Friedensnobelpreis: Der Peacemaker an Opas Kaffeetafel

Vorahnung

Der Hel­mut, das wäre einer für den Frie­dens­no­bel­preis gewe­sen. Unge­fähr zwei­mal pro Jahr kam ich frü­her in den Genuss, den Aus­füh­run­gen die­ses gro­ßen Visio­närs und Welt­po­li­tik­ver­ste­hers zu lau­schen. Zum Geburts­tag und zum Namens­tag mei­nes Opa Fritz saß sein alter Kum­pel Hel­mut mit uns am Kaf­fee­tisch und ließ uns klei­ne Lich­ter an sei­nen Ideen zur Lösung glo­ba­ler Pro­ble­me teil­ha­ben. Auch wenn er ob unse­rer man­gel­haf­ten Vor­kennt­nis­se dafür manch­mal etwas wei­ter aus­ho­len muss­te. Mit der Exper­ti­se eines russ­land­feld­zu­g­er­prob­ten Vete­ra­nen hat­te er sich dabei vor allem auf die jeweils aktu­el­len Kriegs- und Kri­sen­ge­bie­te unse­res Pla­ne­ten spezialisiert.

Falk­land, Ruan­da, Jugo­sla­wi­en: Hel­mut hat sie alle gehabt. Er hat sie alle bis in tiefs­te Tie­fen durch­schaut. Und er hat immer gewusst, was an den ver­schie­de­nen Brand­her­den zu tun wäre, um zu löschen. Spä­tes­tens, aber auch frü­hes­tens nach dem Ende des Kon­flikts durf­ten wir von ihm erfah­ren, dass er aber auch haar­ge­nau die­sel­ben Ansät­ze gehegt habe, um die ver­fein­de­ten Par­tei­en an einen Tisch zu bekom­men. Die­ser ver­gleichs­wei­se spä­te Zeit­punkt sei­ner Offen­ba­rung als Pea­ce­ma­ker lag zumeist dar­an, dass Geburts­ta­ge und Namens­ta­ge von Opa Fritz sel­ten mit der­lei Rei­be­rei­en an ande­ren Ecken der Erde zusam­men­fie­len. Kla­ro, sonst hät­te uns Hel­mut sicher viel frü­her in sei­ne Plä­ne eingeweiht.

Was ich aller­dings nie so recht ver­stan­den habe, ist, war­um er sei­ne offen­sicht­li­chen Fähig­kei­ten als Diplo­mat nie in den Dienst der Mensch­heit gestellt hat. War­um er zum Bei­spiel nie mal bei der UN ange­ru­fen hat. Oder zumin­dest im Kanz­ler­amt. Aber dafür war er wohl ein­fach zu beschei­den. Viel­leicht wäre der Nobel­preis – ver­dient hin oder her – dann doch nix für ihn gewe­sen. Am Ende wäre er bei der Ver­lei­hung noch umge­kippt. Hel­mut reg­te sich immer so furcht­bar schnell auf. Die Kan­ne mit dem kof­fe­in­frei­en Kaf­fee stand bei Opas Namens- und Geburts­ta­gen immer direkt vor sei­nem Platz.

Schon in der Novem­ber­aus­ga­be des Bon­ner Stadt­ma­ga­zins »Schnüss« hat­ten sich Kol­le­gin Git­ta und ich Gedan­ken gemacht, wem wir einen Nobel­preis ver­lei­hen wür­den. Mir war spon­tan eben die Kom­bi­na­ti­on Frie­den und Hel­mut ein­ge­fal­len. (Git­ta wie­der­um kam auf Phy­sik und ihre Tan­te Tilla.)

3 Kommentare zu “Friedensnobelpreis: Der Peacemaker an Opas Kaffeetafel”

  1. naja, viel­leicht haben die in Oslo auch kal­te Füße bekom­men, weil Hel­mut neben all sei­ner urwüch­si­gen frie­dens­stif­ten­den Kraft auch Groß­meis­ter im Dis­senz ohne über­flüs­si­gen diplo­ma­ti­schen Schnick­schnack war. Mal waren es die Sozis, dann die Bon­zen, dann war frü­her (ger­ne auch »frü­her beim Kom­miss«) alles bes­ser oder heu­te alles undankbarer.
    Ich stel­le mir den alten ‑hüs­tel- Wut­bür­ger gera­de an der nor­we­gi­schen Abend­brot­ta­fel vor, wie er bis zur Dosie­rung des Dills am Stre­mel­lachs erst­mal alles anpran­gert und unge­schminkt und ‑gefragt die unbe­que­me Wahr­heit (ger­ne auch gleich­zei­tig meh­re­re Sei­ten der Medail­le, da war er nicht so klein­lich) in die Run­de krakeelt.
    Obwohl, gera­de den­ke ich, dass er dem Kern­ge­schäft des Preis­stif­ters sicher alle Ehren gemacht hät­te und, dass es schließ­lich immer einen Muti­gen braucht, der die Wahr­hei­ten her­aus­brüllt. und sei­en sie noch so ver­meint­lich banal…Insofern: Oslo, über­neh­men Sie!!!!

    1. Also, habe ich das rich­tig ver­stan­den, dass ich Dei­nen Namen mit drun­ter­schrei­ben darf, wenn ich den Antrag die Tage nach Oslo faxe? Zwei Stim­men wür­den dem Anlie­gen »Hel­mut« mehr Nach­druck verleihen.

      1. viel­leicht n Kom­bi­an­trag mit Lands­män­nin Erika?!
        Wäre sicher ein fein­füh­li­ges Erfolgs­duo mit bes­ten Auszeichnungsaussichten.….

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