Wie in alten Zeiten: Alemannia gegen Rot-Weiss Essen

IN DER PRATSCH, Ausgabe 16

»In der Bibel steht geschrieben:
Du sollst Dei­ne Fein­de lieben.
Dabei eines nicht vergessen:
Auf die Fres­se, Rot-Weiss Essen!«

Von der Regio­nal­li­ga West bis zur Zwei­ten Bun­des­li­ga sind wir uns immer wie­der über den Weg gelau­fen. Über die Jahr­zehn­te hin­weg bist Du für uns zu einem gehass­lieb­ten Riva­len gewor­den. Mit Dir ver­bin­den wir Erin­ne­run­gen an gute, alte Zei­ten. An gro­ße Sie­ge und der­be Nie­der­la­gen. Aber auch an die Hoch­zeit des Fuß­ball­ra­bau­ken­tums. Aus­wärts hat­test Du eine Men­ge Pöbel und Gesocks im Schlepp­tau. Bei Dir zu Hau­se fühl­ten wir uns ganz beson­ders unwill­kom­men. Du warst eines die­ser Schmud­del­kin­der, vor dem uns unse­re Eltern immer gewarnt haben. »Mit Essen spielt man nicht«, haben sie gesagt. Wir haben es trotz­dem getan. Oft haben wir danach behaup­tet, dass wir gut und ger­ne auf Dich ver­zich­ten könn­ten. Und es doch nie so gemeint. Mach’s gut, RWE. Es wäre schön, wenn wir uns eines Tages noch ein­mal über den Weg lau­fen würden.

So stand es damals geschrie­ben, im Juni 2010. Am Ende der 16. Aus­ga­be des Ale­man­nia-Fan­zines »In der Pratsch« kam mir die Auf­ga­be zu, ein paar Wor­te zur Situa­ti­on von Rot-Weiss Essen zu ver­lie­ren. Sei­ner­zeit muss­te der Ver­ein Insol­venz anmel­den, um in der Fol­ge in den Nie­de­run­gen des Ama­teur­fuß­balls zu ver­schwin­den. Und RWE ließ uns nicht kalt genug, das Gan­ze unkom­men­tiert zu las­sen. Der Wie­der­se­hens­wunsch am Ende war in dem Zusam­men­hang völ­lig ernst gemeint.

Aller­dings hat­te ich, hat­ten wir uns das etwas anders vor­ge­stellt. Irgend­wann soll­te Rot-Weiss Essen wie­der mit uns in Liga Zwei spie­len. Dass die Num­mer anders gelau­fen ist, dürf­te sich her­um­ge­spro­chen haben: Das Wie­der­se­hen fand im Ama­teur­fuß­ball statt. Gut zwei Jah­re nach RWE, im Novem­ber 2012, trat auch die Ale­man­nia vor den Insol­venz­rich­ter. Der dar­aus resul­tie­ren­de Abstieg im Som­mer 2013 führ­te unse­re Wege wie­der zusam­men. Kom­men­den Sams­tag tre­ten wir zum ins­ge­samt vier­ten Mal gegen­ein­an­der in der Regio­nal­li­ga West an. Zwei Tra­di­ti­ons­klubs in Liga Vier, aktu­ell Spit­zen­rei­ter und Tabel­len­zwei­ter. Um die Jah­res­wen­de ist ein regel­rech­ter Hype um die­se Par­tie ent­stan­den. Seit rund drei Wochen ist das Sta­di­on ausverkauft.

Und genau die­ses Spiel zeigt, was Duel­le mit Rot-Weiss Essen so beson­ders machen. Wenn der Ball rollt, kann ich sie nicht lei­den. Aber ansons­ten seh ich doch gewis­se Par­al­le­len. Die bewe­gen die Men­schen in ihrer Stadt genau­so wie es die Ale­man­nia in Aachen tut. Die Liga scheint da letzt­lich völ­lig egal. Sagen­haf­te 5.000 Leu­te brin­gen die aus Essen mit. Ins­ge­samt wer­den 30.313 Zuschau­er dabei sein – ein­sa­mer Rekord in Sachen Regio­nal­li­ga. Es wird laut, es wird grel­lig, es wird groß­ar­tig. Wenn die Ale­man­nia am Ende auch noch gewinnt, wäre die Geschich­te rund. Seit Tagen habe ich unfass­bar Bock.

Viel­leicht wer­den wir eines Tages in Erin­ne­run­gen an die­ses Spiel schwel­gen, das die Wen­de zum Guten bedeu­te­te. Irgend­wie fühlt es sich momen­tan ein biss­chen wie Auf­bruch an, wie die ers­ten Schrit­te am Hang nach durch­schrit­te­ner Tal­soh­le. Inwie­weit sich die­ses Gefühl bestä­ti­gen wird, kann nur die Zukunft sagen. Bis dahin gilt: End­lich wie­der Fuß­ball vor einer ange­mes­se­nen Kulis­se – sogar mit Live-Über­tra­gung im WDR-Fern­se­hen.

Was bei aller Riva­li­tät, enger Tabel­len­si­tua­ti­on und wahr­schein­lich Aggres­si­vi­tät auf dem Platz nicht sein muss, ist im Übri­gen ein wei­te­res Fuß­ball­ra­bau­ken-Kapi­tel. (Dar­um möch­te ich das »Gedicht« im ein­gangs zitier­ten Text auch eher als »Uh, wir sind so böse«-Folklore ver­stan­den wis­sen.) Das sehen auch die orga­ni­sier­ten Fans bei­der Lager so, wes­we­gen sie die­sen Auf­ruf ver­fasst haben. Pri­ma Sache. Hat­te ich eigent­lich schon erwähnt, dass ich unfass­bar Bock habe?

(Ich wur­de eben dar­auf hin­ge­wie­sen, dass ich Rot-Weiss Essen zunächst falsch geschrie­ben hat­te – mit »ß«. Das wur­de jetzt behoben.)

11 Kommentare zu “Wie in alten Zeiten: Alemannia gegen Rot-Weiss Essen”

  1. schauch!
    mit de ASEAG auf der Tivel­li und jejen die jewin­nen, wat könnt et Schönn­res jeben?

    Ale­man­nia ist Heimat.
    Pathos, Grell und Krau, wun­der­bar. Und dann noch net­te Leu­te um dich rum.
    1–0 (unbe­rech­tig­ter Hand­elf­me­ter, mein Lieblingsszenario)

  2. Ich hab vor allem unfass­bar Bock drauf, end­lich mal wie­der nicht auf lee­re Rän­ge zu gucken. Die­ses »Modefan«-Gejammer ist mir dabei übri­gens auch egal. Kann man sich in Liga 4 tat­säch­lich spa­ren. Aber Chris­toph, wie soll ich die Zeit bis zum Spiel rum­krie­gen?? Plan?

  3. Jau, Mann, passt so.
    Man respek­tiert und beschimpft sich gegen­sei­tig. Daher ist der »Fres­se« Spruch mehr eine Lie­bes­er­klä­rung. ( Nach einem Müns­ter-Spiel: Der Preus­se sang: »arbeits­los , und kein Geld im Porte­mon­naie, Super RWE, super RWE« , ich auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te « hur­ra, das gan­ze Dorf ist da!«, in der Mit­te ein gestreß­ter Poli­zist, der uns abwech­selnd hef­tig auf­for­der­te zu schwei­gen. Rund­um gedie­ge­nes Geläch­ter der Nicht­be­tei­lig­ten, so soll es sein.)
    Was glaubt Ihr, wie wir uns freu­en, mal wie­der einen nam­haf­ten Geg­ner in vol­ler Bude zu erle­ben? Wun­dert Euch nicht, was man so hört wer­den wohl 1000 Esse­ner mehr im Tivo­li ver­teilt sein als die geknub­bel­ten 5000. Euch und uns ein gei­les Spiel, und daß die Gestör­ten auf bei­den Sei­ten im Zaum gehal­ten wer­den. Bis Sams­tag, dann könnt Ihr mal win­ken: N2 Rei­he 8 Platz28. Nur der RWE!

    1. Ganz schön krea­tiv der Preus­se. Mit »Super RWE« kann­te ich den Song noch gar nicht. Gute Anrei­se am Sams­tag. Wir win­ken mal.

  4. Kling­glöck­chen, klin­gel­k­lin­ge­kling, Kling­glöck­chen­k­ling RWE wird Meis­ter, Vik­to­ria nur zwei­ter, Aachen wird nur drit­ter, oh wie is dat bitta…

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