Glory Days

Frei(z)heit

Vor kur­zem hat Han­ne­lo­re Kraft ange­regt, den 500. Jah­res­tag der Refor­ma­ti­on, den 31. Okto­ber 2017, in NRW als Fei­er­tag zu bege­hen. Kol­le­gin Git­ta und ich haben den Vor­schlag dann gleich zum The­ma unse­res all­mo­nat­li­chen »Pro und Contra«-Abtauschs in der »Schnüss« gemacht. Dabei hat Git­ta unter der Über­schrift »Holy Days« (mit y!) gleich noch ein hal­bes Dut­zend Fest­lich­kei­ten aus aller Her­ren Län­der her­aus­ge­kramt, die man schon ab 2014 in den hie­si­gen Kalen­der ein­bau­en könn­te. Ich konn­te und woll­te ihr bei die­sem Vor­stoß nicht fol­gen. Denn ich sehe die Sache eher so:

Noch ein Fei­er­tag mehr? Oder gleich ein gan­zer Hau­fen davon? Natür­lich könn­te jeder Mensch ein Plus an frei­en, erhol­sa­men, schlicht­weg schö­nen Tagen gut gebrau­chen – aber doch bit­te nicht auf Anord­nung von ganz oben, von außen oder sonst woher. Schließ­lich sind schon die bereits exis­tie­ren­den Fei­er­ta­ge oft­mals eine ech­te Belas­tung, ganz gleich, ob nur ein Bun­des­land oder die gesam­te Repu­blik betrof­fen sind. Wäh­rend alles still steht, die Geschäf­te geschlos­sen sind, der ÖPNV mit Son­der­fahr­plan unter­wegs ist und unter Umstän­den nicht ein­mal getanzt wer­den darf, las­tet auf dem Fei­er­tags­end­ver­brau­cher der Druck des Frei­zeit­stres­ses. »Du hast 24 Stun­den, etwas Beson­de­res aus die­sem Tag zu machen«, brüllt ihn der Kalen­der an. »Jetzt amü­sier Dich auch gefälligst!«

Manch einer kapi­tu­liert vor die­ser Auf­ga­be, nimmt sich ein biss­chen Arbeit mit nach Hau­se oder geht gleich ins Büro. Weil da alles so schön still ist und man end­lich ein­mal in Ruhe vor sich hin­ma­lo­chen kann. Auch das ist eine Form der inne­ren Ein­kehr, wenn auch nicht unbe­dingt die, die den Kir­chen als Erfin­der der Fei­er­ta­ge vor­ge­schwebt sein dürf­te. Wie­der ande­re gera­ten auf der Suche nach der per­fek­ten Akti­vi­tät in fami­li­en­in­ter­ne Strei­tig­kei­ten. Und wer kei­ne Fami­lie zum Strei­ten hat, schiebt eben den klas­si­schen Fei­er­tags­blues der Einsamen.

Nein, eine von außen auf­ge­drück­te Ter­min­pla­nung in Sachen Fei­er­ta­gen kann ein­fach nicht funk­tio­nie­ren – auch nicht mit x wei­te­ren Tagen. Dazu sind unser aller Bedürf­nis­ka­len­der ein­fach zu unter­schied­lich. Was nützt der Refor­ma­ti­ons­tag, wenn er in den jewei­li­gen Kalen­der ein­fach nicht pas­sen möch­te? Dar­um rufe ich Euch zu: Ja, nehmt Euch das Recht auf Fei­er­ta­ge, aber lebt es ganz indi­vi­du­ell. Du, Nadel­strei­fen­mann im Büro, lass den Stift doch pünkt­lich fal­len und genie­ße den Rest des Tages mit Dei­nen Lie­ben. Und Du, Kran­ken­schwes­ter, erle­be Gro­ßes zwi­schen Dei­nen Schich­ten, wann immer Du das willst. Fei­er­tag ist, wenn Du ihn dazu machst. Nicht, wenn der Kalen­der es Dir diktiert.

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