Irgendwann musste es ja passieren. Nach etlichen Abschieden mit Countdown, letztem Spiel, allerletztem Spiel und jetzt aber wirklich finalem Kick werden am Tivoli seit Ende September Nägel mit Köpfen gemacht. Der Abriss hat begonnen. Riesige Baggerschaufeln pflügen derzeit die alten Tribünen um. Durch eine Schneise im Aachener Wall transportieren LKWs Schutt ab, der jahrzehntelang meinen Lieblingsverein beherbergt hat. Die Gewissheit, dass der gute, alte Schuppen demnächst einfach verschwunden sein wird, geht nicht nur mir an die Nieren. Gehörte es für viele Fans in den vergangenen Monaten zum festen Spieltagsritual, auf dem Weg zum neuen Stadion beim alten vorbei zu sehen, nehmen die meisten in diesen Tagen eher einen Umweg. »Das Elend gucke ich mir nicht an«, lautet die einhellige Meinung. Und die Rede ist tatsächlich nicht vom Gekicke im Postkasten.
Gar nicht zimperlich
In Anbetracht der Tatsache, dass eigentlich niemand unter den schwarz-gelben Anhängern diesen Abriss begrüßt, sorgt ein PR-Stunt unseres aktuellen Oberbürgermeisters für nachhaltiges Kopfschütteln. Wie um alles in der Welt ist Marcel Philipp nur auf die Idee gekommen, sich am ersten Tag dieser Planieraktion breit grinsend auf einem Bagger ablichten zu lassen? Welche Botschaft wollte er damit wohl vermitteln? »Ich hack Euch jetzt die alte Bude klein«? Aber vielleicht darf man einfach nicht zimperlich sein, wenn man sich für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern seiner Stadt verewigen möchte. Für den einen oder anderen wird Herr Philipp bis zum Sankt Nimmerleinstag der Mann sein, der »damals mit der Bagger in die Tribüne reinjekloppt hat.« Je nach Herangehensweise ist das allemal besser, als einfach in Vergessenheit zu geraten.
(»Kurvendiskussion«, meine allmonatliche Kolumne zur Alemannia aus Aachen erscheint meistens hier. Meistens.)