeit über unheimlich nett. Eigentlich bescheuert, dass ich das extra betone. Aber es ist mir bei meinen bisherigen Besuchen eben ganz besonders aufgefallen. Zudem ist die Location mit der Weststadthalle in Essen sehr passend gewählt – mit ihrem Backsteincharme und in netter Nachbarschaft gelegen. Leckere Küche zu kleinen Preisen und diverse Plattenstände für Vinylenthusiasten und CD-Freunde bilden dann noch das Tüpfelchen auf dem i. Wer es noch einmal explizit lesen möchte: Ich bin Swingfest-Fan.
Das diesjährige Festival startet am Donnerstag mit einem kleinen, feinen Piano-Abend, ehe es ab Freitag drei Tage lang größere Konzerte gibt. Ich selbst schaffe es in diesem Jahr nur am Sonntag nach Essen. Dann werde ich zumindest einen Tag lang eine Menge guter Sachen sehen und hören. Zum Abschluss gibt es mit Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra eine kanadische Band, die schon seit einer halben Ewigkeit auf meiner »Die möchte ich unbedingt mal live sehen«-Liste steht. Ich freu mir jetzt schon ein Loch in den Bauch.
Sollte am Ende dieser Zeilen jemand Interesse am Essener Swingfest verspüren: Weitere Informationen gibt es auf der zugehörigen Seite drüben bei Denovali. Tickets – Kombi, aber auch Tagestickets – sind nach meinem Kenntnisstand noch erhältlich. Und wer vorab hören möchte, was ihn erwarten würde, hat dazu reichlich Gelegenheit. Inzwischen schon fast traditionell haut Denovali vor dem Festival einen Sampler raus, auf dem alle teilnehmenden Künstler zu hören sind. Der aktuelle Sampler umfasst 26 Stücke und steht bei Soundcloud bereit – zudem als kostenloser Download im Denovali-Online-Shop.
Lieber Christoph,
oh wie schön, dass du wieder bei meiner Blogparade dabei bist! Klasse, dass ich dabei wieder etwas über ein Festival erfahre und hier sogar noch hingehen könnte, wenn Essen schnell von München aus zu erreichen wäre.
Das Ruhrgebiet fasziniert mich immer mehr – danke deines Artikels und den anderen Teilnehmern von #KultTipp. Rouven Kasten schrieb über das Traumzeitfestival, Anke über Ausstellungen in Köln und ein Blog aus dem Ruhrgebiet versorgt mich in den Kommentaren zur Zeit mit interessanten Ausstellungen bei »Euch« – toll!
Ich habe mal kurz in Soundcloud hineingehört: spannend, ich glaube, wenn ich könnte, hätte ich anschließend sicherlich auch ein paar Lieblingsmusiker bei mir zu Hause mehr *seufz*
Vielen herzlichen Dank für deinen wunderbaren Kultur-Tipp!
Schöne Grüße aus München
Tanja