Mit einer Ausstellung zu den römischen Wurzeln der Euregio geht das Centre Charlemagne auf dem Aachener Katschhof ins neue Jahr.
Während das Karlsjahr 2014 in den letzten Zügen liegt, übernimmt ein römischer Imperator im Centre Charlemagne das Zepter. Die erste Ausstellung im nun – nach Karlstrias und anschließendem Weiterbau – wiedereröffneten Bau auf dem Katschhof stellt nicht unser aller Carolus in den Mittelpunkt, sondern Augustus. Schon ein wenig früher als Karl hat der Limes-Errichter der Euregio seinen Stempel aufgedrückt.
Und den heute noch sichtbaren Spuren dieses Stempels forscht »Fahndung nach Augustus – Suche nach den Wurzeln der Euregio« nach. Dabei werden erste Ergebnisse der »Euregionalen Vicusgruppe« präsentiert, einem Zusammenschluss von Archäologen und Historikern aus Aachen, Heerlen, Jülich und Maastricht. Alle vier Orte wurden bereits zu Zeiten der Römer in hiesigen Breiten bewohnt und bewirtschaftet – als kleinstädtische Siedlungen, seinerzeit Vicus genannt.
Im internen Alters-Wettstreit rangiert Aachen hauchdünn vor Heerlen, Jülich und Maastricht.
Vor zwei Jahren hatte diese Gruppe ihre Erkenntnisse auf einen Haufen geworfen, um fortan an einem gemeinsamen Forschungs-Strang zu ziehen. »Wir hatten alle unendlich viele Grabungen, die es auszuwerten galt«, sagt Gilbert Soeters, Stadtarchäologe aus Maastricht. »Seit wir das gemeinsam tun, läuft es hervorragend.« Schnell stellten sich Ergebnisse ein – etwa, dass die vier Vici tatsächlich schon zu Augustus Zeiten bestanden, dass sie also »so alt wie Weihnachten sind«, wie es Aachens Stadtarchäologe Andreas Schaub pointiert formuliert. Im internen Alters-Wettstreit rangiert Aachen hauchdünn vor Heerlen, Jülich und Maastricht.
Passend zum Weihnachtsvergleich empfängt den Besucher nach dem Eingang eine überdimensioniertes Zitat aus der Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium, in dem eben von Augustus die Rede ist. Selbst mit ausschließlich klerikaler Vorbildung weiß dadurch jeder gleich zu Beginn, dass das Historische, das hier vermittelt wird, gut 2.000 Jahre alt ist.
Im weiteren Verlauf zeigt die Ausstellung Exponate (Keramik, Münzen, Fibeln, Holzfunde) aus eben dieser Zeit, legt aber auch die Methoden dar, mit denen diese analysiert worden sind. Prunkstück von »Fahndung nach Augustus« ist der Hinterkopf einer Büste (Foto rechts) aus augusteischer Zeit, die in Jülich gefunden wurde. Damit dieses (vermutete) Abbild des Kaisers nicht gesichtslos bleibt, wurde im Vorlauf sogar das LKA eingeschaltet, um ein Phantombild von Augustus anzufertigen. Mehr Fahndung geht nun wirklich nicht.
Die Arbeit der »Euregionalen Vicusgruppe« wird auch über das Ende der Ausstellung am 15. Januar 2015 hinaus fortgesetzt. »Schließlich«, so sagt Wim Dijkman (auch Foto rechts) vom Maastrichter Centre Ceramique »müssen wir noch ein bisschen weitergraben, um mit den anderen Orten altersmäßig gleichzuziehen.«
Derweil überlässt der Namenspatron des Centre Charlemagne dem Römer Augustus nicht komplett das Feld. In der Dauerausstellung ist und bleibt Karl der Große natürlich der Star. Wäre ja auch noch schöner.
Eine gekürzte Fassung dieses Artikels erschien in der Dezember-Ausgabe des »Klenkes«.